Historisches Sachsen
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Ehrenberg   
 
Allgemeines
 
Information

Landkreis Mittelsachsen

Beschreibung
Die renommierten Dresdner Architekten Bruno Adam und Oswald Haenel hatten mit dem Umbau des Schlosses Ehrenberg bei Waldheim ein hervorragendes Beispiel des neuzeitlichen Schlossbaus in Sachsen geschaffen und versäumten es auch nicht, ihr Werk in dem zusammen mit Cornelius Gurlitt geschriebenen Band "Sächsische Herrensitze und Schlösser", der 1886 erschien, vorzustellen. Nicht ohne Stolz, aber auch mit der gebotenen Zurückhaltung, führten sie aus: "In wieweit es Haenel und Adam gelungen ist, das erwünschte Ziel zu erreichen, dem Besitzer ein wohnliches Heim, dem Bergzuge einen künstlerischen Abschluss der Silhouette, dem steil gegen die Zschopau abfallenden Park einen beherrschenden Mittelpunkt, der Landschaft eine Zierde zu schaffen, in wieweit ferner sie den richtigen Weg zwischen pietätvollem Erhalten des vorhandenen Alten und Rücksicht auf Geschmack und Bequemlichkeit der Neuzeit fanden, entzieht sich hier der Kritik. Wir verweisen auf die bildlichen Darstellungen".
Wer heute auf den Schlossberg kommt ist entsetzt über die spärlichen Reste des ehemaligen Kapellenflügels, die vom Schloss noch erhalten sind, denn die Schlossanlage wurde 1948 - gerade einmal 70 Jahre nach deren Fertigstellung - gesprengt. Damit verschwand nicht nur eine moderne Wohnanlage des 19. Jahrhunderts, sondern auf dem steil zur Zschopau hin abfallenden Felsen auch das markante Gegenüber der Burg Kriebstein, aus der Schloss Ehrenberg einst hervorging. Dass heute überhaupt noch Erinnerungen an den Adelssitz vorhanden sind, ist dem italienischen Aktionskünstler Pier Giorgio Furlan zu verdanken, der das Kleinod entdeckte und im Jahr 2000 den Förderkreis "Centro Arte Monte Onore" (Kulturzentrum Ehrenberg) gründete. Zwischenzeitlich ist vom Verein schon viel erreicht worden: Der Hof ist von Strauchwerk und Unrat befreit, alte Schlossmauern sind wieder hergerichtet worden und in den ehemaligen Wirtschaftsgebäuden entstanden Veranstaltungsräume und eine Wohnung.
Ehrenberg gehörte bis 1561 als Vorwerk zur Gerichtsherrschaft Kriebstein und deren Besitzer Georg von Carlowitz. Als seine vier Söhne den Besitz nach seinem Tod teilten, fiel Ehrenberg an Christoph von Carlowitz und wurde zum eigenständigen Rittergut erhoben. Christoph ließ am 23. April 1563 den Grundstein für den Bau des Schlosses Ehrenberg legen. Es entstand ein rechteckiges, ca. 28 x 18 m großes Bauwerk in Renaissanceformen mit einem schon 1862 wieder abgetragenen Turm mit gotischer Spitze an der westlichen Giebelseite. Der Bau überstieg jedoch bei weitem die finanziellen Möglichkeiten des Bauherrn und als dieser 1579 starb, hinterließ er verschuldete Verhältnisse. Seine Gläubiger hatten verschiedene Dörfer inne. So wurden die Besitzungen 1583 an Wilhelm von Schönberg verkauft, der diese jedoch 1607 an seinen Schwiegersohn Georg Kölbel von Geysing durch Tausch abtrat. 1611 gelangte Ehrenberg an die Familie von Ende, die den Besitz bis 1697 behalten sollte. Dann verkaufte Wolff Gottlob von Ende den Besitz an Hans Haubold von Einsiedel. Hans Haubold von Einsiedel war königlich-polnischer und kursächsischer Kammerherr, Marschall des Kurprinzen Johann Georg, Oberhofmeister der verwitweten Kurfürstin Anna Sophie und zuletzt Geheimer Rat in Dresden. Aus der Familie von Einsiedel vererbte Detlev von Einsiedel den Besitz 1861 an seine Tochter Johanna Auguste Sahrer von Sahr. Als Johanna Auguste Sahrer von Sahr 1871 starb, übernahm ihr Gemahl, Carl Heinrich Sahrer von Sahr, den Besitz. Da die Ehe jedoch kinderlos blieb, vermacht er die Besitzungen 1874 dem ältesten Sohn seines Bruders Johann Georg von Sahr.
Schon Carl Sahrer von Sahr hatte die Idee verfolgt, das Schloss umzubauen. Doch erst als sein Neffe, Alfred Georg Sahrer von Sahr, 1874 das Haus übernahm, beauftragte dieser noch im selben Jahr das Dresdner Architekturbüro Adam & Haenel mit der grundlegenden Neugestaltung der Schlossanlage. Mit dem Architekturbüro Adam & Haenel suchte sich der Schlossherr bekannte Architekten aus, war Oswald Haenel doch der Sohn des sächsischen Oberlandbaumeisters Carl Moritz Haenel und hatte, wie Bruno Adam, bei Hermann Nicolai, Professor der Akademie der Bildenden Künste, studiert. Darüber hinaus war Oswald Haenel zeitweilig Vorsitzender des 1874 gegründeten Dresdner Architektenvereins und Mitglied der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft.
Adam und Haenel gehörten zu den Hauptvertretern der Neorenaissance in Dresden und überformten auch den alten Schlossbau von 1563 im Neorenaissancestil. Das Schloss wurde aufgestockt, mit einer aufwändigen Fassadengliederung versehen und mit stattlichen Giebeln geschmückt. Ein zusätzlicher Seitenflügel führte zu einem winkelförmigen Grundriss. Die Nordwestecke erhielt einen Rundturm mit auskragendem Obergeschoss und steilem Kegeldach. Ein Landschaftspark im englischen Stil vollendete die Neugestaltung.
Im Zuge der Bodenreform in Sachsen wurde die Familie Sahrer von Sahr enteignet. In das Schloss zogen zunächst Neubauern ein, doch wurde 1948 das Gebäude bis auf den Kapellenflügel abgerissen. Der Waldheimer Pfarrer Metzner hatte sich für einen Erhalt der in das Schloss integrierten Schlosskapelle eingesetzt. Erhalten geblieben sind nur die beiden unteren Stockwerke, während das zweite Obergeschoss des Kopfbaus abgetragen wurde. Bis auch dieses Teilstück in den 1980er Jahr verfiel, wurde es noch als Wohnraum genutzt.
Heute dient die romantische Kulisse als Hintergrund für die Aufführungen des Centro Arte Monte Onore mit Tanz, Lichteffekten und fantasievollen Kostümen. Ein Nebengebäude beherbergt ein kleines Heimatmuseum.
 
Bildergalerie
Reste des Kapellenflügels
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