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Beschreibung
Taubenheim/Spree befindet sich in der hügeligen Mittelgebirgslandschaft des Oberlausitzer Berglands, dicht an der Grenze zu Nordböhmen. Der als Waldhufendorf angelegte Ort wurde in der Mitte des 14. Jahrhunderts erstmals urkundlich erwähnt. Als eine der erste Besitzer von Taubenheim werden die Herren von Raussendorf und von Ponickau genannt. 1549 erwarb ein Herr von Rechenberg das Rittergutes und nach einer Lehnsnotiz kaufte Nikol von Eberhardt 1587 "den 3. und Niedernteil im Gut Taubenhaimb", woraus zu schließen ist, dass das Rittergut zu dieser Zeit bereits geteilt war. Erst 1693 führte Maria Sidonia von Warnsdorf die Güter wieder zusammen, die fortan rund 200 Jahre vereint bleiben sollten.
Oberes Schloss
Das Obere Schloss bildet zusammen mit den gut erhaltenen Gebäuden des Wirtschaftshofes, dem Schlosspark und den drei Teichen sowie der nahen Kirche ein anschauliches Beispiel für einen Rittergutshof. Über viele Jahrhunderte befand sich der Oberhof in den Händen bekannter sächsischer Adliger. Als im April 1644 im Oberhof ein Feuer ausbrach, wurde davon nicht nur der Gutshof, sondern auch die nahe Kirche zerstört. Doch der damalige Gutsbesitzer Adolph von Haugwitz sorgte umgehend für einen Neubau. Nach der Familie von Haugwitz ging Obertaubenheim an die Familie von Gersdorff, der wiederum zum Ende des 17. Jahrhundert die Familie von Warnsdorf folgen sollte.
Schließlich war es Marie Sidonia von Warnsdorf, geb. von Gersdorff, die 1693 Niedertaubenheim in Vormundschaft ihrer drei Söhne vom Herrn von Ponickau kaufte und so die beiden Güter wieder vereinigte. Die Familie Warnsdorf war ein Adelsgeschlecht, das im nördlichen Böhmen und seit dem 12. Jahrhundert in der Lausitz und Meißen siedelte. Ihr Hauptsitz war die heutige Stadt Varnsdorf in Tschechien. Nach erlangter Mündigkeit 1703 übernahm Christoph Adolph Benjamin von Warnsdorf die Güter Ober- und Niedertaubenheim. Doch der Gutsherr starb früh und so ging Taubenheim 1726 an seinen Sohn Haubold Adolph, der aber auch bereits drei Jahre später starb und die Güter der hohen Schulden wegen in Konkurs hinterließ.
Taubenheim wurden daraufhin Hans Heinrich von Zezschwitz zugesprochen. Die meißnische Uradelsfamilie von Zezschwitz mit dem Stammhaus Zeschwitz bei Leisnig war mit Deutschbaselitz, Piskowitz, Spreewiese und anderen Güter insbesondere in der Oberlausitz vertreten. Von Hans Heinrichs zwei Söhnen Carl Heinrich und Friedrich Christlieb von Zezschwitz, die 1772 den Besitz übernahmen, erlangte besonders Carl Heinrich als Landesbestallter und später Landesältester des Markgrafentums Oberlausitz hohes Ansehen.
