Historisches Sachsen
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Uhyst   
 
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Information

Landkreis Görlitz

Beschreibung
Uhyst am Rande des Biosphärenreservates Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft ist eingebettet zwischen dem Bärwalder See, dem Drehnaer Teichgebiet sowie den Driewitz-Milkeler Heiden. Das Dorf im sorbischen Siedlungsgebiet in der Oberlausitz ist der zweitgrößte Ortsteil der sächsischen Gemeinde Boxberg/O.L. im Landkreis Görlitz.
Urkundlich belegt ist die Ortschaft Ugezd zu Beginn des 15. Jahrhunderts. Im 16. Jahrhundert ließ Kaspar von Nostitz ein erstes bekanntes Herrenhaus, das alte Schloss, auf dem heutigen Wirtschaftshof nordwestlich des Parks errichten, das bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts im Besitz seiner Familie blieb. Eine Zeichnung von Johann Gottfried Schultz, Jurist und Ratsherr in Görlitz, zeigt 1796 einen weitgehend symmetrisch gegliederten zweigeschossigen Renaissancebau mit hohem Walmdach. Die Frontseite wird durch einen mittig vorgelagerten Turm mit Welscher Haube und aufgesetzter Laterne betont. Über die Familien von Warnsdorf und von Metzradt gelangte Uhyst schließlich 1725 an Friedrich Caspar Graf von Gersdorff, der am Dresdner Hof Karriere machte. Er war Hof- und Justizrat, Amtshauptmann zu Bautzen sowie königlich polnischer und kurfürstlich sächsischer Geheimrat. Dem neuen Herrn war das alte Schloss jedoch zu klein und folgerichtig gab er den Bau eines neuen Schlosses in Auftrag. Das neue Schloss wurde 1738 bis 1742 erbaut; das alte Schloss jedoch erst 1836 abgerissen.
Beim Betrachten des neuen Schlosses fällt sofort seine Größe auf, die selbst für eine Familie mit gehobenen Ansprüchen als übertrieben wahrgenommen wird. Aber es ging Friedrich Caspar Graf von Gersdorff nicht allein um einen passenden Wohnsitz, sondern insbesondere auch darum, den Rang seiner Familie herauszustellen. 1723 in den Reichsgrafenstand erhoben und mit Dorothea Charlotte Louise Gräfin von Flemming aus einer einflussreichen Uradelsfamilie verheiratet, benötigte er eine standesgemäße Residenz im Zentrum seiner zahlreichen Güter, die er in der Folgezeit erwarb. So entstand ein mächtiges Bauwerk auf rechteckigem Grundriss mit drei Geschossen, hohem Sockelgeschoss mit Putzquaderung und einem Walmdach. Die beiden Obergeschosse lockert ein zartes Fassadenrelief auf, während die Fenster in vertieften Rücklagen sitzen. Aus dieser Formensprache vermutet man, dass der Schlossentwurf aus dem Umfeld des sächsischen Oberlandbaumeisters Johann Christoph Knöffel stammen könnte.
Besonders eindrucksvoll ist die Fassadengestaltung jedoch auf der Hofseite. Dem Mittelrisalit der heute über vier, im 19. Jahrhundert sogar über fünf Fensterachsen reichte, ist ein Balkon vorgelegt, der auf sechs Säulen ruht und von einer durchbrochenen Balustrade umgeben ist. Im Dreiecksgiebel prangen das von zwei Adlern gehaltene Allianzwappen des Grafen von Gersdorff und seiner Gemahlin sowie die Grafenkrone. In den darunterliegenden Reliefkartuschen zwischen den Obergeschossen sind allegorische Darstellungen der Jahreszeiten eingearbeitet. Die Gartenfront des Hauses ist einfacher gehalten, was insbesondere daran liegt, dass der Dreiecksgiebel 1950 im Rahmen des Umbaus zur TBC-Heilstätte beseitigt wurde. Der hier nur leicht hervortretende Mittelrisalit umfasst drei Fensterachsen, die durch zusätzliche Verzierungen betont werden.
