Historisches Sachsen
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Tour 10 - Durch das Osterzgebirge   
 
Allgemeines
 
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Das Osterzgebirge ist eine alte Bergbaugegend, in der Museen und Schaubergwerke die Tradition wach halten. Typisch für den östlichen Teil des Erzgebirges sind kleine Städte und lang gestreckte Waldhufendörfer in den Tälern.

Schloss Kuckuckstein


Die Tour beginnen wir am Schloss Kuckuckstein in dem malerischen Ort Liebstadt, dessen mittelalterlicher Stadtkern sich auf einer kleinen Fläche drängt. Parkmöglichkeiten befinden sich an der Auffahrt zum Schloss.

Schon seit dem frühen Mittelalter existierten Pässe vom Elbtal über die Höhen des Osterzgebirges hinab in den Teplitzer Raum. Einer führte durch das Tal der Seidewitz über Liebstadt. Die Feste Liebstadt sollte den Weg von Reisenden und Händlern gegen Räuber und Raubritter absichern.
Über die Anfänge der Burg gibt es keine gesicherten Erkenntnisse. Die Annahme, dass die Burg um 930 unter Heinrich I. als Grenzfeste entstanden sein könnte ist ebenso strittig, wie die Aussage, dass ein Wettiner 1269 in Liebstadt als "Friedrich III." urkundete. Wahrscheinlich hingegen ist die Errichtung einer einfachen Wehranlage Anfang des 13. Jahrhunderts zum Schutz der "Alten Teplitzer Straße" vom Elbtal nach Böhmen. Als Erbauer können die in diesem Gebiet mächtigen Donins angenommen werden, denn in einer Urkunde des Jahres 1286 verpflichten sie sich, Liebstadt nicht von der Krone Böhmens, sondern vom Bischof zu Meißen zu Lehen zu nehmen. Die Burggrafen von Dohna waren zu dieser Zeit bereits so mächtig geworden, dass sie sich selbst um ihren Landesherrn nicht kümmern mussten.
Die Anlage, die bis zur Dohnaischen Fehde 1402 im Besitz der Burggrafen von Dohna war, wurde nach Zerstörungen 1402 und 1426 bis 1429 im 15. und 16. Jahrhundert wieder aufgebaut. Überdauert haben vom Altbau die Kellergewölbe und der mächtige Wohnturm, der seine beherrschende Stellung auch bei den vielen Umbauten behaupten konnte.
Burg und Städtchen gelangten im 15. Jahrhundert in die Hände derer von Bünau, die bis 1655 in Liebstadt ansässig waren. Die Bünaus besaßen neben den Herrschaften Weesenstein, Lauenstein und Liebstadt auch bedeutende Gebiete in Nordböhmen und beeinflussten vom 15. bis zum 18. Jahrhundert entscheidend die Entwicklung dieses Landstrichs.
Ihnen folgten Angehörige verschiedener - zum Teil auch bürgerlicher - Familien. 1774 erwarb die Familie von Carlowitz für 150 Jahre die Burg, die sich seit dem Ende des 18. Jahrhunderts "Schloss Kuckuckstein" nennt. Hans Georg und Carl Adolf von Carlowitz gestalteten die Burg 1798-1851 weitgehend um.
Um 1800 wurde die Anlage zunächst im romantischen Stil als Burg ergänzt, dann - in den Besitz eines Industriellen geraten - zu einer Art Märchenburg umgebaut. 1945 ging das Anwesen in Volkseigentum über. Es erfuhr verschiedene Nutzungen, bis 1954 in den Mauern ein Heimatmuseum eröffnete.
In der im Wesentlichen spätgotischen Burganlage warten u.a. ein Rittersaal und das Jagdzimmer auf Besucher. Das Napoleon-Zimmer hat seinen Namen dem Aufenthalt des berühmten Franzosen am 9. September 1813 zu verdanken.
Die um 1800 eingerichtete Freimaurerloge des einstigen Schlossbesitzers Carlowitz informiert über die Bewegung der Freimaurer, der nur Männer angehören durften und deren Ziele humanes Verhalten und Toleranz bestimmten.
Vergleicht man das Schloss Kuckuckstein mit anderen sächsischen Schlösser und Burgen, so gehört Kuckuckstein zu den kleinsten Anlagen im sächsischen Raum. Die Breite der Schlossanlage beträgt insgesamt gerade 41,5 m. Dennoch sind in den Kellern beeindruckende Mauerstärken von 2,50 m bis 3,50 m vorhanden.
Wahrzeichen von Liebstadt ist das Kleeblattwappen, das 1774 erschien, als die Familie von Carlowitz die Herrschaft übernahm. Dieses Zeichen der weitverbreiteten Familie ist noch heute in vielen Orten der sächsischen Landschaft zu finden.

Tipp:   Schloss Reinhardtsgrimma  > 12 km

Schloss Weesenstein


Vom Schloss Kuckuckstein begeben wir uns etwa 13 Kilometer weiter in Richtung Pirna und erreichen dort das imposante Schloss Weesenstein. Die schnellste Anfahrt erfolgt über die Bundesautobahn 17. Landschaftlich reizvoller ist jedoch die Reise im Müglitztal. Kostenpflichtige Parkplätze sind im Ortsbereich von Weesenstein in ausreichender Anzahl vorhanden.

