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Beschreibung
Im Triebischtal, zwischen Meißen und Nossen gelegen, wurde 1338 erstmals ein Rittergut, der Stammsitz der Familie von Heynitz, urkundlich erwähnt. Ein Wassergraben sicherte die ursprüngliche Burganlage gegen Feinde ab. Die Behauptung, eine noch frühere Wehranlage sei auf Pfählen im Sumpf gegründet worden, konnte nicht eindeutig nachgewiesen werden. Sollte man jedoch dieser Theorie folgen, so wären erste Hinweise auf eine Pfahlgründung im sumpfigen Gelände bereits aus dem Jahre 1170 zu nennen. Auf ein quadratisches Steinfundament soll ein fünf bis acht Meter hoher Bruchsteinturm gesetzt worden sein, den man durch eine Fachwerkkonstruktion und ein Satteldach erhöhte. Wassergräben und Holzpalisaden, die man um 1250 durch eine Ringmauer ersetzte, boten den erforderlichen Schutz. Die beim Grabenaushub gewonnene Erde nutzten die Bauherren zur Erhöhung des Burgplateaus.
Auf geschichtlich gesichertem Boden stehen wir ab dem 14. Jahrhundert. Der älteste Teil des heutigen Schlosses ist der ursprünglich als Solitär aufragende viergeschossige Wohnturm an der Südwestseite. Möglicherweise gleichzusetzen mit dem 1338 als "Turm mit Mauer" genannten Bau überragt sein steiles Satteldach mit 70-Grad-Neigung die anderen Schlossflügel. Der dreigeschossige Nordflügel kam im frühen 15. Jahrhundert hinzu. Der später angefügte dreigeschossige Ostflügel mit hohem Kellergeschoss und Fassaden nach Süden, Osten und Norden ist das Ergebnis weiterer Vergrößerungen im 15. Jahrhundert, so dass die Anlage um einen kleinen rechteckigen Innenhof nach allen Seiten geschlossen war. Durch die Verwendung des gleichen Typs der Vorhangbogenfenster aus Sandstein in den kalkweiß verputzten Fassaden und durch reiche Ziergiebel wurden das Bauwerk vereinheitlicht. Unterschiedlich hohe First- und Trauflinien sowie Fensteranordnungen, die sich der Vereinheitlichung entzogen, weisen auf die komplizierte Baugeschichte hin.
Um dem Eingangsbereich an der Nordfassade ein ansprechendes Aussehen zu geben, setzten die Baumeister zwei abgestufte Ziergiebel auf, die mit den beiden Erkern dem Schloss einen Renaissancecharakter verleihen. Den kleineren Erker in östlicher Richtung gestalteten sie dabei aufwändig. Auf drei verzierten Konsolsteinen erhebt er sich auf Höhe des Erdgeschosses. Der untere Teil ist durch Gesimse und Pilaster gegliedert. Sein Aufbau besteht aus einem kleinen Dreieckgiebel mit Obeliskaufsätzen und Relief mit Wappen derer von Heynitz und der von Lauterbach sowie die Jahreszahl 1585, die die Vollendung der Schlossanlage markiert. Über eine Freitreppe aus dem 19. Jahrhundert gelangt man in die Eingangshalle mit neugotischer Balkendecke. Der Eingangshalle folgt das von Oberlandbaumeister Karl Moritz Haenel 1847 bis 1849 in den Innenhof eingebaute Treppenhaus mit Oberlicht. Zudem nahm Haenel Vergrößerungen der Fenster und räumliche Veränderungen im Innern vor.
Im Innern des Schlosses beeindruckt der Kapellensaal im dritten Obergeschoss des Ostflügels mit seiner profilierten neugotischen Balkendecke. An seiner östlichen Längstseite öffnet sich hinter einem gekehlten Sandsteinbogen das Chörlein mit Maßwerkfenstern und sechs wertvollen Glasgemälden in Scheibenform aus dem 16. Jahrhundert. Unter dem Zellengewölbe des Chörlein stand einst der Altar. An den Wänden des Chörleins befinden sich zwei Grabdenkmälern in Sandstein, die Nickel von Heynitz zu Wunschwitz und Georg von Heynitz in ihren Rüstungen darstellen. Schloss Heynitz war der Stammsitz des über ganz Sachsen verbreiteten gleichnamigen Geschlechts. Aus der Familie von Heynitz gingen bedeutende Wissenschaftler und Staatsmänner hervor. So war der Bergfachmann Friedrich Anton Freiherr von Heynitz (1725-1802) 1765 an der Gründung der Bergakademie in Freiberg beteiligt.
Dem Schloss vorgelagert ist ein großer Gutshof. Die Wirtschaftsgebäude weisen Wappensteine aus dem 17. Jahrhundert auf. Durch Zuschüttung der Wassergräben, die den Herrensitz einst umschlossen, entstand um 1800 ein romantischer Landschaftsgarten mit Schlossteich. Eine eiserne Bogenbrücke führt zu einer kleinen Insel.
Von der Gründung bis zur Bodenreform war Schloss Heynitz im Besitz der Familie. Nach dem 2. Weltkrieg nutzten dann das Gemeindeamt, ein Kindergarten und andere die Räume. 2004 kauften die Familien von Heynitz und von Watzdorf das Schloss wieder zurück. Es ist für Kammerkonzerte, kunsthistorische Führungen und anspruchsvolle Seminarprogramme auch der Öffentlichkeit zugänglich.
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Bildergalerie |
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Turmbau an der Süd-West-Ecke |
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Schloss Heynitz |
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