Aber auch die Familie von Zezschwitz konnte ihre Güter nicht halten. Nachdem Oskar von Zezschwitz 1844 schon Niedertaubenheim verkauft hatte, veräußerte er 1846 auch Obertaubenheim, das danach in kurzen Abständen durch mehrere Hände ging und schließlich 1856 versteigert wurde. Der königlich-sächsische Minister des Innern a.D. Eduard Gottlob von Nostitz und Jänkendorf auf Oppach erstand das Gut und überließ es umgehend seinem Sohn Wolf Adolph Gottlob von Nostitz und Jänkendorf, der im Folgejahr die Abtragung des baufälligen Herrenhauses veranlasste. Ein Neubau erfolgte zunächst nicht. Doch seiner Ehefrau Marie Elisabeth von Nostitz und Jänkendorf, die bisher ihren Wohnsitz in Niedertaubenheim hatte, genügte das dortige einfache Herrenhaus nicht. Da ihr Mann bereits 1874 verstorben war, nahm sie die Dinge selbst in die Hand und ordnete den Bau eines schlossartigen Herrenhauses auf dem oberen Hof an. Der 1897 fertig gestellte Putzbau, mit Erkern, Türmchen und geschwungene Giebeln geschmückt, gleicht eher einer städtischen Villa, als einem Herrenhaus. Seine aufwändige Dachlandschaft beleben zahlreiche Gauben. Nur der stattliche, rot gestrichene Turm mit Dachreiter, ebenfalls mit Giebel und Gauben versehen, sorgt für einen schlossartigen Eindruck des Hauses. Unter dem Balkon an der Südwestseite sind das Wappen der Familie von Nostitz und die Jahreszahl 1897 angebracht. Der wuchtige Altan vor dem Haupteingang ist erst 1905 hinzugefügt worden.
Marie von Nostitz und Jänkendorf starb 1909. Ihre Kinder verkauften Obertaubenheim an den Fabrikbesitzer Preibisch aus Reichenau. Da das Gut unter die Bodenreform fiel, nutzte man das Schloss nach dem 2. Weltkrieg als Kindergenesungsheim. Das Anwesen wurde 2003 zusammen mit dem Park an das Ehepaar Philippi verkauft, die im Schloss nach einer aufwändigen Sanierung ein Gesundheits- und Schönheitszentrum betreiben.
Niederes Schloss
Während das Obere Gut eine kleine Anhöhe neben der Kirche besetzt, befindet sich das Niedere Gut ca. 1,5 Kilometer westlich davon in der Spreeaue am Dorfrand. Über viele Jahre war Ober- und Niedertaubenheim in einer Hand vereint, wurden aber auch als eigenständige Adelssitze genutzt.
Wenn man von der Hauptstraße auf das einfache Herrenhaus blickt, unterscheidet sich das Gebäude kaum von den Bauernhäusern in der Gegend. Nur ein einfaches Satteldach bedeckt den zweigeschossigen Putzbau auf L-förmigem Grundriss. Erker oder aufwändige Giebel sucht man vergebens. Seine herrschaftliche Vergangenheit wird erst beim zweiten Blick deutlich, nämlich dann, wenn man den durch Lisenen untergliederten Mittelrisalit an der Hauptfassade erkennt oder auf der Hofseite die malerischen Anbauten von 1912 erblickt. Auffällig sind insbesondere der schöne Fachwerkgiebel des Seitenflügels mit Spitzbogenfenster im Erdgeschoss und der halbrund hervortretende Wendelstein aus sichtbaren Bruchsteinen mit flachem Zeltdach. Der Adelssitz wurde 1890 für die verwitwete Marie Elisabeth von Nostitz und Jänkendorf, eine geborene von Polenz, errichtet. Ihr Mann, Wolf Adolph Gottlob von Nostitz und Jänkendorf, war bereits 1874 verstorben.
Bemerkenswert ist auch der kleine Park in der Spreeaue auf der anderen Seite der Dorfstraße. Ein sieben Meter hoher Granitobelisk ehrt den ehemaligen Gutsbesitzer, königlichen Regierungsrat und Landesältesten der Oberlausitz Hans Heinrich von Zezschwitz, der Taubenheim 1730 in seinen Besitz brachte. Er begründete damit die lange Reihe der Gutsbesitzer aus der Familie von Zezschwitz, die bis 1845 in Taubenheim ansässig waren. Erst dann verkaufte Carl Heinrich von Zezschwitz Niedertaubenheim an Christian Adler, dem kurz darauf Wolf Adolph Gottlob von Nostitz und Jänkendorf folgte. Mit der Bodenreform endete die adlige Besitzfolge. Der Grund und Boden wurde aufgesiedelt und das Herrenhaus diente fortan als normales Wohnhaus.
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