Zum Herrschaftssitz gehörten ferner das Geviert des Gutshofes neben dem Schloss und der ehemalige, streng axial auf das Schlossgebäude ausgerichteter Barockgarten mit aufwändig gestalteten Parterres, Bosketts und Sandsteinfiguren. Die heute noch vorhandenen vier Sandsteinfiguren stellen Götter der griechischen und römischen Mythologie und ein Putto mit Harfe dar. Ihre Aufstellungsorte entsprechen jedoch nicht mehr den ursprünglichen. Im ehemaligen Garten nach französischem Vorbild gab es einst zahlreiche Bassins und Springbrunnen. Heute liegen auf der Mittelachse der großen Rasenfläche nur noch die kreisrunden Becken zweier Schmuckbrunnen. Ein weiteres Brunnenbecken befindet sich vor dem Eingangsportal des Schlosses. Diese Becken datieren jedoch aus der zweiten Hälfte des 19. jahrhunderts.
Das 19. Jahrhundert war geprägt von häufigen Besitzerwechseln und einem eher betriebswirtschaftlich bestimmten Umgang mit den Gärten. Nachdem bereits zahlreiche Plastiken entfernt worden waren, wurden Teile der Gärten auch landwirtschaftlich genutzt, Teiche verfüllt und an Stelle des alten Schlosses 1836 Wirtschaftsgebäude errichtet. Spätere Besitzer ließen zudem Teile des Baumbestands aus wirtschaftlichen Gründen abholzen. Erst unter dem königlichen Kommissionsrat Johann Friedrich August Kessel, der die Schlossanlage 1856 erwarb, wurde der Schlosspark landschaftlich umgestaltet und erweitert.
Friedrich Caspar Graf von Gersdorff starb 1751, ohne Kinder zu hinterlassen. Uhyst fiel an seine Witwe und wurde nach deren Tod 1794 immer wieder in rascher Folge verkauft und gehandelt. 1883 ging das Rittergut Uhyst aus den Händen des Freiherrn von Katzler in den Besitz von Johann Balthasar Baron von Rabenau über. Der Baron hatte bereits das nahe Gut Mönau in ein Teichgut umgewandelt und legte die in den 1830er Jahren verfüllten Teiche am Rittergut Uhyst wieder an. Dabei wurde der südliche Teich vergrößert. Doch von Rabenau hatte wenig Glück mit seinem neuen Besitz. Ein verheerendes Hochwasser im Sommer 1897 sorgte in Uhyst für große Verwüstungen. Bereits 1896 hatte Alwin Kluge die Funktion als "Verweser u. Vertreter vom Patron von Rabenau" übertragen bekommen und da Baron von Rabenau keine Kinder hatte, wollte er den Gutsverwalter als Erben einsetzen. Doch dieser starb vor ihm im Jahr 1898 und so ging das gesamte von Rabenausche Erbe 1899 der Familie Kluge und später den Söhnen von Alwin Kluge Herbert und Gerhardt zu.
Herbert Kluge wurde 1945 unter der Bodenreform enteignet. Weil das Ensemble den Zweiten Weltkrieg ohne große Schäden überstanden hatte, richtete man im Schloss eine Grundschule und eine Flüchtlingsunterkunft ein. Nach deren Auszug sollte das Schloss abgerissen werden, doch der Direktor der Städtischen Kunstsammlung Görlitz, Dr. Sigfried Asche, empfahl die Überführung an die Sozialversicherungsanstalt Sachsen als Genesungsheim. 1950 begannen die Umbauarbeiten, bei denen es ohne Genehmigung zum Abriss des gartenseitigen Giebeldreiecks kam. Der hofseitige Giebel blieb erhalten. Im Jahr 1952 konnte die TBC-Heilstätte eröffnet werden, aus der später ein Krankenhaus hervorging, welches 1991 aufgegeben wurde. Das denkmalgeschützte Gebäude gelangte in Privatbesitz und steht seitdem leer. Verschiedene Versuche, das Baudenkmal einer neuen Nutzung zuzuführen, scheiterten bisher, so dass sich der bauliche Zustand zunehmend verschlechtert. Trotz einiger Verluste, insbesondere beim Umbau zum Krankenhaus, ist jedoch noch reichlich historische Substanz erhalten geblieben. Es ist zu hoffen, dass sich vorhandene Nutzungskonzepte zukünftig umsetzen lassen.
 
Bildergalerie
Schloss Uhyst
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