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Beschreibung
Wer eine Pyramide bewundern will, reist nach Ägypten. Aber eine Pyramide in Sachsen? Auch das gibt es: Im Landschaftsgarten zu Machern! Der Graf von Lindenau hat sie hier erbauen lassen. Zwar nicht so groß und wertvoll, wie ihre afrikanischen Schwestern, doch ausreichend, um seinen Garten weiter zu verschönern.
Die Gemeinde Machern, östlich von Leipzig, besitzt einen jener reizvollen Landschaftsgärten des späten 18. Jahrhunderts, in dem sich zahlreiche Merkmale des "Zeitalters der Empfindsamkeit" vereinen. Ein Hauptreiz des Garten besteht in seinen zahlreichen Wasserflächen, bei dem die großen Teiche ihre klaren Formen behalten haben und nicht durch Einbuchtungen und Inseln in ihrer Wirkung verkleinert wurden.
Mit der Umgestaltung des ursprünglichen Barockgartens zum Landschaftspark nach englischem Vorbild begannen die Gärtner 1782 im Auftrage des Grafen Karl Heinrich August von Lindenau. Ab 1792 übernahm der preußische Bauinspektor Ephraim Wolfgang Glasewald die Leitung. Ihm sind auch die Bauten im Park zu verdanken, die "Ritterburg" (1795/96), die jetzt als Parkbühne benutzt wird, der "Tempel der Hygieia" (1797), ein klassizistischer Pavillon und das Mausoleum der Familie Lindenau, die eingangs schon genannte Pyramide (1792) mit dorischem Giebelvorbau.
In den letzten Jahren des 18. Jahrhunderts erlangte der Park durch seine botanisch reizvoll gestalteten Partien, seine räumlichen Konzepte und die zahlreichen klassizistischen und neugotischen Gebäude weithin Bekanntheit.
Welche Bedeutung das Gut Machern und sein reizvoller Park einst hatten, beschrieb Gustav Adolph Poenicke in seinem "Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen" so: "Das Gut selbst ist in Hinsicht auf seine gute Lage herrlich und im grossartigen Style aufgeführten Gebäuden zu den schönsten, bezüglich seiner Ergiebigkeit der Grundstücke zu den vortheilhaftesten, und in Rücksicht auf seine übrigen Nutzungen zu den besten Gütern in Sachsen zu rechnen. Es hat die herrlichsten Anlagen und in der Nähe des Schlosses einen Park, der zu den Sehenswürdigkeiten gehört, was man in dieser Art nur finden kann. Ueber 600 Arten ausländische Bäume und Sträucher, über 50 Staudenarten und gegen 200 Treibhauspflanzen zieren denselben".
Der Landschaftsgarten zu Machern steht mit seinem ausgewählten Pflanzen- und Baumbestand ganz in der Tradition des botanisch interessierten Reichsgrafen Karl Heinrich August von Lindenau, der bis 1802 den Park entscheidend prägte. Von seinen Reisen durch Europa brachte Lindenau außer Samen und Pflanzen auch gestalterische Anregungen mit. Mehrere kleine, in sich abgeschlossene Bereiche wurden geschaffen und mit Bauwerken und Skulpturen ergänzt.
Im Park wachsen nicht nur allgemein bekannte Gehölze wie Rotbuche, Stieleiche oder Gemeine Rosskastanie, sondern auch botanische Seltenheiten: die Allee der Tulpenbäume, der Blauglockenbaum aus China oder die beeindruckende Weymouths Kiefer aus Nordamerika.
Das Gut war fast 400 Jahre - von 1430 bis 1802 - im Besitz der Grafen von Lindenau gewesen. 1802 verkaufte Graf Lindenau seinen Besitz an Freifrau Anna von Wylich, geborene Gräfin zu Stollberg-Wernigerode. Von 1806 an war der Leipziger Kaufmann Wilhelm Schnetger Eigentümer vom Rittergut Machern.
1813 richteten 33.000 österreichische Soldaten, die sich hier zwei Tage vor der Völkerschlacht bei Leipzig einquartierten, in Schloss und Park große Zerstörungen an. Dennoch stiegen die Besucherzahlen von Jahr zu Jahr an, besonders mit dem Bau der Eisenbahnlinie von Leipzig nach Dresden. 1838 erhielt Machern sogar einen eigenen Bahnhof und avancierte zu einem beliebten Ausflugsziel.
Das am Parkrand gelegene Schloss ging aus einer Wasserburg des 16. Jahrhunderts hervor. Aus dieser Zeit stammen die kreuzgratgewölbten Räume im Erdgeschoss und der Treppenturm. Nach Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg erhielt es im 18. Jahrhundert seine jetzige Form. Der Treppenturm wurde aufgestockt und 1733 mit einer barocken Haube versehen. Die Wohntrakte der Dreiflügelanlage erhielten Mansardendächer und eine barocke Fassadenbemalung. Die Erhebung in den Reichsgrafenstand 1764 war für Heinrich Gottlieb von Lindenau Anlass, einen schönen Altan mit herrlichen Ausblicken in den Park anzubauen.
Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war das Schloss von einem Teich umgeben, aber der Bau der Eisenbahnlinie Leipzig - Dresden brachte die Austrocknung vieler Brunnen, Quellen und des Wallteiches mit sich. So präsentiert sich heute eine in sich geschlossene weitläufige Anlage, deren Höhepunkt das Schloss bildet.
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Bildergalerie |
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Schloss Machern |
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Tempel der Hygieia |
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Pyramide |
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