Historisches Sachsen
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Paudritzsch   
 
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Information

Landkreis Mittelsachsen

Beschreibung
Paudritzsch ist ein Ortsteil der Stadt Leisnig im Nordwesten des Landkreises Mittelsachsen nahe der Freiberger Mulde. Das Muldetal gehörte einst dem benachbarten Zisterzienserkloster Buch, dass um 1190 durch Burggraf Heinrich I. von Leisnig gestiftet wurde. Zur Bewirtschaftung des umfangreichen Grundbesitzes des Klosters richtete man Vorwerke ein. Auch das Gut in Paudritzsch ist aus einem solchen Vorwerk hervorgegangen.
Eine erste urkundliche Erwähnung von Paudritzsch erfolgte 1213, als Burggraf Gerhard von Leisnig dem Kloster Buch die Vogtei in "villam Buderoz" übertrug. Bereits zwei Jahre später bestätigte der Bischof von Meißen dem Kloster die Übertragung der Parochie Leisnig. 1228 wird Paudritzsch als Grangie des Klosters bezeichnet. Nach der Einführung der Reformation in Sachsen wurde das Zisterzienserkloster 1544 jedoch aufgehoben und der Grundbesitz ging an den Kurfürsten. Im Folgejahr verkaufte Kurfürst Johann Friedrich das Vorwerk Paudritzsch an den Rat der Stadt Leisnig. Stark verschuldet und gebeutelt durch den Dreißigjährigen Krieg gelang es dem Rat der Stadt 1652, das Vorwerk wieder an den Landesherrn zurückzugeben. Kurfürst Johann Georg I. ließ daraufhin wegen der saftigen Wiesen im Muldetal ein landesherrliches Gestüt einrichten, das vorzügliche Pferde hervorbrachte.
Über einhundert Jahre später, 1771, wurde das Gut durch die kurfürstliche Kammer aufgelassen und verpachtet. Seit dieser Zeit befand sich der Hof in der Hand bürgerlicher Eigentümer, wurde auch in der Bodenreform nicht enteignet und durchgängig bis 1994 bewirtschaftet. Danach stand des Herrenhaus, 1994 an einen Landwirt aus dem Rheinland verkauft, lange Zeit leer. In der Folge waren Dächer und Gebäudeteile eingestürzt; der Wirtschaftshof wirkte ungepflegt. Einzig das Herrenhaus war als letztes baulich erhaltenes Zeugnis des Vorwerks Paudritzsch noch in einem halbwegs intakten Zustand, drohte jedoch durch den langen Leerstand ebenfalls Schaden zu nehmen. Doch zwischenzeitlich sind im Jahre 2024 Baumaßnahmen zur Erhaltung das Gebäudes sichtbar. Ein neuer Eigentümer plant auf dem Gelände ein Café und Gästezimmer entstehen zu lassen.
Das Herrenhaus und die Wirtschaftsgebäude umschließen einen heute nach Westen offenen, einst wohl geschlossenen rechteckigen Dreiseitenhof, der durch den Abbruch von Wirtschaftsgebäuden jedoch nicht mehr vollständig erhalten ist. Ein Torpfeiler an der Zufahrt mit Wappenstein aus Rochlitzer Porphyrtuff und dem kursächsischen Wappen weist auf die vorherigen Besitzverhältnisse hin. Das zweigeschossig auf hohem Sockelgeschoss stehende Herrenhaus wurde 1899 bis 1900 für den damaligen Gutsbesitzer Otto unter Einbeziehung der vorhandenen Keller und Teile des älteren Mauerwerks errichtet. Durch den außermittigen, leicht hervortretenden Risalit mit Wellengiebel, den Fensterverdachungen, Putzgesims und dem Mansarddach wirkt das Wohnhaus durchaus herrschaftlich. Eine Freitreppe führt zu dem durch zwei Rundbögen hervorgehobenen Eingang.
 
Bildergalerie
Herrenhaus Paudritzsch
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