Historisches Sachsen
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Grillenburg   
 
Allgemeines
 
Information

Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge

Beschreibung
Auf einer Lichtung, inselartig von einem Teich umgeben, mitten im Landschaftsschutzgebiet "Tharandter Wald" erhebt sich an der sächsischen "Silberstraße", auf halben Wege zwischen Dresden und der Bergstadt Freiberg, die Jagdhausanlage, deren Ursprünge bis in das 12. Jahrhundert zurückreichen.
Die Anlage diente als markgräfliche Jagdpfalz, wurde aber vermutlich um 1429/30 durch Hussiten zerstört. Grillenburg geriet in Vergessenheit.
Unter der Regentschaft des Kurfürsten August begann abermals die Zeit der großen Jagden im Tharandter Wald. 1554 erließ der Kurfürst folgende Anordnung: "Von Gottes Gnaden, wir Augustus Churfürst...tun kund und zu wissen, daß wir gegenwärtigen unseren Amtmann zu Radeberg, Senftenberg und Lausnitz, Hansen von Dehn, aufgelegt und befohlen haben, uns ein neu Jagdhaus auf dem Tharandischen Walde bey dem Netzhause, nach Anweisung eines Musters, des wir uns zuvor beratschlagt und verglichen für (bis) künftigen Herbst zu bauen und aufzurichten."
Die Anlage des Jagdhauses kam nicht von ungefähr. Noch zur Zeit des Kurfürsten August waren die Verkehrsverhältnisse zwischen Dresden und dem Schloss Tharandt so ungünstig, dass es kaum verwundert, wenn sich der Landesherr entschloss, die administrative Verwaltung des Amtes Tharandt wieder an die Stelle zu verlegen, auf der seine Vorfahren ihre Jagdpfalz so lange inne hatten. Von hieraus war das Treiben im Walde und auf seinen Wegen besser zu übersehen, als von dem abgelegenen Tharandt. So errichtete Mitte des 16. Jahrhunderts Hans von Dehn-Rothfelser auf Befehl des Herrschers eine kurfürstliche Jagdanlage, bestehend aus dem "Fürstenhaus", der "Schösserei" sowie Stallungen für Pferde. Sie sollte ihm "die Grillen vertreiben", also zur Entspannung beitragen. Gleichzeitig diente sie als Verwaltungssitz des Amtes und der Justiz von Grillenburg-Tharandt. Als die Wettiner mit ihrer Burg Tharandt nichts mehr anzufangen wussten, ordnete Kurfürst August 1568 die Räumung des Gebäudes an. Bedienstete schafften alles Verwertbare zum Bau des Jagdhauses in Grillenburg und für andere Bauvorhaben fort.
Das Hauptgebäude, das sogenannte "Fürstenhaus", baute sich auf einem winkelförmigen Grundriss auf. Äußerlich war es völlig schmucklos, nur die Fenster- und Türgewänder bestanden aus Sandsteinstücken mit geringer Profilierung. Sein Dach war mit Schindeln bedeckt. Im Innern verband eine Steintreppe das Ober- und Untergeschoss. Den unteren Bereich nahm eine große Hofstube mit Küche sowie eine Jägerstube ein. Im Obergeschoss lagen die einfach ausgestatteten Fürstenzimmer.
Das zweite große Gebäude, die Schösserei, diente dem Schösser als Dienst- und Wohnsitz. Zu Weihnachten 1654 fiel die Schösserei und ein angebauter Pferdestall einem Feuer zum Opfer. Doch das Gebäude wurde wieder aufgebaut und nach der Brücke zu verlängert.
Als letzter Bau entstand 1599 das eigentliche Jägerhaus. Hierzu nutzte man noch vorhandene Fundamente, die über viele Jahre ungenutzt vorhanden waren. Das Jägerhaus war ein zweigeschossiger Fachwerkbau mit ausgebautem Dachgeschoss und Satteldach in Schindelbedeckung. Im Untergeschoss waren vier große Stuben und eine kleine Küche vorhanden. Das Obergeschoss nahm vier Kammern und einige Räume unter dem Dachboden auf. Fenster und Türen stammten vom alten Schloss in Tharandt.
1614 erreichte die Anlage ihre größte Ausdehnung. In den folgenden Jahren wurden immer wieder bauliche Veränderungen vorgenommen. So löste eine von Matthäus Daniel Pöppelmann 1730 gebaute Sandsteinbrücke die alte Holzbrücke über den Gondelteich ab. Um 1855 erhielt die Schösserei ihr heutiges Biedermeieraussehen und galt danach als königliches Jagdschloss. Im 19. Jahrhundert verfüllte man alle Teiche, bis auf den Gondelteich.
So sehr man sich auch bemühte, die Jagdanlage instand zu halten, traten doch immer wieder Schäden auf. Bereits in den Jahren 1559 und 1562 wird von schweren Sturmschäden an den Schindeldächern und Fenstern berichtet. Um 1750 musste der Baumeister Irmisch erneut Ausbesserungsarbeiten vornehmen. Dann kam der Dreißigjährige Krieg, in dem Grillenburg zeitweilig völlig verlassen stand. Mehrmals zogen schwedische Truppen durch den Ort und richteten schwere Verwüstungen an. 1654 brannte die Schösserei ab und 1670 fiel die alte Schenke ein. Von den Gebäuden, die lange Zeit Sitz kurfürstlicher bzw. königlich-sächsischer Forst- und Jagdbehörden waren, blieb infolge von Kriegseinwirkungen, Bränden und Abrissarbeiten nur die Schösserei übrig. In der 1936 als "Sächsischer Jägerhof" umgebauten Schösserei befindet sich das Museum des Waldes der Akademie der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt, u.a. mit Informationen zur Waldbewirtschaftung und zum Jagdwesen.
 
Bildergalerie
Jagdhaus Grillenburg
Eingang zum Museum
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