Schloss Weesenstein gehört zu den Perlen der sächsischen Burg- und Schlossanlagen. Das Fundament aus funkelndem, milchweißem Quarz gab dem Schloss einst seinen Namen: Weisinstein.
Die ehemalige Wehranlage wurde um 1200 zum Schutz der alten Handelsstraße nach Böhmen erbaut und 1318 - zu jener Zeit im Besitz der Burggrafen von Dohna - erstmals urkundlich genannt. Doch die Dohnaischen Fehde 1402 brachte den Donins auch den Verlust dieser Burg.
1406 belehnte der Markgraf von Meißen Günter von Bünau für seine Verdienste mit der vakanten Herrschaft Weesenstein. Mehr als 360 Jahre prägten die im mitteldeutschen Raum ansässigen Bünaus den Weesensteiner Besitz und das Osterzgebirge als Grund-, Gerichts- und Bergherren. Das Wirken der Familie von Bünau über Generationen hat seine Spuren in der Architektur hinterlassen. Da die Bünaus Weesenstein als Wohnsitz wählten, bauten sie die ursprünglich wehrhafte, zwischenzeitlich aber militärisch bedeutungslose Anlage in den Jahren 1526-75 allmählich zu einem repräsentativen Schloss aus. Um 1600 hatte es bereits seine heutige Ausdehnung erreicht. Erst die Auswirkungen des Siebenjährigen Krieges veranlassten die Familie von Bünau zum Verkauf der Herrschaft.
Das Anwesen gelangte über Freifrau von Uckermann 1830 in den Besitz des Könighauses Sachsen und war 1838-73 bevorzugter Aufenthaltsort des "Dante-Übersetzers" König Johann.
Seit 1934 ist die Anlage als Museum der Öffentlichkeit zugänglich. Während des 2. Weltkrieges lagerte in den ehemaligen Burgräumen ein Teil der Dresdner Kunstschätze. Im Jahre 1947 öffnete das Museum dann erneut.
Schloss Weesenstein prägen Baustile von der Gotik bis zum Klassizismus. Der älteste Teil des Schlosses ist der um 1300 entstandene Rundturm mit der im 18. Jahrhundert aufgesetzten barocken Haube. Das wappengeschmückte Hauptportal, das zu den kostbarsten Werken der Renaissance in Sachsen gehört, trägt die Jahreszahl 1575. Da auf dem Felsplateau nicht alle Räumlichkeiten Platz fanden, baute man das Anwesen den Abhang hinab aus, so dass sich die jüngsten Teile der acht Etagen unten befinden. Deshalb liegt der ehemalige Pferdestall höher als die Wohngemächer und der barocke Festsaal. In den durch Treppen, Gänge und Korridore miteinander verbundenen Bauteilen fällt die Orientierung schwer.
Die Innenräume sind jedoch prächtig ausgestattet. Von den 200 Räumen des Schlosses sind 35 für die Besucher zugänglich. Hauptsehenswürdigkeiten des Schlosses sind die kostbaren Ledertapeten aus dem frühen 18. Jahrhundert und die reich stuckierte Decke im Festsaal.
Die Schlosskapelle (1738-41) entstand nach Plänen von Johann Georg Schmidt, der nach dem Tod von Georg Bähr die Frauenkirche in Dresden vollendet hatte. Die Innenausstattung, u.a. ein prächtiger Kanzelaltar, ist das Werk einheimischer Künstler und Handwerker: die hölzernen Altarfiguren schuf der Permoser-Schüler Benjamin Thomae, die Orgel der Silbermann-Schüler Johann Tobias Dressel.
Im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts ersetzten die Freiherren von Uckermann die hölzerne Brücke durch einen Steinbau. Sehenswert ist auch der 1781 von Johann Georg Schmidt im französischen Stil angelegte Schlosspark. Sein Zugang erfolgt an der Südseite der Schlossanlage durch den sogenannten Wintergarten mit einer klassizistischen Architektur.

Tipp:   Landschloss Zuschendorf  > 6 km

Barockgarten Großsedlitz


Die Tour erreicht ihren Höhepunkt in der herrlichen Parkanlage von Großsedlitz. Das Auto lässt sich bequem auf dem kostenpflichtigen Parkplatz direkt am Eingang abstellen.

