Historisches Sachsen
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Rietschen   
 
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Information

Landkreis Görlitz

Beschreibung
Am Nordrand des Naturraumes Oberlausitzer Heide- und Teichgebiet unweit der Muskauer Heide befindet sich an der Bundesstraße 115 die kleine Gemeinde Rietschen. Nahe des Hauptortes förderten Ausgrabungen im 19. Jahrhundert Gefäße eines bronzezeitlichen Gräberfeldes zu Tage und belegten somit eine frühe Besiedlung. Die urkundliche Ersterwähnung des Ortes 1362 deutet auf eine ursprünglich slawische Siedlung am Weißen Schöps hin.
Bereits um 1400 bestand im Ort ein Herrensitz der Familie von Rabenau. Wenngleich die Rabenaus wohl ziemliche Raubeine gewesen zu sein scheinen, konnten sie ihren Familienbesitz doch über 200 Jahre halten. Erst 1609 verkaufte Seifried von Rabenau das Gut und beendete damit ihren langen Aufenthalt. Zu diesem Zeitpunkt stand der Herrschaft ein einfaches, zweigeschossiges Fachwerkhaus zur Verfügung, das 1540 für Caspar von Rabenau errichtet wurde. Eine Inschrift im Türstock mit dem Monogramm "CR", der Jahreszahl und dem Wappentier der Rabenaus, ein Rabe, berichtete darüber.
Nach dem Verkauf schlossen sich mehrere Besitzerwechsel an. Schließlich erwarb Georg II. von Wiedebach 1653 das Rittergut. Sein Nachfahre, Georg III. von Wiedebach auf Beitzsch und Rietschen, ließ 1686 das neue Herrenhaus westlich des alten Herrenhauses errichten. Das auf rechtwinkligem Grundriss stehende steinerne Gebäude hob sich mit seiner frühbarocken Architektur deutlich vom Fachwerk des alten Herrenhauses ab. Seine Fenster im Obergeschoss besitzen aufwändige Rahmungen. Das Sandsteinportal enthielt eine Kartusche mit den Wappen des Bauherrn und seiner Ehefrau Christiana Dorothea von Reibold. Zusammen mit dem später östlich des alten Herrenhauses hinzugefügten Gesindehaus entstand eine breite Front, die den Hof des Gutes rahmte.
1812 übernahm August Ludwig Ferdinand Graf von Nostitz das Anwesen. Der junge Major der preußischen Armee ging als Held in die Kriegsgeschichte ein, als er 1815 in der Schlacht von Ligny dem Generalfeldmarschall Gebhard Leberecht von Blücher das Leben rettete. Blücher ritt bei einem Gefecht gegen die napoleonischen Truppen selbst mit. Dabei wurde sein Pferd von einer Kugel tödlich getroffen und der 72-jährige Blücher beim anschließenden Sturz unter ihm begraben. Von den über ihn hinwegreitenden französischen Kürassieren unentdeckt, konnte ihn sein Adjutant von Nostitz in Sicherheit bringen.
Das Rittergut Rietschen wurde 1830 königliche Forstdomäne und 1864 Besitz des Görlitzer Zentralhospitals. Weil die Hospitalverwaltung für das alte Gutshaus keine Verwendung fand, verfiel der Bau zusehends und musste Anfang des 20. Jahrhunderts abgetragen werden. Das neue Herrenhaus und das ehemalige Gesindehaus aus dem 18. Jahrhundert sind noch vorhanden und werden bewohnt. Leider befinden sich beide Gebäude in einem sehr schlechten baulichen Zustand.
 
Bildergalerie
Neues Herrenhaus Rietschen
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