Historisches Sachsen
Das Portal für die Schlösser, Burgen und historischen Ruinen im Freistaat Sachsen
Pohla   
 
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Information

Landkreis Bautzen

Beschreibung
Das Herrenhaus in Pohla ist anders als viele andere Herrenhäuser in Sachsen: Das Bauwerk besteht aus drei Flügeln, die nicht wie üblich in einem rechten, sondern in einem stumpfen Winkel aneinandergefügt sind. Zudem versprüht das knallgelbe Gebäude mit seinen dunkelgrünen Fensterläden, der gusseisernen Balkonbrüstung über dem Portal und dem auffallend flachen Walmdach einen Hauch südländischer Leichtigkeit. Wie ein italienisches Landhaus empfängt Pohla mit seinem kleine Rondell am Eingang die Besucher.
Doch wir befinden uns nicht in der italienischen Toskana, sondern in der Oberlausitz nordöstlich von Bischofswerda unterhalb des Pohlaer Berges. Pohla ist schon sehr alt, denn eine erste Rodungssiedlung geht vermutlich auf das 10. Jahrhundert zurück. 1276 wurde in Pohla der Herrensitz eines Lutherus de Palowe urkundlich erwähnt. Seit dem 16. Jahrhundert war Pohla fest in den Händen der Herren von Ponickau, die das Gut - mit einer kurzen Unterbrechung im 17. Jahrhundert - bis 1945 in ihrem Besitz halten sollten. Das uralte, einst sehr angesehene und begüterte Adelsgeschlecht war in Sachsen und Schlesien beheimatet und besaß große Gebiete der westlichen Oberlausitz. Wolff von Ponickau erwarb Pohla 1557 und begründete damit eine fast 400 Jahre währende Gutsherrschaft auf Pohla. Da der Hof im frühen 18. Jahrhundert abbrannte, haben sich keine älteren Reste erhalten, aber auf einigen Grund- und Kellermauern ließ Johann Georg III. einen neuen barocken Vierseithof errichten. Linker Hand zur Einfahrt lag das einflügelige, schlichte Herrenhaus, an das sich nach Norden Stallgebäude anschlossen.
Das Herrenhaus, das heute noch existiert, wurde jedoch erst im Jahre 1871 unter Johann Georg IV. von Ponickau errichtet. Der Bauherr fügte an das vorhandene Herrenhaus zwei weitere Flügel an, so dass sich diese in einem stumpfen Winkel zur dreigeteilten Hauptfront formten. Gleichzeitig wurden die Fassade und das Dach vereinheitlicht. Der Mitteltrakt der dreigeteilten Hauptfront ist durch ein etwas höher gesetztes Dach betont. Über seinem Rundbogenportal aus Granit befindet sich ein Balkon, der von einem stuckdeckenverzierten Saal aus betreten werden kann. Über ein Entree führt das Portal in ein Treppenhaus, das die herrschaftlichen Räume im Obergeschoss erschließt. Am Hang hinter dem Herrenhaus liegt der Schlosspark. In ihm gab es mehrere Brunnen und vermutlich bis ins 19. Jahrhundert auch ein Forsthaus.
Die Familie von Ponickau wurde 1945 enteignet und flüchtete in den Westen. In Folge der Bodenreform teilte man die Gebäudegrundstücke an sieben Neubauernfamilien auf. Im Herrenhaus kamen zuerst Flüchtlingsfamilien unter, später diente es als Kindergarten und Wohnheim der LPG. In den Folgejahren gab es an dem denkmalgeschützten Herrenhaus nur wenige äußerliche Veränderungen. Mit der Auflösung der LPG wurde das ehemalige Rittergut unter die Verwaltung der Treuhandliegenschaftsgesellschaft gestellt und zum Verkauf ausgeschrieben. Schließlich ersteigerte 2001 ein Ehepaar das Haus und stellte die frühere Raumaufteilung nach alten Bauplänen wieder her. Heute dient das Herrenhaus als Wohnhaus.
 
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Herrenhaus Pohla
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