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Beschreibung
In Kreba, dem Hauptort der oberlausitzischen Gemeinde Kreba-Neudorf, steht eines jener Schlösser, die bereits durch ihre Größe beeindrucken. Dabei ist die Herrschaft Kreba noch gar nicht so alt und erst 1519 aus einer Erbteilung hervorgegangen, als die Brüder von Gerstorff die alte Herrschaft Baruth unter sich aufteilten. Knapp einhundert Jahre blieb Kreba im Besitz der Familie von Gersdorff. Dann verkaufte Christoph von Gersdorff das Gut an Hans Rudolph von Bischofswerder auf Trebus. Die seit dem frühen 14. Jahrhunderts in Görlitz ansässige Familie von Bischofswerde (seit Ende des 15. Jahrhunderts "von Bischofswerder") erwarb zahlreiche Landgüter und heiratete in verschiedene Adelsfamilien ein. So war Hans Rudolph I. mit Dorothea von Nostitz aus dem Haupthause Ullersdorf verheiratet und besaß neben seiner Neuerwerbung Kreba auch Anteile von Stannewisch.
Einen wesentlichen Aufschwung erfuhr Kreba durch die Grafen von Einsiedel. Die Einsiedels waren seit 1694 in der Oberlausitz ansässig, als Hans Haubold von Einsiedel die Standesherrschaft Seidenberg im heutigen Polen kaufte. Aus dem meißnischen Uradelsgeschlecht, das in Sachsen über einen großen Besitz verfügte, gingen bedeutende Minister, Offiziere und andere Persönlichkeiten hervor. Johann George, Sohn des Hans Haubold von Einsiedel, wurde 1745 in den Grafenstand erhoben.
Kreba hatten die von Einsiedel durch eine Heirat erworben. Eleonore Henriette von Ponickau, in erster Ehe mit dem sächsischen Minister Nikolaus Willibald Graf von Gersdorff auf Kreba verheiratet, vermählte sich in zweiter Ehe 1766 mit Johann Georg Friedrich Graf von Einsiedel, Sohn des Johann George von Einsiedel und zu damaliger Zeit Besitzer der Standesherrschaft Seidenberg-Reibersdorf. Johann Georg Friedrich von Einsiedel war unter Kurfürst Friedrich Christian Kabinettsminister und Staatssekretär für innere Angelegenheiten geworden und konnte sich ein standesgemäßes Leben leisten. Als seine reiche Frau, die Teils in Milkel, teils in Reibersdorf lebte, 1787 die Besitzungen um Kreba erbte, ließ er das aus der Mitte des 18. Jahrhunderts stammende und vermutlich auf einem älteren Kern errichtete Schloss Kreba ausbauen. Es erhielt einen von Granitsäulen getragenen Altan mit Auffahrtsrampe im Eingangsbereich sowie einen flachen Dreiecksgiebel mit einer von zwei Sphingen gehaltenen Kartusche. Vermutlich wurde das Schloss auch aufgestockt.
So präsentiert sich heute das riesige Bauwerk mit drei Geschossen, elf Fensterachsen und Walmdach. An der südlichen Gebäudefront sind kräftig hervortretende polygonale Eckpavillons mit kleinen Mansarddächern angebaut. Neben dem praktischen Nutzen sollte das Haus vor allem ein Zeichen setzten und die Bedeutung der Familie von Einsiedel hervorheben. In den 1850er und 1860er Jahren ließ Alexander Graf von Einsiedel die Orangerie nordwestlich des Schlosses bauen und den Schlosspark in einen englischen Landschaftspark umgestalten.
Obwohl die Herrschaft Kreba mit ca. 42 km² eine der größten in der nördlichen Oberlausitz war, gerieten die Herren von Einsiedel zu Beginn des 20. Jahrhunderts in finanzielle Schwierigkeiten und mussten ihre Besitzungen außerhalb der Standesherrschaft Reibersdorf verkaufen. So erwarb 1913 Hartmann Freiherr von Schlotheim aus einem thüringisches Uradelsgeschlecht die Herrschaft. Doch der Baron war dem Glücksspiel verfallen und hatte nach zwanzig Jahren seinen neuen Besitz verspielt. Nach einer kurzen Nutzungszeit als Mütter- und Erholungsheim übernahm 1939 die Gemeinde das Krebaer Schloss, um hier eine Schule einzurichten. Dazu veränderte man auch den weitläufigen Park nachhaltig durch das Abholzen von Bäumen, den Bau von Sportstätten und das Zuschütten des Teiches.
Heute befindet sich im Schloss immer noch eine Schule. Nach umfangreichen Sanierungen 2013 mit Mitteln aus einem sächsisch-polnischen Programm und Finanzierung durch die Europäische Union befindet sich im Schloss auch das Haus der deutsch-polnischen Vereine, die das Gebäude regelmäßig für gemeinsame Veranstaltungen mit den polnischen Partnergemeinden nutzen. An die einst adligen Hausherren erinnert nur noch die großzügig gestaltete und gewölbte Eingangshalle mit Kamin und Treppenhaus.
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Bildergalerie |
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Schloss Kreba |
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