Historisches Sachsen
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Gauernitz   
 
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Information

Landkreis Meißen

Beschreibung
Ein herrliches Bild bietet sich dem mit einem Dampfschiff auf der Elbe vorüberfahrenden Besucher an einem sonnigen Sommertag: Hoch oben auf dem schroffen Berg liegen die Mauern des alten Schlosses Scharfenberg, während unten im Tal die feingliedrigen Renaissancegiebel des Schlosses Gauernitz zu sehen sind.
Auch auf dem Landweg hat das Schloss Gauernitz inmitten grüner Wiesen seinen Reiz. Auf der parallel zur Elbe verlaufenden Bundesstraße 6 von Dresden nach Meißen kommt man geradewegs auf das große Schloss zu.
Eine erste Erwähnung des Schlosses Gauernitz stammt bereits aus dem 14. Jahrhundert, offenbar im Zusammenhang mit dem Scharfenberger Silberbergbau. Gauernitz gehörte seit dieser Zeit der Familie Ziegler von Klipphausen. Über ältere Bauteile errichtete Balthasar Ziegler das heutige Schloss, ein turmartiges zweigeschossiges Wohnhaus mit Satteldach. Doch die Zieglers konnten das stark verschuldete Anwesen nicht lange halten. 1595 veräußerte Franz von Ziegler sein Erbe an Caspar von Pflugk. Später gelangte der Besitz als Heiratsgut an die Grafen von Zinzendorf und Pottendorf.
Die Zinzendorfer Grafen taten viel für die Verschönerung des Herrensitzes. Im späten 17. Jahrhundert baute der sächsische Generalfeldzeugmeister Otto Christian Graf von Zinzendorf auf Pottendorf die südlich des Schlosses gelegene Schlosskapelle. In ihr richtete der strenggläubige Gründer der Brüdergemeinde in Herrnhut, Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf, einen Betsaal ein.
Aus heutiger Sicht kaum noch nachzuvollziehen brachten es am Anfang des 18. Jahrhunderts die Zinzendorfer Obstkulturen, die Orangerie und die Lust- und Blumengärten, die das Schloss umgaben, zu einer gewissen Berühmtheit. Aus dem Jahre 1717 wird von über 260 verschiedenen Obstsorten berichtet und 1724 gab es über 200 Nelkenarten. Wasserkünste, Gewächshäuser und Wintergärten ergänzten die Blütenpracht.
Aber nicht nur der Schlosspark erfuhr eine umfangreiche Gestaltung, auch die Gauernitzer Elbinsel wurde in die Verschönerung einbezogen. Um 1800 verwandelte der sächsische Kriegsminister Friedrich August Graf von Zinzendorf die Elbinsel in einen romantischen Landschaftspark. Von der Inselmitte aus gestatteten sieben sternförmig angelegte und mit Bäumen bepflanzte Alleen einen freien Durchblick zu den sechs Schlössern und Kirchtürmen in der Umgebung: Schloss Gauernitz, Schloss Scharfenberg, Kirchturm von Brockwitz, Kirchturm von Weinböhla, Turm der alten Coswiger Kirche und Wackerbarths Ruhe. Im Zentrum des Sterns stand eine steinerne, mit einer Schlange und Blumengewinde geschmückte Säule. Eine ovale Tafel trug die Inschrift: "Friedrich August Graf von Zinzendorf und Pottendorf seiner Gemahlin Luise Sophie Johanne, des Grafen Otto Rubmann Friedrich von Bylandt Tochter, geb. d. 9. Oktober 1754".
Nach mehreren Eigentümerwechseln ging 1819 der Besitz an das fürstliche Haus Schönburg-Waldenburg über. Die Fürsten von Schönburg-Waldenburg gehörten zu den wohlhabendsten adligen Familien in Sachsen. Damit blühte das umfangreiche Gut noch einmal auf. Dennoch blieb das Schloss fast 30 Jahre ungenutzt. Erst als 1848 aufrührerische Bauern das Residenzschloss in Waldenburg in Brand setzten, erwählte der Fürst Schloss Gauernitz zu seinem Sommersitz. Nach dem Tode des Fürsten Otto Victor 1859 kam das Besitztum an dessen jüngsten Sohn Carl Ernst Prinz von Schönburg-Waldenburg, der seinen Wohnsitz ganz nach Gauernitz verlegte. Carl Ernst ließ das Schloss zwischen 1862 und 1870 von den beiden Architekten Bernhard Schreiber und Ernst Giese im Stile der deutschen Neorenaissance unter Einbeziehung des älteren "Hohen Hauses" umbauen. Das Schloss wurde vergrößert und mit reich gegliederten Giebeln und Erkern ausgestattet. Um ein architektonisches Gegengewicht zum "Hohen Haus" zu schaffen, verzierte man den Kopfbau des Seitenflügels ebenfalls mit aufwändigen Schmuckgiebeln und einem Erker.
Die fürstlichen Familie lebte bis 1945 in Gauernitz. Nach der Enteignung richtete man im Schloss Gauernitz Wohnungen ein und brachte einen Kindergarten, die Schule und die Gemeindeverwaltung unter. Die Schlosskapelle fiel dem Abriss zum Opfer. Vom Park sind nur noch spärliche Reste erhalten; die Elbinsel ist heute nicht mehr zugänglich. 2003 verkaufte die Gemeinde das sanierungsbedürftige Haus in Privatbesitz.
Das architektonisch bedeutende Landschloss besteht aus drei Flügeln, dessen größter der Westflügel ist. An ihn schließt sich der Nordflügel an, der vom ältesten Gebäudeteil, dem "Hohen Haus" aus dem 16. Jahrhundert begrenzt wird. Im Süden des Haupthauses endet ein Seitenflügel in einem gegliederten Schmuckgiebel. An einer Ecke weist er einen verzierten zweietagigen Erker auf. Ein großes Treppenhaus im Hauptflügel führt zu den herrschaftlichen Räumen im Obergeschoss.
 
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Schloss Gauernitz
Schloss Gauernitz
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