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Beschreibung
In einem breiten Tal links der Elbe, zwischen Pirna und Königstein, liegt abseits der Bundesstraße 172 der kleine Ort Struppen, erstmals Ende des 13. Jahrhunderts durch die Nennung eines hier ansässigen Adelsgeschlechtes erwähnt. Noch im 14. Jahrhundert war Struppen zur böhmischen Herrschaft Königstein zugehörig, fiel aber Anfang des 15. Jahrhunderts zusammen mit Königstein an die Markgrafschaft Meißen.
Der Ort ist aus den drei Dörfern Amt-Struppen, Kleinstruppen und Neustruppen zusammengewachsen. Während Amt-Struppen vom Amt in Pirna verwaltet wurde, bildete der Rittersitz eine Ausnahme. Er entwickelte sich unter adliger Grundherrschaft und durch die Ansiedlung einiger Häuser zu einem selbständigen Dorf innerhalb der Flur Struppen und trug bald den Namen Kleinstruppen. Der dritte Ortsteil Neustruppen entstand aus einem im 15. Jahrhundert nachweisbaren Vorwerk "auf dem Berge", welches lange Zeit als Zubehör des Rittergutes Langenhennersdorf galt.
Im Zentrum des Ortes oberhalb der Kirche nimmt das Gelände des alten Rittergutes Kleinstruppen eine weitläufige Fläche ein. Häufig wechselten die Besitzer. 1412 wurde Nickel von Gorbitz genannt, der mit dem Rat und dem Brückenmeister zu Dresden um einen Steinberg, der gelegen ist bei Struppen, verglichen wird. Schließlich kam das Gut 1541 an Walter von Bernstein, Spross eines alten sächsischen Adelsgeschlechts, das sich nach dem Ort Bärenstein nannte. Unter seiner Herrschaft wurde in der Mitte des 16. Jahrhunderts wohl auch das Schloss Kleinstruppen errichtet. Dabei handelt es sich um einen Bau der Frührenaissance, der noch zahlreiche spätgotische Bauformen aufweist. Fenster, Türgewände und der Wendelstein gehören dieser Übergangszeit an.
Das Schloss besteht aus einem dreigeschossigen Mitteltrakt, der durch einen an die Ecke gesetzten Treppenturm erschlossen wird. Zwei zurücktretende Seitenflügel flankieren den Bau. Die Dachstruktur wurde unter dem Einfluss des Barocks verändert. Während sich über dem Mitteltrakt ein aufwändiges Mansarddach befindet, erhielten die Seitenflügel lediglich einfache Walmdächer. Untersuchungen belegen die einstige Farbigkeit der Wände, die bei der Herrichtung des Schlosses zu einer Soldatenknaben-Erziehungsanstalt überdeckt wurde. Vermutlich verbergen die ebenen Decken im Obergeschoss noch eine ältere Holzbalkendecke. Auch ein vermuteter Saal, der zur Ausstattung jedes Landsitzes gehörte, dürfte dem Umbau zum Opfer gefallen sein. Erhalten hat sich im Sockelgeschoss ein wertvolles Wandrelief des Ritters von Bernstein.
An der Hofseite des Schlosses befindet sich ein Sandsteinrelief, dass einen fressenden Bären darstellt. Es bezieht sich auf das Wappen der Familie von Bernstein, die einen Bären im Wappen führt. Mit dem Tode des Hans Gottlob von Bernstein 1633 begann eine Reihe von Besitzerwechseln. Das Schloss ging an die Familien von Carlowitz, von Buchner und von Rayski. Schließlich kaufte 1822 die Kriegsverwaltungskammer das Schloss und verlegte die Königlich-Sächsischen Soldatenknaben-Erziehungsanstalt nach Kleinstruppen. Fast 100 Jahre lang, von 1822 bis 1920, wurden hier 6051 Halbwaisen- und Waisenkinder von ehemaligen Soldaten zu Handwerkern und für den Dienst im Staatsapparat ausgebildet. Parallel dazu entwickelte sich die Anstalt immer mehr zu einer Schule für angehende Unteroffiziere. Eine straffe militärisch organisierte Ausbildung bestimmte ihren Tag, bis die Anstalt 1920 auf Grund der Bestimmungen des Versailler Vertrages aufgelöst wurde. Man nutzte die Gebäude als Kindererholungsheim "Vogelgesang" und später als SA-Führerschule und Kaserne sowie nach 1945 als Wohnhaus, Kindergarten, Kommandantur der Grenzpolizei und Möbellager.
Heute stehen die Gebäude - mit Ausnahme des Kommandantenhauses, das als Schule genutzt wird - leer. Die Gemeinde Struppen sucht nach einem tragfähigen Nutzungskonzept. Mit dem Einzug durch das "Kunst- und Handwerker-Forum Schloss Struppen" e.V. ist ein Anfang gemacht.
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Bildergalerie |
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Schloss Kleinstruppen |
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Bärenrelief |
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Im Schloss |
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