Historisches Sachsen
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Vielau   
 
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Information

Landkreis Zwickau

Beschreibung
Im Zentrum der kleinen Ortschaft Vielau, nur wenige Kilometer südöstlich von Zwickau, finden wir eines jener historischen Gebäude, das durch den Fleiß und das Engagement der Einwohner des Ortes wieder zu einem Schmuckstück wurde. Heute als Vereinsheim genutzt, kann das Herrenhaus auf eine langjährige Geschichte zurückblicken.
Schon in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts dokumentierte Erich Wild, einer der bedeutendsten Heimatforscher des Vogtlandes, unter dem jetzigen Parkplatz des benachbarten Einkaufsmarktes die Reste einer frühdeutschen Wehranlage. Aus diesen schloss er auf einen Turmhügel mit einem Durchmesser von etwa 20 Meter bei einer Grabenbreite von etwa 6 bis 8 Meter. Weitere Untersuchungen im Jahr 2006 förderten Überreste von Gebrauchskeramik des 14. bis 16. Jahrhunderts zutage, die bei der Verfüllung des Wassergrabens eingebracht wurden. Auch lassen Mauerreste im Gebäude auf Vorgängerbauten schließen. Leider ist durch die moderne Bebauung viel von der historischen Substanz verloren gegangen.
Vielaus urkundlicher Ersterwähnung im Jahr 1238 ging eine Ortsgründung wohl gegen Ende des 12. Jahrhunderts voraus. Von Westen eingewanderte Bauern rodeten die riesigen Waldgebiet und legten neue Siedlungen an. Ursprünglich zur Grafschaft Hartenstein gehörend, gelangte der Ort 1406 an die Herren von Schönburg. Den Herrensitz in der Ortsmitte verlehnten sie an Vasallen. So erwarb Anarch Friedrich von Wildenfels 1591 das Gut von den Brüdern Ehrenfried, Wilhelm und Wolfgang von Ende. Doch der Herr starb bereits 1602 ohne Nachkommen, so dass Vielau als erledigtes Lehen an die Herren von Schönburg zurückfiel. Diese verkauften das Rittergut 1608 an die Stadt Zwickau, in deren Besitz es bis nach dem Zweiten Weltkrieg bleiben sollte.
Das Herrenhaus wurde 1696 unter Verwendung älterer Teile errichtet. Bemerkenswert ist das Fachwerk im Obergeschoss, das früher jedoch verputzt war. Ein hohes Walmdach schließt den Bau nach oben hin ab. Sein Inneres enthielt einfache Räume, zu denen auch eine Schwarzküche gehörte. Bei Bauarbeiten konnte die Schwarzküche an der Nord-West-Seite des Hauses lokalisiert werden. Rußablagerung an Wänden und Decke lassen sich noch heute deutlich erkennen. Im Gebäude befinden sich auch zwei Räume, die auf Grund ihrer Gewölbedecken und starken Grundmauern aus Bruchsteinen vermuten lassen, dass es sich hier um ältere Gebäudeteile handelt, die 1696 in den Neubau des Herrenhauses integriert wurden.
Der Rat der Stadt Zwickau setzte nach seiner Übernahme des Gutes Pächter ein, die den landwirtschaftlichen Betrieb und die nahe gelegene Brauerei führten. Urkundlich wird die Vielauer Brauerei bereits im Jahr 1538 erwähnt. Das Herrenhaus diente als Wohnhaus des Pächters, was auch die einfache Bauweise erklärt. Von 1839 bis 1948 bewirtschaftete die Familie Müller das Rittergut, doch unter sowjetischer Besatzung verlor die Stadt Zwickau ihren Besitz. Bis 1990 wirtschaftete auf dem Hof eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft und 1994 ließ ein Investor die Ställe und Wirtschaftsgebäude für den Bau des heutigen Einkaufsmarktes abreißen. 2005 erwarb die Gemeinde Reinsdorf, zu der Vielau seit 1999 gehört, das leerstehende Herrenhaus und führte eine grundlegende Sanierung durch. Seit dieser Sanierung in den Jahren 2006 bis 2009 ist das Herrenhaus wieder in der Gestalt des 17. Jahrhunderts mit freigelegtem Fachwerk zu erleben.
 
Bildergalerie
Herrenaus Vielau
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