Historisches Sachsen
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Großhartmannsdorf   
 
Allgemeines
 
Information

Landkreis Mittelsachsen

Beschreibung
Unmittelbar an der Silberstraße zwischen Freiberg und Annaberg-Buchholz befindet sich das Mayoratsgut Großhartmannsdorf. Ein Schild an der Straße weist auf die Besuchsmöglichkeit in diesem alten Gemäuer hin. Bald hätte es das alte Rittergut nicht mehr gegeben, denn nach der Aufteilung des Grund und Bodens in der Bodenreform ordnete die Landesbodenkommission die Abtragung der Gebäude an. Noch im 20. Jahrhundert bestand das Gut aus einem umfangreichen Gebäudekomplex. Mit Ausnahme des Herrenhaus - das als Neubauernstelle eine weitere Verwendung fand - wurden 1947/48 alle weiteren Gebäude beseitigt. Heute erstahlt das Herrenhaus frisch saniert wieder in seinem alten Glanz. Eigentümer ist die Gemeinde Großhartmannsdorf, die das Herrenhaus als Museum, Café und Standesamt nutzt.
Mit dem Rittergut Großhartmannsdorf verbinden sich klangvolle Namen. Die reiche Freiberger Patrizierfamilie Alnpeck war ebenso in seinem Besitz, wie die Herren von Schönberg und der Hochadel von Carlowitz. Großhartmannsdorf wurde um 1200 als Waldhufendorf gegründet, zerfiel aber in zwei Hälften, die grundherrlich getrennt waren. Vermutlich um 1250 von Mönchen aus dem nahegelegenen Benediktinerkloster zu Chemnitz erbaut, blieb das Gut bis 1375 in ihrem Besitz. Dann verkaufte das Benediktinerkloster seine Hälfte an die Herren von Wolkenstein. Nach mehreren Besitzwechseln erwarb schließlich Apollonia Alnpeck 1524 die beiden Dorfteile und übte die Alleinherrschaft über den Ort aus. Sebastian Alnpeck ließ 1565 das Herrenhaus erbauen. Das in Renaissanceformen gestaltete Gebäude besteht aus einem zweigeschossigen Wohntrakt. An der Hofseite treten ein rechteckiger Anbau sowie ein halbrunder Wendelstein markant hervor. Zum ursprünglichen Bestand gehörte auch das Sitznischenportal.
1676 veräußerte Hans Friedrich Alnpeck das Gut an Caspar von Schönberg, Oberberghauptmann und Amtshauptmann von Freiberg, aus der Pfaffrodaer Linie der Schönbergs. Aber die Schönbergs blieben nur wenige Jahrzehnte im Besitz von Großhartmannsdorf. Schon 1720 verkauften sie das Gut, das 10 Jahre später dann durch Versteigerung an die Adelsfamilie von Carlowitz kam. Als die Familie von Carlowitz 1730 das Rittergut erwarb, führte sie an dem halb zerfallenen Wohnhaus erste umfangreiche Erhaltungsmaßnahmen mit einer Erneuerung einiger Gebäudeteile, aber auch die Erweiterung des Komplexes durch. Der königlich polnische und kurfürstlich sächsische Kammerherr Carl Adolph von Carlowitz brachte das Rittergut in eine Familienstiftung ein. Als Zeichen ließ er am Sitznischenportal des Herrenhauses sein Wappen neben dem Wappen seiner 1759 verstorbenen Ehefrau Agnes Elisabeth von Birkholz anbringen. Fortan sollte das Rittergut an den ältesten Sohn oder nächsten männlichen Verwandten übergehen.
Wesentlich vergrößert wurde das Majorat, als Hans Carl August von Carlowitz, der 1759 sein Erbe antrat, auch noch das Schloss Kuckuckstein im Erzgebirge erwarb. Mit Carl Adolph von Carlowitz endete die Geschichte des Mayoratsgutes. Er nahm sich 1928 auf Grund wirtschaftlicher Schwierigkeiten das Leben. 1929 erfolgte auf Familienbeschluss die Aufhebung des Majorats und mit der Zwangsversteigerung des Besitzes von Hans Karl Rudolph von Carlowitz auch die Ära der adligen Herrn. Das Gut fiel an Georg Barth, dessen Witwe 1945 enteignet wurde.
Die Bodenreform nach dem Zweiten Weltkrieg brachte nochmals wesentliche Einschnitte. Mit Ausnahme des Herrenhauses, das als Neubauernstelle des ehemaligen Rittergutsinspektors Georg Bertram verblieb, beseitigte man alle weiteren Gebäude. 1982 ging das bereits baufällige Herrenhaus an die Gemeinde Großhartmannsdorf über. Nur das Engagement begeisterter Heimatfreunde verhinderte den Abriss des Herrenhauses. Mit der politischen Wende in der DDR ergab sich nach 1990 die Möglichkeit, das Herrenhaus zu sanieren. Der kontinuierliche Wiederaufbau in den vergangenen Jahren hat ein historisch wertvolles Objekt mit besonderer Bedeutung für den Freiberger Raum erhalten. Um eine großzügig angelegte Diele gruppieren sich sowohl im Erdgeschoss als auch im Oberschoss verschiedene Räume. Links neben dem Eingang verfügt das Gerichtszimmer über eine bunte Kassettendecke mit farbig getönten Feldern. An der Wand ist eine barocke Kartusche mit dem Wappen der Adelsfamilie von Carlowitz angebracht. Von der erhöhten Gerichtslaube aus konnte der Gerichtherr den Gerichtsversammlungen lauschen. Der schmale Erkerraum besitzt Ausmalungen des 16. Jahrhunderts. Die Holzdecke gliedern Felder mit floralen Motiven. Über eine Wendeltreppe gelangt der Besucher in das Obergeschoss, in dem sich das Trauzimmer und Ausstellungsräume befinden.
 
Bildergalerie
Herrenhaus Großhartmannsdorf
Saal im Erdgeschoss
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