Historisches Sachsen
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Reinhardtsgrimma   
 
Allgemeines
 
Information

Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge

Beschreibung
Bevor der Lockwitzbach den Höhenzug östlich von Wilisch durchbricht, hat er eine kesselartige Weitung geschaffen, in der der kleine Ort Reinhardtsgrimma liegt. Herrlich ist es an einem Sommertag durch den Schlosspark zu spazieren und auf das wohlproportionierte Schloss mit seinen bewegten Formen zu schauen.
Gründer des Ortes war vermutlich Anfang des 13. Jahrhunderts Reinhardt de Grimme. Ob sich eine erste Burg an der Stelle des heutigen Schlosses oder nach mündlicher Überlieferung auf einem Felsen des Schlottwitzgrundes, wo sich Reste einer Befestigung befinden, stand, ist nicht abschließend geklärt. Ein numismatischer Fund von über 2.000 Silbermünzen aus den Jahren 1230 bis 1260 belegt jedoch, dass schon in diesem frühen Jahrhundert hier oder in nächster Umgebung ein wichtiger Verkehrsübergang zwischen Sachsen und Böhmen gewesen sein muss.
Die Familie von Grimme war bis in das 14. Jahrhundert im Besitz von Reinhardtsgrimma. Mit Beginn des 15. Jahrhunderts ging der Besitz an die Familie von Karras über, die zu den reichsten und angesehensten Geschlechtern in Sachsen gehörte. In der Folgezeit wechselten häufig die Besitzer, bis Reinhardtsgrimma schließlich für über 100 Jahre in den Besitz der Familie von Tettau gelangte. Der zu Ende gehende Siebenjährige Krieg fügte auch Reinhardtsgrimma erhebliche Schäden durch Plünderungen und fremde Einquartierungen zu, so dass die Tettaus das Gut an den Kammerrat Johann Christoph Lippold, Sohn eines Kaufmanns, abtraten.
Zeitweilig war der Ort in Ober- und Niederdorf getrennt. Der ursprüngliche Niederhof befand sich nur wenig unterhalb des heutigen Schlosses. Wegen seiner Baufälligkeit ließ ihn Johann Christoph Lippold abtragen und ein neues Schloss errichten.
Das Schloss entwarf 1765-67 Johann Friedrich Knöbel anstelle des im Mittelalter erbauten Wasserschlosses "Haus Reinertsgrym". Der U-förmige zweigeschossige Bau mit Mansarddach wird von einem schlanken Glockenturm an der Parkseite architektonisch zusammengefasst. Die Grundrissdisposition der Dreiflügelanlage mit kräftig bogenförmigem Mittelteil auf der Gartenseite ist typisch für die damalige Rokokoraumbildung in Sachsen. Knöbel folgte hier seinem Lehrer Knöffel, der ähnliche Bauwerke schuf, so das bedeutende Jagdschloss Hubertusburg in Wermsdorf. Der Ehrenhof ist dem Wirtschaftshof zugewandt und wird von dem repräsentativen Eingang des Schlosses geprägt. Die Attika trägt ein Wappen sowie vier spielende Putten.
Betritt man das Schloss, führt der gerade Weg in den Gartensaal, der seine hölzernen Wandvertäfelungen um 1910 erhielt. Der Gartensaal dient heute als Schulungsraum. Rechts neben Eingang befindet sich das seitlich angeordnete Treppenhaus. Über das Treppenhaus erreicht der Besucher den Hauptsaal im Obergeschoss. Er ist mit großformatigen Ölgemälden, welche niederländische Landschaftsszenen zeigen, und Spiegeln ausgestattet. In zwei Nischen stehen Öfen aus der Zeit des Rokoko.
Nach zahlreichen Besitzerwechseln im 18. und 19. Jahrhundert erwarb schließlich 1908 Friedrich Hugo Maximilian Senfft von Pilsach den Herrensitz. Der Generalmajor war mit Alpheda Teding van Berkhout, der Tochter eines niederländischen Plantagenbesitzers auf Java, verheiratet. Mit ihrem Geld konnte das Schloss umfassend saniert werden. Zudem beeinflusste sie auch maßgeblich die Ausstattung der Räume.
Schloss und Park wurden nach 1945 Volkseigentum. Im Oktober 1946 richtete man in den Räumen des Schlosses eine Landwirtschaftsschule mit Internat ein, die später zur "Fachschule für Landwirtschaft" erhoben wurde. Heute befindet sich im Schloss Reinhardtsgrimma die Staatliche Fortbildungsstätte des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft.
Ein englischer Park, in dessen Teich sich das Schloss in seiner vollen Schönheit spiegelt, mit einem klassizistischen Badehaus sind dem Schloss vorgelagert. Von den gartenseitig zugewandten Räumen hat man einen besonders schönen Blick auf ihn. Ein ungewöhnlicher Brunnen ist an einem Gebüsch erhalten. Vor einem bärtigen Faunkopf befinden sich zwei Urnen, eine stehend, die andere liegend. Aus der liegenden floss ehemals Leben spendendes Wasser - ein Symbol des tätigen im Gegensatz zum untätigen Leben.
 
Bildergalerie
Schloss Reinhardtsgrimma
Schlossteich
Attika
Festsaal im Obergeschoss
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