Historisches Sachsen
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Hermsdorf (Ottendorf-Okrilla)   
 
Allgemeines
 
Information

Landkreis Bautzen

Beschreibung
Die Flur von Hermsdorf unweit der A4 am nördlichen Stadtrand Dresdens war bereits in vorgeschichtlicher Zeit reich besiedelt. Am Rand des Rödertales befindet sich ein großes bronzezeitliches Gräberfeld vom 12. bis 9. Jahrhundert v. Chr.
Dem Namen nach wie auch nach der ursprünglichen Dorfform ist der Ort eine deutsche Siedlung. Er findet erstmalig 1350 als Hermansdorf ( = Dorf eines Hermann) Erwähnung. Im frühen 15. Jahrhundert gehörte Hermsdorf zum Rittersitz Wachau. Die Gründung eines Herrensitzes im Ort scheint erst durch Otto von Carlowitz 1461 erfolgt zu sein, als es heißt "zu Hermannstorff" gesessen. Über 100 Jahre war die Familie von Carlowitz hier ansässig.
Im Bereich des Schlosses Hermsdorf kann eine Wasserburg vermutet werden. Deutlicher als beim Jagdschloss Moritzburg blieb hier die ursprüngliche Anlage des 16. Jahrhunderts erhalten: ein rechteckiges Plateau mit Mauern und Wassergraben sowie runde Türme an den vier Eckpunkten. Darauf steht frei das Schloss, ein langgestreckter, dreigeschossiger Bau mit Mansarddach. Von den ursprünglich vier runden, niedrigen Ecktürmen in der Ummauerung sind noch drei Türme erhalten geblieben.
Das Schloss war im 17. Jahrhundert kurzzeitig im Besitz des kurfürstlichen Hauses, doch Kurfürst Johann Georg II. überließ das Rittergut 1657 seinem Hofmarschall Johann Georg Freiherr von Rechenberg. Nach dem Tod des Freiherrn erwarb Adam Friedrich Graf von Flemming das Schloss. 1729 brannte es teilweise ab, was der damalige Besitzer zum Anlass nahm, das Anwesen unter Beteiligung des Dresdner Stadtbaumeisters Georg Bähr zu einer prächtigen Schlossanlage auszubauen.
Schloss Hermsdorf hat alles, was man von einem alten Herrensitz erwartet: Drei Türme an der Südseite, festliche Innenräume und einen ausgedehnten Schlosspark mit Wasseranlagen. Der große, fast rechteckige Schlossflügel ist auf einem leicht gebogenen Grundriss angelegt. Seine Hauptfassade wird durch zwei seitliche Türme und einen in der Mitte vorgesetzten Treppenturm sowie einen schlichten Dreiecksgiebel mit ovalen Fenstern gegliedert.
Im Inneren empfängt den Besucher eine weiträumige Halle, von der die übrigen Zimmer des Erdgeschosses erreicht werden. Während die meisten Räume 1946 in kleine Kammern unterteilt wurden, um eine Nutzung als Altenheim möglich zu machen, und die Einrichtungsgegenstände verloren gingen, präsentiert sich der Festsaal im oberen Geschoss wieder im alten Glanz. Seine Stuckaturen im Rokokostil entstanden nach 1890. Leider ist das Schloss nur am Tag des offenen Denkmals oder bei gelegentlichen Konzerten geöffnet.
Nach dem Tod des Grafen von Flemming 1744 erwarb die verwitwete Gräfin Charlotte Sophie von Hoym das Anwesen. Sie lebte hier mehr als 50 Jahre und erhielt 1777 die Erlaubnis, im rechten Eckturm, vom Eingang aus gesehen, eine Kapelle einrichten zu lassen. Von außen sieht man dem kleinen Rundturm nicht an, welcher Glanz sich in seinem Inneren verbirgt. Doch die Kapelle ist prächtig mit Stuckaturen ausgeschmückt. Hermenpilaster tragen die Decke. Auf dem umlaufenden Gesims musizieren acht Engel; in der Gewölbekuppel halten sieben Engel ein Bildnis des Gottesvaters. Nach dem Tod der Gräfin 1808 wechselten mehrfach die Besitzer. Schließlich erwarb Georg Prinz von Schönburg-Waldenburg 1865 das Schloss, das bis kurz vor dem Ende des 2. Weltkrieges im Besitz der Familie bleiben sollte.
An das Schloss schließt sich der von einer Bruchsteinmauer umgebene Park an. Der vordere Teil, um 1730 im französischen Stil angelegt, erfuhr 1764 eine Erweiterung im englischen Stil. Im Unterschied zu anderen französischen Barockgärten bezieht sich seine Hauptachse, ein von der Großen Röder gespeister Kanal mit zwei Inseln, auf die Schmalfront des Schlosses. Neben barockgeometrischen Formen enthält der weiträumige Park bereits Elemente eines Landschaftsparks im englischen Stil. Von den wertvollen Plastiken erhielt sich eine Gruppe von drei spielenden Kindern und die sehr schöne überlebensgroße Figur eines Apollon aus Sandstein. Alle Kunstwerke sind der Zeit um 1730 zuzuordnen.
 
Bildergalerie
Schloss Hermsdorf
Festsaal
Kapelle
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