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Leipzig
Leipzig, die größte Stadt Sachsens (500.000 Ew.), liegt in der Leipziger Tieflandsbucht nahe am Zusammenfluss von Weißer Elster und Pleiße.
Besiedelt ist das Gebiet um das heutige Leipzig seit etwa 5.000 Jahren. Die Sorben kamen im 7. Jahrhundert n. Chr. mit der Völkerwanderung in dieses Gebiet. Es entstand eine Burg, die später Deutsche besetzten. Vermutlich bereits im 10. Jahrhundert angelegt, wurde die Burg "Urbs Libzi" erstmals 1015 genannt. Sie lag am Kreuzungspunkt zweier wichtiger Fernhandelsstraßen, der Königsstraße von Ost nach West und der Reichsstraße von Nord nach Süd, an der Stelle einer ehemaligen slawischen Siedlung. Von dieser Ansiedlung westslawischer Bauern aus dem 7./8. Jahrhundert stammt auch der Name "Lipsk" (Lindenort).
Um 1165 erhielt Leipzig von Markgraf Otto dem Reichen Stadtrechte. Ab 1268 entstanden die Oster- und Michaelismärkte - die Vorläufer der Messen; später gab es auch einen Neujahrsmarkt. Am 20. Juli 1497 erhielt Leipzig dann nach längeren Streitigkeiten mit dem benachbarten Halle durch König Maximilian I. von Habsburg das Privileg einer Reichsmesse. Sie erlangte sehr bald internationale Bedeutung und so rückte Leipzig im 18. Jahrhundert zum "Marktplatz Europas" auf.
Seit Anfang des 16. Jahrhunderts war ein starker wirtschaftlicher Aufschwung der Stadt zu verzeichnen, der u.a. mit dem Handel von Silber aus dem Erzgebirge und der Entwicklung von Buchdruck und -handel zusammenhängt. Im Dreißigjährigen Krieg stark zerstört, brachte das 18. Jahrhundert eine erneute Blütezeit für die Stadt. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich Leipzig zu einer industriellen Großstadt. 1836-39 entstand mit der Strecke Leipzig - Dresden die erste deutsche Ferneisenbahn.
Der Name Leipzig ist auch verknüpft mit Wendepunkten in der Geschichte. Während des Dreißigjährigen Krieges kam es 1632 bei Lützen zu einer Entscheidungsschlacht zwischen den Truppen Wallensteins und Gustav Adolfs, bei der der Schwedenkönig den Tod fand. Im Jahre 1813 wurde in der Völkerschlacht bei Leipzig durch den Sieg der verbündeten Russen, Preußen, Österreicher und Schweden über Napoleon der französischen Fremdherrschaft ein Ende gesetzt. Und nicht zuletzt haben die "Montagsdemonstrationen" im Herbst 1989 entscheidend zum Sturz des alten Machtregimes in der DDR beigetragen.
Beschreibung
Das "Schloss an der Pleiße", wie der Vorgängerbau des Neuen Rathauses in den Bauakten des 16. Jahrhunderts genannt wurde, ist der letzte Rest einer ehemals drei Burgen umfassenden Befestigung der Stadt, die vom Westen her bereits durch die alte Leipziger Burg und von Osten durch die 1180 erbaute markgräfliche Burg des Stadtvogtes gesichert war.
Wer sich von Süd-Westen dem Stadtzentrum Leipzigs nähert, trifft unvermittelt auf die Krone der Stadt: das Neue Rathaus. Der 1899-1905 durch Hugo Licht errichtete Bau ersetzte die 1897 abgebrochene Pleißenburg aus dem 13. bis 16. Jahrhundert. Von der ehemaligen Zwingburg blieb nur der Turm erhalten, den man auf über 100 Meter erhöhte. Um den Turm platzieren sich vielfältig gegliederte Gebäudegruppen. Hugo Licht, Leipzigs führender Architekt, vollbrachte hier seine reifste Leistung. Das Neue Rathaus aus mainfränkischem Muschelkalk beinhaltet Elemente der Renaissance, des Barocks und des Jugendstils. Zum Hauptportal des Neuen Rathauses führt eine Freitreppe, flankiert von zwei auf Pfeilern sitzenden Löwen.
Die Pleißenburg entstand ab 1217 unter Markgraf Dietrich den Bedrängten. Der stets auf den Ausbau seiner Landesherrschaft bedachte Wettiner reagierte damit auf die Aufstände der Leipziger Bürger und vervollständigte mit einer weiteren Burg die Umklammerung der Stadt. Während alle anderen Anlagen noch in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts aufgegeben wurden, baute man die Pleißenburg zur landesherrlichen Stadtburg und zum Sitz eines Vogtes aus. Dabei bezog man sie in die neue Stadtmauer ein.
Mit dem Schloss stehen eine Reihe geschichtlicher Gegebenheiten in Verbindung. "Hier wurden mehrere wichtige Landtage gehalten. … Hier vermählte sich die Schwester Ludwig IV. von Thüringen mit Peppo von Henneberg, hier theilte dessen Sohn Heinrich der Erlauchte seine Länder und hier erfolgte im Jahre 1485 auch die Theilung der von Kurfürst Ernst und dem Herzog Albrecht ererbten Besitzungen.
Hier hielten vom 28. Juni bis 16. Juli 1519 in der sogenannten grossen Hofstube Dr. Luther und Karlstadt mit dem Dr. Eck jene bedeutende und die Begründung der evangelischen Lehre wirksam befördernde Disputation, welche statt Luthern, wie es sein Gegner verkündet hatte, zum Schweigen zu bringen, die Wahrheit seiner Lehrsätze nur um desto siegreicher bewährte. Hier predigte Luther im Jahre 1519 vor seinen eifrigsten Widersachern dem Herzog Georg dem Bärtigen und zwanzig Jahre später vor einem seinen innigsten Verehrer und Freunde, dem Herzog Heinrich dem Frommen."
Im Schmalkaldischen Krieg belagerte Kurfürst Johann Friedrich 1547 Leipzig und beschädigte die Pleißenburg schwer. Mit dem Wiederaufbau beauftragte man den Leipziger Baumeister und Ratsherr Hieronymus Lotter, der auch die Augustusburg errichtete. Es entstand ein Festungsbau mit einem dreieckigen Grundriss. An der südwestlichen Ecke befand sich der 52 Meter hohe Turm.
In den folgenden Jahren nahmen verschiedene Feldherren Einfluss auf den Ausbau und die Instandhaltung der Anlage, bis diese schließlich Mitte des 18. Jahrhunderts ihre Bestimmung als Festung verlor und zunehmend zivilen Nutzungszwecken zugeführt wurde. So richtete man 1787 eine Sternwarte im Schlossturm ein und nutzte die Gebäude durch die Kunstakademie und die Universität. Mit dem Ankauf des Grundstücks durch die Stadt Leipzig 1895 stand dem Abbruch und dem Neubau des Neuen Rathauses nichts mehr im Wege.
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Neues Rathaus |
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