Historisches Sachsen
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Pfaffroda   
 
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Information

Erzgebirgskreis

Beschreibung
Auf einer nach Süden und Westen abfallenden und mit Bäumen und Sträuchern bewachsenen Höhe des Bielatales steht das Schloss Pfaffroda nördlich von Olbernhau im Erzgebirge. Der Name erinnert an die Rodung des Waldes durch Pfaffen des Zisterzienserklosters Ossegg in Böhmen, die im 13. Jahrhundert von Sayda aus in das Bielatal vordrangen. Diese legten unter Aufsicht der Herrn von Riesenburg auf einem Felsvorsprung den Hof Pfaffroda an, aus welchem ein Herrensitz hervorging, der zur Herrschaft Purschenstein gehörte.
Als wesentlicher Bestandteil der ehemaligen Herrschaft Sayda / Purschenstein erwarb im 14. Jahrhundert Peter von Schönberg die Herrschaft Sayda einschließlich Purschenstein und Pfaffroda als Lehen der Burggrafen von Meißen. 1445 erfolgte die erste urkundliche Erwähnung von Pfaffroda und Schönfeld in einer Besitzurkunde der Herrschaft von Schönberg auf Purschenstein. Die Schönbergs beherrschten zur damaligen Zeit ein umfangreiches Gebiet zwischen der Freiberger Mulde und der Flöha, das sie kontinuierlich ausbauten. Zum Schönberg`sche Besitz gehörten u.a. Reichstädt, Rothschönberg, Frauenstein, Maxen, Oberreinsberg und viele andere. Insgesamt haben die Schönbergs auf über 200 sächsischen Gütern ihre Spuren hinterlassen.
In den Jahren 1573 bis 1578 entstand das Schloss Pfaffroda unter Caspar von Schönberg und seiner Gemahlin Barbara geb. von Bünau. Der Zinnbergbau des 16. Jahrhunderts erbrachte gutes Geld, das Caspar von Schönberg auf Purschenstein und Pfaffroda zur Erneuerung seiner Herrensitze nutzte. Die Gesamtanlage des Schlosses gliedert sich in den fast rechteckigen und geräumigen Innenhof, auf allen vier Seiten mit Gebäuden umgeben, den nördlichen und den östlichen Vorhof. Die ansonsten schlichte Fassade des Schlosses wird nur durch rechteckige Fenster und schmucklose Giebel belebt. Am Südwestgiebel des Schlosses prangt das Allianzwappen des Caspar von Schönberg und seiner zweiten Ehefrau Barbara von Bünau aus dem Jahre 1573. Der Hauptteil des Innenhofes mit dem achteckigen Treppenturm ist um 1578 von Caspar von Schönberg neu erbaut worden. Noch heute ist das schöne Renaissanceportal des Wendelsteins mit Gedenkspruch und das von zwei mächtigen Löwen gehaltene Schönbergwappen erhalten. Über dem nördlichen Eingangstor befindet sich eine auf Putz gemalte Sonnenuhr von 1705.
Während des Dreißigjährigen Krieges fielen Kaiserliche in Pfaffroda ein. Sie zogen auch das Schloss in Mitleidenschaft. Im Jahre 1643 zerstörten die Schweden die Kirche, Teile des Schlosses und zahlreiche Häuser des Ortes. So war der Schlossbesitzer 1650 gezwungen, seinen Besitz an den Oberberghauptmann Georg Friedrich von Schönberg auf Mittelfrohna zu veräußern. Damit gingen die Besitzungen vom Purschensteiner auf den Sachsenburger Hauptast der Adelsfamilie von Schönberg über, der fortan bis zu seiner Enteignung nach dem Zweiten Weltkrieg die Herrschaft ausübte.
1945 wurde das Schloss Pfaffroda seiner äußerst wertvollen und umfangreichen Ausstattung beraubt. Die Ländereien teilte man im Zuge der Bodenreform auf und baute das Schlossgebäude in ein Feierabendheim um. Heute wird das Schloss teilweise als Altenheim genutzt und im Südwestteil befindet sich ein Café. Der Schlosspark und die in der Nähe angelegten Teiche bilden vor allem im Sommer eine reizvolle Kulisse für Erholungssuchende und Touristen.
Unmittelbar in die Schlossbefestigung eingebunden ist die dem heiligen Georg geweihte Kirche. Das jetzt massive Gebäude von 1643 ist einschiffig mit steilem aufbaulosem Satteldach und drei Anbauten. Im Innern befinden sich eine bemalte Kassettendecke und beidseitig aufgehängte Emporen. Das wertvollste ist jedoch die im Jahre 1715 eingeweihte und zweitälteste Orgel von Gottfried Silbermann.
 
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Schloss Pfaffroda
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