Viel ist über die Baukunst des Barocks bereits geschrieben worden. Unvergleichliche Beispiele sind der Nachwelt - gerade in Dresden - erhalten geblieben. Der Barock spiegelt Macht und Pracht, Herrlichkeit und Lebensfreude wider. Ihren stärksten Ausdruck fand die Barockkunst in der Architektur. Schwingende Formen und reicher ornamentaler Schmuck rufen heute noch beim Betrachter den Eindruck von Kraft und Bewegung hervor. Der Barock ist die Kunstform des Absolutismus im 17. und 18. Jahrhundert.
Auch die Natur musste ihren Teil zum Lob und Ruhme hochgestellter Persönlichkeiten dieser Zeit beitragen. In geschickter Weise wussten die Baumeister Matthäus Daniel Pöppelmann und Johann Christoph Knöffel das 18 Hektar große, leicht hügelige Terrain auszunutzen, um eine beeindruckende Gartenanlage mit Terrassen, Kaskaden und Brunnen, Blumenrabatten, Orangenbäuchen und Heckenwänden zu erschaffen.
Der Park, in dem sich einst die feine Gesellschaft zu rauschenden Festen nach dem Vorbild Ludwigs XIV. in Versailles traf, gilt als der großartigste, der zur Zeit von August dem Starken entstand. Noch heute kann man sich vorstellen, wie weiß gepuderte Damen mit steifen Reifröcken und Herren mit Schnallenschuhen und Perücken sich bei Musik und Tanz vor zahllosen Springbrunnen amüsierten.
Hecken warfen lange Schatten. Kein Sonnenstrahl sollte die blasse Haut erreichen. Um so farbenfroher waren demgegenüber Beete und Rabatten. Der Adel wollte die Natur beherrschen. Die Grasflächen wurden kurz gehalten, die Bäume von Hand akkurat geschnitten und die Wege penibel geharkt.
In der Nähe von Pirna kaufte der Minister und Gouverneur von Dresden, August Christoph Graf von Wackerbarth, 1719 ein abgebranntes Gut und ließ von Johann Christoph Knöffel eine ausgedehnte Planung fertigen. Davon wurden das Schloss, die obere Orangerie und ein Gewächshaus errichtet.
Das Schloss im Stile der damaligen Zeit brannte jedoch 1813 ab. Lange lagen die Ruinen brach, bis man von der ursprünglich dreiflügeligen Anlage 1872-74 einen Seitenflügel als Friedrichschlösschen wieder aufbaute. In seinen barock ausgestalteten Räumen befindet sich heute ein Café.
Doch Wackerbarth konnte sich wohl nie richtig an seinem Besitz erfreuen. Der Bau von Schloss und Orangerie hätte ihn fast ruiniert. Bereits vier Jahre später erwarb August der Starke, der alle Baumaßnahmen in Sachsen mit großem Interesse verfolgte, die Schloss- und Gartenanlage im geheimen, um sie 1726 öffentlich als repräsentativen Festplatz für die jährlichen Feste des Polnischen Weißen Adlerordens zu präsentieren.
Der sächsische Kurfürst hatte ein zweites Versailles vor Augen und plante tiefgreifende Veränderungen, mit deren Ausarbeitung er Longuelune, Knöffel und Pöppelmann beauftragte. Doch auch er musste vor den Geldproblemen kapitulieren. Die Garten- und Schlossanlage blieb unvollendet.
Dennoch verdient das, was die Baumeister schufen, Anerkennung. Die natürliche Geländesituation nutzend, gliedern drei nach Süden gerichtete Achsen die Parkanlage. Im oberen Gartenteil verläuft eine Querachse vom Friedrichschlösschen nach Osten.
Von der Oberen Orangerie hat man auch einen besonders beeindruckenden Blick auf das untere Gartenparterre und das Heckenboskett mit verschiedenen Sandsteinfiguren.
Kennzeichnend für den Park ist die meisterhafte Ausnutzung der Höhenunterschiede durch zahlreiche Freitreppen, Terrassenanlagen und das untere Orangeriegebäude. Den Höhepunkt bildet die mit musizierenden Putten geschmückte "Stille Musik", ein von geschwungenen Treppen gerahmtes Fontänebecken. Dahinter zieht sich eine bewaldete Fläche den Hang hinauf.
Wo einst die "große Gesellschaft" feierte und lustwandelte, bietet sich dem Besucher heute Schönheit in Ruhe und Entspannung. Heitere, sonnendurchflutete Gartenräume wechseln mit schattigen, lauschigen Plätzen. Der schönste "Festsaal im Grünen", das Untere Orangerieparterre, welches durch zwei kanalartige Wasserbecken geteilt wird, ist in den Sommermonaten mit Orangenbäumchen aus der Toskana geschmückt. Parkbänke laden zum Verweilen ein. Ein für die damalige Zeit beachtliches "Wasserwerk" mit Pumpen und Hebemaschinen versorgte die zahlreichen Fontänen und Kaskaden aus der nahe gelegenen Müglitz.
Bildhauerarbeiten in hoher künstlerischer Vollendung, teilweise aus der Permoser-Schule, vervollständigen das Ensemble. Von den einst 360 Sandsteinskulpturen haben sich 52 erhalten. Darüber hinaus versetzte man 1960 das Tor und zwei Delfinbrunnen vom Hof des Dresdner Landhauses nach Großsedlitz und gestaltete damit den repräsentativen Eingang zum Park.

Bildergalerie
Schloss Kuckuckstein
Schloss Weesenstein
Barockgarten Großsedlitz
Obere Orangerie
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