Historisches Sachsen
Das Portal für die Schlösser, Burgen und historischen Ruinen im Freistaat Sachsen
Störmthal   
 
Allgemeines
 
Information

Landkreis Leipzig

Beschreibung
Südlich von Leipzig entsteht seit einigen Jahren das Leipziger Neuseenland, eine zum Mitteldeutschen Seenland zählende Bergbaufolgelandschaft. Im Rahmen der Rekultivierung und Renaturierung der ehemaligen Braunkohlegewinnung und deren Anlagen entstanden und entstehen aus den Tagebaurestlöchern zahlreiche Gewässer, die sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten füllen werden und die teilweise durch Kanäle verbunden werden sollen, so dass der Seenverbund einmal eine Wasserfläche von etwa 70 km² einnehmen wird.
Einer dieser Seen ist der Störmthaler See, der durch die Flutung des Südostteils des ehemaligen Braunkohletagebaus Espenhain entstand. Benannt ist der See nach dem Ort Störmthal, der nach den ursprünglichen Plänen aus der DDR-Zeit für den Braunkohletagebau Espenhain abgebaggert werden sollte. Die Friedlichen Revolution in der DDR änderte die Pläne. Heute ist Störmthal ein Straßendorf, das u.a. durch große sächsische Vierseitenhöfe geprägt ist. Auch das zum ehemaligen Rittergut gehörende Schloss konnte gerettet werden und ist äußerlich weitgehend saniert. Nur ein Teil des zugehörigen Parks ist zusammen mit dem ehemaligen Ortsteil Rödgen dem Tagebau Espenhain zum Opfer gefallen.
Die Gegend südlich von Leipzig wurde im Zuge der deutschen Ostsiedlung ab der Mitte des 11. Jahrhunderts dichter besiedelt. Eine erste schriftliche Erwähnung von "Sturmtayl" erfolgte 1306 in einem Verzeichnis des Klosters Pegau, dem Störmthal damals unterstand. Verschiedene bekannte Adelsfamilien waren im Besitz von Störmthal, u.a. die Familie von Pflugk, Friedrich vom Schönberg und Moritz von Starschedel. Einen Aufschwung erfuhr Störmthal unter der Herrschaft von Statz Friedrich von Fullen, der als kurfürstlich-sächsischer Kriegsrat und Assessor am Leipziger Oberhofgericht einflussreiche Positionen bekleidete und 1675 das Rittergut erwarb. Im Störmthal traf er auf ein altes Herrenhaus aus dem 16. Jahrhundert, das er ab 1693 unter Verwendung älterer Teile zu einem Barockschloss ausbauen ließ. Den zweigeschossigen Bau mit Mansardwalmdach und Dachgauben betont zur Gartenseite ein dreigeschossiger Mittelrisalit mit Dreiecksgiebel und Freitreppe. Das Giebelfeld schmückt ein Allianzwappen mit der Jahreszahl 1693 und die Inschrift "MK 2012" (Manfred Kolbe). Das Portal wird von Pilastern flankiert. Im Erdgeschoss befinden sich noch Fenstergewände aus dem 16. Jahrhundert. Die Hofseite ist wesentlich einfacher gehalten und nur durch drei Dachgauben in der Mittelachse betont. Die zwei eingeschossigen Seitenflügel, die einen Ehrenhof einfassen, wurden erst 1786 durch den Grimmaer Baumeister Elbrich ergänzt. Im Innern sind einige Räume bereits stilvoll restauriert.
1703 fiel das Rittergut an Statz Hilmar von Fullen. Nach dessen Tod 1751 ging Störmthal an seine Tochter Erdmuthe Dorothea Magdalene von Fullen, die sich 1737 in erster Ehe mit dem königlich-polnischen und kurfürstlich-sächsischen Kammerherrn Graf Heinrich Rudolph von Schönfeld und in zweiter Ehe 1752 mit dem Generalleutnant der Kavallerie und Gouverneur der Stadt Leipzig Johann Friedrich Graf von Vitzthum-Eckstädt vermählte. Ihr ist es wohl auch zu verdanken, dass der Leipziger Dichter und Philosoph Christian Fürchtegott Gellert zwischen 1755 bis 1766 mehrfach als Gast in Störmthal weilte. Die Gräfin starb 1787 und Störmthal wurde Eigentum des Grafen Johann Hilmar Adolph von Schönfeld, ihrem Sohn aus erster Ehe. Über Ludwig Moritz Adolph Graf von Schönfeld gelangte Störmthal wiederum an den sächsischen Kammerherrn Rudolf Friedrich Theodor von Watzdorf.
In diese Zeit fiel auch die klassizistische Umgestaltung von Fassade, Treppenhaus und Gartensaal sowie die Anlage eines englischen Landschaftsparks. Besonders beeindruckt der Gartensaal, bei dem die durch Stuckfriese gegliederten Wände mit zarten Dekorationen, die Wandmalereien aus Pompeji nachempfunden sind, ausgemalt wurden. Kamine, große Spiegel und mit Stuckmarmor ausgekleidete, raumhohe Wandnischen verstärken den festlichen Eindruck.
Die Familie von Watzdorf blieb im Besitz von Störmthal bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Bereits 1943 lagerte die Universität Leipzig ihre Augenklinik in das Störmthaler Schloss aus. Später wurde ein TBC-Krankenhaus im Schloss eröffnet, dem 1951 ein Kinderheim und ab 1978 ein Lehrlingswohnheim des Braunkohlenkombinates Espenhain folgten. Diese Nutzungen führten jedoch zu erheblichen Änderungen in der Bausubstanz. Nachdem das Lehrlingswohnheim ab 1991 nicht mehr benötigt wurde, stand Schloss Störmthal leer. Wasser drang in das Bauwerk ein und führte zu Schwammbefall und zur Einsturzgefahr. Dass es nicht dazu kam, ist Manfred Kolbe, dem ehemaligen sächsischen Justizminister und langjährigen Bundestagsabgeordneten, zu verdanken, der 2008 das Schloss von der Gemeinde Großpösna erwarb und 2010 umfangreiche Sanierungsmaßnahmen in Auftrag gab. Große Teile der Holzkonstruktion ließ er austauschen, das Dach neu decken und die Fassade an der Gartenseite neu verputzen. Seit einiger Zeit kann Schloss Störmthal für Feierlichkeiten, Veranstaltungen und Ausstellungen im noblen Schlossambiente gemietet werden.
 
Bildergalerie
Schloss Störmthal
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