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Beschreibung
Der zur Gemeinde Hochkirch gehörige kleine Ort Kuppritz bei Bautzen ist bekannt geworden durch eine Schlacht im Siebenjährigen Krieg. In der Nacht vom 13. zum 14. Oktober 1758 überfiel die österreichische Armee unter General Daun in einem Nachtgefecht überraschend das preußische Heerlager bei Hochkirch. Friedrich der Große erlitt auf Grund einer Fehleinschätzung der Situation eine vernichtende Niederlage und wurde zum Rückzug gezwungen. Der Siebenjährige Krieg ging am Ende dennoch zugunsten der Preußen aus.
Heute ist es in der Gegend um Hochkirch, dessen deutscher Name von der weithin sichtbaren Kirche herrührt, wesentlich ruhiger. Schon 1225 erfolgte für Kuppritz die erste urkundliche Erwähnung eines Herrensitzes des Otto de Kopericz. Der Ort selbst wird 1419 Copperitz und schließlich 1791 Kuppritz genannt. Ab 1550 ist das Rittergut bezeugt. Auf dem Rittergutshof steht ein inzwischen gut saniertes, im hellen Gelb gehaltenes dreigeschossiges Herrenhaus, bei dem es sich um einen schlichten barocken Bau mit einem rechtwinklig angesetzten Seitenflügel und Walmdächern handelt. Der Schlussstein des Granitportalgewandes zeigt die Jahreszahl 1773. Ob der damaligen Rittergutsbesitzer Carl Ludwig von Leubnitz einen Neubau oder umfangreiche Reparatur-, Umbau- und Anbaumaßnahmen infolge von massiven Beschädigungen durch die Schlacht bei Hochkirch in Auftrag gab, ist nicht ganz klar. Offensichtlich ist jedoch, dass dabei ältere Bausubstanz einbezogen wurde. So könnte das Gewölbe im Erdgeschoss auf den mittelalterlichen Herrensitz zurückgehen.
Bemerkenswert ist auf der Hofseite des Herrenhauses ein zentraler Uhrengiebel auf dem Dach. Das Ziffernblatt befindet sich zwischen einfachen Pilastern, darüber folgt unter einem gerundeten Giebeldach die bronzerne Uhrenglocke. Auf dem Sims links und rechts vom Ziffernblatt stehen Sandsteinvasen. Das Uhrwerk stammt wahrscheinlich aus dem Jahre 1720 und war in der Kirche zu Hochkirch verbaut. Die Kirche wurde erst 1751 mit dem Kirchturm ergänzt, der dann in diesem Jahr ein neues, aufwändigeres Uhrwerk bekam. Nach einer Gravur auf dem alten Uhrwerk wurde es 1825 vom Schmied J.C. Ullrich aus Rosenhain repariert und vermutlich auch in diesem Jahr von Christian Heinrich von Kindt mit der Glocke von 1644 mit Gravur "Hans von Nostitz zu Ullersdorf" zum heute noch existierenden Uhrturmensemble zusammengefügt. Das Herzstück dieses Chronometers ist zwischen 2012 und 2015 von Uhrmacher Mathias Schäfer aus Weißbach bei Pulsnitz überarbeitet worden und zeigt heute wieder die Tageszeit an.
Das Haus betritt man durch das links von der Mittelachse gelegene Portal. Vom einfach gestalteten Treppenhaus führt eine schlichte Holztreppe in die beiden oberen Etagen. Im ersten Stock sticht besonders der "Blaue Sall" hervor, der seinen Namen vermutlich von einer bis 1945 an den Wänden dieses Raumes existierenden und hauptsächlich in Blau gehaltenen Biedermeier-Textiltapete erhielt. Bei Notsicherungsmaßnahmen in den Jahren 2012/13 wurde von einem Restaurator im "Blauen Saal" eine gut erhaltene, nicht überstrichene Deckenmalerei aus dem Entstehungszeitraum 1600-1650 entdeckt, die unter einer wahrscheinlich vom Rittergutsbesitzer Christian Heinrich von Kindt nach 1816 angebrachten und ebenfalls aufwendig bemalten Zwischendecke hervortrat. An den Wänden hängen Portraits bekannter Persönlichkeiten. Heute wird der "Blaue Saal" für Konzerte, Vorträge und andere kulturellen Veranstaltungen genutzt.
2014 hielt der "Blaue Saal" einen gelungenen Nachbau des "Kuppritzer Sekretärs", ein barocker Schreibschrank aus den Jahren 1740-42, der von 1816 bis 1930 im Herrenhaus stand. Dann wurde er im Zuge eines Erbausgleiches von der Schwester des letzten Rittergutsbesitzers Hans von Loeben bei ihrem Umzug nach München verbracht. Der "Kuppritzer Sekretär", 235 cm hoch und 146 m breit, ist aus edlen Hölzern, wie Mahagoni, Ebenholz und Riopalisander gefertigt, besitzt vergoldete Beschläge in Rankenform sowie Schlösser und Scharniere mit gravierten Abdeckplatten.
Nach der Familie von Leubnitz gelangte das Rittergut 1816 an Christian Heinrich von Kindt und durch Erbschaft 1875 an den Geheimen Ökonomierat Dr. Rudolf Elwir Hähnel. Er wiederum vererbte den Besitz an seinen Enkel Hans von Loeben. 1945 fiel das Rittergut unter die Bodenreform und Hans von Loeben floh mit seiner Frau und seinen Töchtern in den Westen. Das Gut wurde aufgeteilt und das Herrenhaus in ein Mehrfamilienhaus umgewandelt. 2011 ist das Haus an einen neuen Besitzer verkauft worden, der sich mit dem anschließend gegründeten Verein "Freundeskreis Schloss Kuppritz e.V." intensiv um den Erhalt und die umfassende Restaurierung bemüht. Der Verein hat es sich zum Ziel gesetzt, Schloss Kuppritz zu einer generationsübergreifenden, kulturellen Begegnungsstätte und Musik-Akademie auszubauen.
Ein Kleinod der Region ist auch der von Hans von Loeben 1937/38 zum Kuppritzer Wasser hin angelegte Landschaftspark. Hans von Loeben hatte in Tharandt Forstwirtschaft studiert und bepflanzte das sich durch ein bewaldetes Tal schlängelnde Kuppritzer Wasser zu beiden Seiten mit heimischen und fremdländischen Gehölzen. Nach der Enteignung 1945 verwilderte der Park. Zudem führten mehrere Hochwassser in den letzten Jahren zu Schäden. Zwischenzeitlich ist der Kuppritzer Park aber wieder freigelegt und läd zu Spaziergängen vor allem während der Blütezeit der üppige Rhododendren ein.
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Bildergalerie |
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Herrenhaus Kuppritz |
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