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Beschreibung
Im 12. Jahrhundert bedeckte ein undurchdringlicher Wald - der "Miriquidi" - weite Teile des Erzgebirges. Erst um 1150 erschlossen bäuerliche Siedler nach und nach den "Dunkelwald". So entstanden in dieser Gebirgsregion entlang der Zschopau eine ganze Reihe Burgen zur Sicherung der Furten und Wege.
Zudem kündet der Name des Erzgebirges von seiner Jahrhunderte währenden Bedeutung für den Abbau von Erzen, besonders von Zinn und Silber. Die adligen Herren, in deren Auftrag das Schürfen und die kunsthandwerkliche Verarbeitung geschah, wurden im Laufe der Zeit zunehmend wohlhabender. Doch einfach war es nicht, diesen Reichtum zu schützen. Räuberbanden und verfeindete Adelssippen blickten begehrlich auf die Quellen des Wohlstandes, die ständig vor fremdem Zugriff geschützt werden mussten. Zu den für diesen Zweck erbauten Wehranlagen gehört auch die Burg Scharfenstein.
Für die Anlage von Burgen waren Flussläufe, wie die Zschopau, ein idealer Bauplatz, bildeten sie in Verbindung mit einem Felsplateau doch bereits wichtige natürliche Annäherungshindernisse, die die Baumeister vergangener Jahrhunderte immer intensiv auszunutzen verstanden. Häufig war es nur noch notwendig, eine Seite mit Gräben, Brücken und festen Mauern zu sichern. Auch in Scharfenstein ist es nicht anders.
Die romantisch im Tal der Zschopau, auf einem Felsen hoch über dem Fluss, gelegene "Erlebnisburg" diente dem Schutz des Zinn- und Silberbergbaus. Eine genaue Entstehungszeit ist nicht bekannt. Wissenschaftliche Untersuchungen datieren ihre Anlage jedoch in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts. Aus dieser Zeit stammt der heute noch vorhandene 17 m hohe und 3 m dicke Bergfried - er ist begehbar und von seiner Plattform aus hat man eine herrliche Sicht ins Tal. Ebenso aus dieser Zeit stammt die Palasruine. Beide, Palasruine und Bergfried, prägen das Bild der Burganlage und vermitteln den Charakter ehemaligen trutzigen Rittertums. Die später errichteten Bauteile gruppieren sich ringförmig um diesen Kernbereich.
Dem Bau der Burg folgte die erste urkundliche Erwähnung aus dem Jahre 1349. Zu dieser Zeit unterstand das Gebiet an der Zschopau den Herren von Waldenburg. Gesichert durch steile Hänge und einen Halsgraben war die Burg nahezu unangreifbar.
1492 übernahmen die Herren von Einsiedel die Burg und besaßen sie bis 1931 ununterbrochen als Familienbesitz. Im 13. Jahrhundert nach Sachsen gekommen, erwarb das Adelsgeschlecht zahlreiche Besitzungen. Unter ihnen kam es zum Umbau der Burg Mitte des 16. Jahrhunderts, dem verheerenden Brand 1921 und dem anschließenden Wiederaufbau 1921-23 nach alten Bauplänen. Dabei verschuldete sich Graf Kurt Haubold Alexander von Einsiedel so stark, dass der Familienbesitz versteigert werden musste.
Am Renaissanceportal aus dem 17. Jahrhundert erkennt man das Allianzwappen der Herrschaft von Einsiedel und von Ponickau. Eine Brücke überquert den tiefen Halsgraben. Der Südflügel ist im gotischen Stil gestaltet, während der Nordflügel Renaissancecharakter trägt. Der Ostgiebel ist mit Schlingrippen und Vorhangbogenfenstern aus dem 16. Jahrhundert verziert.
Ab 1945 erlebte die Burg die verschiedensten Nutzungsarten: Notunterkunft, Bergbauschule der SDAG Wismut, Parteischule der SED, Kinderheim, Kindererziehungsheim und Jugendwerkhof.
Um viele alte Gemäuer ranken sich die unterschiedlichsten Sagen und Geschichten. Auch Scharfenstein nimmt sich da nicht aus.
Eine solche besondere Begebenheit ist die Belagerung der Burg durch Karl Stülpner (1762-1841), dem erzgebirgischen "Sohn der Wälder". Der 1762 in Scharfenstein geborene und auch dort verstorbene Stülpner avancierte zum Anwalt der Armen. Die Obrigkeit konnte ihn trotz hoher Kopfgeldprämien nicht fassen, die einfachen Menschen schützten und verbargen ihn.
Stülpner, der als 7. Kind eines armen Mahlburschen zur Welt kam, lehnte sich 1794 gegen die Obrigkeit und vor allem gegen die feudalen Jagdgesetze auf. Er wurde zum Raubschütz, wie ihn die Adligen nannten, denen das Jagdrecht allein gehörte. Die Bauern im Erzgebirge litten damals sehr unter dem Wildreichtum. So war es ihnen recht, wenn Stülpner Wildschweine, Hirsche und Hasen schoss und ihnen das Fleisch und die Felle übergab.
Am 12. Oktober 1795 belagerte er mit Gleichgesinnten die Burg und jagte den damaligen Besitzern einen gehörigen Schrecken ein. Danach wurde er steckbrieflich gesucht. Verarmt und fast erblindet nahm ihn 1839 seine Heimatgemeinde wieder auf. In Scharfenstein steht ein Gedenkstein an der Stelle, an der sich Stülpners Geburtshaus befand. Sein Sterbehaus, Karl-Stülpner-Weg 12, trägt eine Gedenktafel. Stülpners Grab befindet sich auf dem Friedhof im benachbarten Großolbersdorf. Noch immer ist Karl Stülpner ein erzgebirgischer Volksheld.
Heute hat in der Burg Scharfenstein die traditionelle und moderne Volkskunst aus dem Erzgebirge eine Heimstatt gefunden. Nussknacker, Räuchermännchen und Lichterbögen entführen den Besucher in eine wunderbare Weihnachtswelt. An die Entstehungsgeschichte des erzgebirgischen Kunsthandwerks in den spärlich beleuchteten Stuben langer Winterabende soll das Motto dieses in seiner Art in Sachsen einmaligen "Erlebnismuseums" erinnern: "Die Sehnsucht nach dem Licht !". Das Besondere daran: Sie können viele Ausstellungsstücke im wahrsten Sinne des Wortes be-greifen, anfassen, bewegen, fühlen und im Bastelzentrum selbst ihr Geschick versuchen. Darüber hinaus hat man dem legendären Volkshelden Karl Stülpner eine eigene Ausstellung gewidmet.
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Bildergalerie |
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Burg Scharfenstein |
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Burg Scharfenstein |
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Der Bergfried markiert die höchste Stelle der Burg |
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Eingangsportal |
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