Historisches Sachsen
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Osterstein   
 
Allgemeines
 
Information

Landkreis Zwickau

Beschreibung
Wohl kaum ein Bewohner der Stadt Zwickau hätte jemals gedacht, dass das alte Schloss Osterstein wiederentstehen würde. Zu stark war der Verfall vorangeschritten, der noch Anfang des 21. Jahrhunderts dieses bedeutende Bauwerk zu einem Schandfleck der Stadt machte. Es musste wohl eine gehörige Portion Enthusiasmus dazugehören, um die verfallenen Gebäudeteile wieder neu zu errichten. Kaum ein Stein blieb auf dem anderen - doch es hat sich gelohnt! Seit 2008 steht nun das Seniorenpflegeheim Osterstein am Rande der Zwickauer Altstadt, und mit ihm zusammen weitere neu errichtete Versorgungsgebäude und ein großer Parkplatz, wo früher noch meterhohe Sträucher wucherten.
Über acht Jahrhunderte reichen die Spuren der geschichtlichen Entwicklung des Schlosses zurück. Wohl kurz vor 1200 angelegt, hatte der erstmals 1219 genannte Zwickauer Vogt hier seinen Sitz. Durch die Erweiterung der Stadt wurde Burg Osterstein zur Nordostecke der Stadtbefestigung. Im späten 14. und frühen 15. Jahrhundert ließ Markgraf Wilhelm I. eine weitgehend neue Anlage errichten. 1517 diente die Burg sogar als Ausweichresidenz für Herzog Johann, weil in der Residenzstadt Weimar die Pest herrschte.
Die heutige Anlage entstand jedoch im Wesentlichen durch einen Umbau, den bereits Kurfürst August plante, jedoch nicht mehr umsetzen konnte. Erst unter Kurfürst Christian I. entstand durch den Baumeister Hans Irmisch, der auch Schloss Freudenstein in Freiberg entworfen hatte, in den Jahren 1587 bis 1590 ein repräsentatives Schloss im Renaissancestil. Unter Verwendung vorhandener Bauteile errichtete er eine Dreiflügelanlage, die zusammen mit der an der Ostseite vorhandenen Schlossmauer einen rechteckigen Innenhof bildete. Im Westteil des Schlosses waren die Amtsstuben und die Wohnung des Amtmannes untergebracht. Den Zugang im Südflügel hob ein fünfgeschossiger Torturm hervor. Vier Volutengiebel krönten seine Dachflächen. Auch die Dächer der Schlossflügel gliederten Renaissancegiebel. Wendelsteine im Hof erschlossen die oberen Stockwerke.
Doch Schloss Osterstein, wie man das Gebäude ab dem 16. Jahrhundert nannte, wurde selten als kurfürstliche Residenz genutzt. Es stellte vielmehr den Verwaltungssitz des kurfürstlichen Amtes Zwickau dar. Als die Gebäude ab dem Ende des 18. Jahrhunderts dann auch noch als Zuchthaus genutzt wurden, ging die herrschaftliche Gestaltung immer mehr zurück. Zwerchgiebel verschwanden und 1830 trug man auch noch die Renaissancegiebel auf der Ostseite ab. Vergitterte Fenster, hohe Umfassungsmauern und der Anbau schmuckloser Gebäude, um die Anstaltskapazität zu erhöhen, verwischten den Schlosscharakter zusehends. Bis 1962 bestand das Gefängnis. Anschließend dienten Teile des Schlosses gewerblichen Zwecken. So verkam die Schlossanlage immer mehr.
Ideen in den 1980er Jahren, das Schloss Osterstein in seinen Renaissanceformen wiederentstehen zu lassen, scheiterten. Erst Anfang des 21. Jahrhunderts wagte ein Investor das Risiko. 2006 fand die Grundsteinlegung statt und bereits zwei Jahre später konnte die Einweihung gefeiert werden. Bei den Baumaßnahmen rekonstruierte man auch verlorengegangene Renaissanceelemente, wie die beiden Ostgiebel, und die charakteristische Bekrönung des südlichen Torturmes. Nur der teilweise eingestürzte Westflügel konnte nicht mehr gerettet werden. Ihn ersetzt ein neu errichtetes Gebäude, dass sich äußerlich der historischen Substanz anpasst. Den östlichen Abschluss des Schlosshofes bildet ein verglaster Verbindungsbau anstelle der ursprünglichen Ostmauer.
So nimmt die Geschichte von Schloss Osterstein doch noch ein versöhnliches vorläufiges Ende. 130 Plätze stehen den betagten Bewohnern der modernen Seniorenanlage zur Verfügung. Darüber hinaus werden auch die historischen Innenräume genutzt, wie die Große und die Kleine Hofstube.
 
Bildergalerie
Schloss Osterstein vor dem Umbau
Schloss Osterstein
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