Historisches Sachsen
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Oberlichtenau   
 
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Information

Landkreis Bautzen

Beschreibung
Umrahmt von zwei Kavalierhäusern spiegelt sich im einst repräsentativen Wasserareal der Parkanlage das Landhaus des Grafen Brühl. Das Haus sah viele hohe Persönlichkeiten der damaligen Zeit kommen und gehen, wenn der sächsische Premierminister mit seinem Gefolge rauschende Feste feierte. Doch Heinrich Graf von Brühl hatte mit König Friedrich II. von Preußen einen erbitterten Widersacher, der nach der Niederlage Sachsens im Siebenjährigen Krieg fast zur Vernichtung dieses grandiosen Bauwerkes beigetragen hätte.
Zwischen Kamenz und Pulsnitz dehnen sich Nieder- und Oberlichtenau im Tal der Pulsnitz aus. Die Gründung des jetzigen Schlosses Oberlichtenau erfolgte um 1430. Damals wurde der Sitz der Junker von Schönberg noch als Vorwerk bezeichnet. Nachdem der Dreißigjährigen Krieg große Verwüstungen und Not brachte, ließ Jobst von Schönberg das Rittergut erweitern und den Sitz von Nieder- nach Oberlichtenau verlegen.
Seine Glanzzeit erfuhr das Schloss nach 1718, als Christian Gottlieb von Holtzendorff die Erbfolge antrat. Dieser ließ Teile des Parks im französischen und das Gebäude im spätbarocken Stil erneuern. Der rechteckige, schlichte Bau verzichtet ganz auf plastischen Schmuck. Nur ein Risalit auf beiden Seiten betont reizvoll die Mitte. Zwei zweigeschossige Seitengebäude bilden eine Art Cour d'honneur, die gärtnerisch gestaltet ist. Zwölf sandsteinerne Kinderfiguren - Geschenke von adligen Standesgenossen an den Schlossbesitzer Christian Gottlieb von Holtzendorff - musizieren auf Mandolinen und mit dem Waldhorn. Ein Teich mit Springbrunnen schließt sich dem Ensemble an.
Durch eine ebenerdige Tür betritt man das Vestibül des Hauses. Eine seitlich angeordnete Treppenanlage führt in das obere Stockwerk mit dem Festsaal, dessen Wand- und Deckenverzierungen, Gemälde, Spiegel und Kronleuchter einen besonderen festlichen Glanz ausstrahlt. Hohe bogenförmige Fenster eröffnen den Blick auf den Schlosshof und den Schlosspark.
Ab 1744 war das Schloss im Besitz des sächsischen Premierministers Graf Brühl und wurde daher 1758 und 1760 von preußischen Truppen vollständig geplündert. Den stark beschädigten Festsaal ließen die Brühls neu gestalten. Seine klare barocke Geometrie und Reichhaltigkeit der Verzierungen mit Vergoldung symbolisiert Reichtum und Kunstgeschmack.
Die nachfolgenden zahlreichen Besitzer (u.a. Graf Andreas von Renard und Graf Camillo von Marcolini) ließen sich bei Veränderungen im Schloss vom Modegeschmack ihrer Zeit leiten. Im 19. Jahrhundert war der Lustwandel jedoch endgültig vorbei. Die Anlage verfiel zusehends.
Nach dem 2. Weltkrieg sollte das Schloss abgerissen werden, doch Denkmalschützern und der Gemeinde gelang es, Umsiedler in das Schloss einzuquartieren und damit den Abriss zu verhindern. 1948 zog ein Kinderheim in die Räumlichkeiten. Umfangreiche Sanierungsmaßnahmen in den Jahren 1983 bis 1988 konnten den Wert des Schlosses erhalten.
Sehenswert sind der Festsaal von 1726 mit seiner reizvollen Stuckdekorationen und der barocke Park von 1720 mit zahlreichen Gartenplastiken. Das Gesamtensemble hat im Oktober 2008 ein niederländisches Ehepaar erworben, das im Schloss Unterkünfte anbieten möchte.

Bergschlossruine auf dem Keulenberg


Nur unweit des Schlosses befindet sich der Keulenberg. Im Jahre 1733 ließ der Rittergutsherr Christian Gottlieb von Holtzendorf, der auch Besitzer des Schlosses in Oberlichtenau war, auf Veranlassung seiner Gemahlin Friedericke Sophia dieses Berghäuschen errichten. Sicher diente es weniger der Jagd, als mehr der Repräsentation. Das Bergschlösschen aus Granit und Ziegeln war einst secheckig und besaß zwei Etagen. Wunderbare Freskenmalereien sollen die Innenwände geziert haben. Jährlich hielten die Oberlichtenauer am "Maria Heimsuchungstag" (2. Juli) im Bergschlösschen und auf dem davor liegenden Platz ein großes Fest ab. Dieses mehrtägige Spektakel mit Scheibenschießen erfreute sich großer Beliebtheit, erhielt doch der Schützenkönig einen silbernen, innen vergoldeten, Ehrenbecher mit Wappen und Namenszug sowie eine Summe von 8 bis 10 Talern. Im Jahre 1804 wurde der letzte Becher vergeben. Der damalige Rittergutsherr, Maximilian von Oerzen, besaß nicht mehr die nötigen Mittel dazu.
1818 erfuhr das Bauwerk in Vorbereitung auf das bevorstehende 50jährige Regierungsjubiläums des Königs von Sachsen eine gründliche Renovierung. Doch die Freude dauerte nicht lange. Am 18. Dezember 1833 raste ein Orkan über den Berg und riss das halbe Schlösschen in die Tiefe. Seit dem ist die Ruine ein Wahrzeichen des Keulenberges.
 
Bildergalerie
Schloss Oberlichtenau
Barocksaal
Gartenplastik
Bergschlossruine
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