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Beschreibung
Kürbitz gehört zu den wenigen Rittergütern in Sachsen, die bis zur Bodenreform 1945 ununterbrochen im Besitz einer Familie waren. Die nach ihrem bei Hof gelegenen Stammsitz benannte Familie von Feilitzsch kam im Gefolge der Vögte von Weida in das Vogtland und setzte sich dort in mehreren Orten fest. Bereits um 1300 war nach alter Überlieferung ein Jobst von Feilitzsch Erbherr auf Kürbitz. Zu dieser Zeit entstand am Flussübergang der Weißen Elster ein "festes Haus", das möglicherweise mit den beiden aus Bruchstein gemauerten unteren Geschossen den Grundstock für das spätere Herrenhaus bildete. Dendrochronologische Untersuchungen der verbauten Hölzer in jüngster Zeit datierten die Aufstockung in Fachwerkkonstruktion auf das Jahr 1475.
In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurden an der Fachwerkkonstruktion einige Veränderungen vorgenommen. Die Altersbestimmung der Hölzer legt einen Umbau zwischen 1649 und 1694 nahe. In diese Bauphase fällt auch die bemalte Decke im zweiten Obergeschoss, bei der sich dunkelrote Profilbretter mit blaugetönten Brettern abwechseln. Beide tragen ein weißes Rankenmuster. Bei weiteren umfassenden Instandsetzungsmaßnahmen ließ Joachim Freiherr von Feilitzsch 1936 den Putz abnehmen und das Fachwerk freilegen.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurden Joachim Freiherr und Ilse Freifrau von Feilitzsch enteignet. Die 1847 in den Freiherrenstand erhobene Familie flüchtete in den benachbarten Kreis Hof. Während man das Rittergut 1947 an Neubauern aufteilte, wurden im Herrenhaus Flüchtlingsfamilien unterbracht. Das Herrenhaus diente im oberen Bereich noch bis 1987 als Wohnhaus. Unten nahmen die Räume eine Schulküche und die Gemeindebibliothek auf. Doch der Zustand der Gebäude verschlechterte sich zusehends. Weil die Wirtschaftsgebäude auf dem Gelände des Rittergutes immer weniger genutzt wurden und verfielen, musste man sie schließlich abreißen. Dem Herrenhaus gab im Herbst 1987 ein verheerendes Feuer den Rest. Obergeschoss und Dach fielen den Flammen zum Opfer und das Herrenhaus konnte nur mit Mühe vor der völligen Zerstörung bewahrt werden. Engagierte Bürger des Ortes errichteten bald darauf eine provisorische Dachabdeckung, um das Gebäude so vor Witterungseinflüssen zu schützen.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands pachtete Joachim Freiherr von Feilitzsch, der älteste Sohn des letzten Gutsbesitzers, die Hofstelle. Doch es gelang ihm nicht, genügend Mittel für den Neuaufbau des Herrenhauses aufzubringen. So löste die Gemeinde Weischlitz 2005 den Pachtvertrag wieder und übertrug das Haus dem Förderverein Rittergut Kürbitz, der sich fortan um die Rettung und Erhaltung des Herrenhauses kümmern sollte. Vielseitige Aktivitäten führten zu einer Notsicherung des Gebäudes, die Neueindeckung des Daches und die Stabilisierung des Mauerwerks. 2012 konnte die Gemeinde das Herrenhaus an eine Vermögensverwaltung verkaufen, die nach einem umfassenden Innenausbau exklusive Wohnungen vermietet.
So präsentiert sich dem Besucher heute ein interessantes Bauwerk mit Fachwerkgeschoss und hohem Satteldach. Ein nachträglich errichteter Vorbau in Fachwerkkonstruktion auf der Hofseite ruht teilweise auf einem steinernen Unterbau und teilweise auf einer Sandsteinsäule. Im Innern bietet eine großzügige Raumaufteilung mit offenen Balken, altem Dielenboden und Originaltreppenhaus sowie ein Glasgiebel eine exklusive Wohnatmosphäre. Im ersten Obergeschoss liegt der ehemalige Saal mit profilierter spätgotischer Holzbalkendecke, vermutlich aus dem 16. Jahrhundert.
Auf dem ummauerten Hof steht ein großes, auf Holzsäulen ruhendes Taubenhaus aus dem 19. Jahrhundert. Zusammen mit der gegenüberliegenden evangelischen Salvatorkirche, erbaut 1624 bis 1626 durch Urban Caspar von Feilitzsch, bildet das Herrenhaus ein harmonisches, fast malerisches Ensemble. In der Kirche ruhen auch die Gebeine der Familie von Feilitzsch.
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Bildergalerie |
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Herrenhaus Kürbitz |
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