Historisches Sachsen
Das Portal für die Schlösser, Burgen und historischen Ruinen im Freistaat Sachsen
Wachwitz   
 
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Information

Dresden

Beschreibung
Die Wettiner haben in ihrer langen Herrschaft zahlreiche herausragende Bauten und Parkanlagen hervorgebracht, so dass man meinen könnte, ihr Drang nach einer neue Anlage wäre gestillt. Doch beim Schloss Wachwitz zeigt sich, dass dem nicht so war. Die Geschichte des Königlichen Weinbergs in Wachwitz - und damit auch des Schlosses Wachwitz und der Königlichen Villa - begann, als Prinz Friedrich August, der 1836 König Friedrich August II. werden sollte, ab 1824 Grundstücke aufkaufte, um darauf seine neue Idee zu verwirklichen.
Auf den erworbenen Grundstücken standen zu dieser Zeit nur einige wenige Gebäude. Noch im gleichen Jahr ließ der Prinz ein altes Landhaus vom Architekten und Hofbaumeister Anton Ludwig Blaßmann in ein Palais umbauen. Dieses auch als "Alte Villa" bezeichnete Gebäude hatte zwei Wohngeschosse und ein Untergeschoss. Die Vorderfront wies sieben Fensterachsen auf, wobei das obere Geschoss mit Palladio-Motiven - mit einem Rundbogen überwölbte Fensteröffnungen, die seitlich von schmaleren und niedrigeren Rechtecköffnungen flankiert sind - versehen war. Während sich im Erdgeschoss u.a. der Speisesaal und das Arbeitszimmer des Königs mit Bibliothek befanden, waren im Obergeschoss die Gesellschaftszimmer sowie das Schlaf- und das Wohnzimmer der Königin. Die "Alte Villa" wurde um 1890 wegen Baufälligkeit abgerissen und 1893 durch die "Neue Villa" ersetzt. Die vom Architekten und Baumeister Wilhelm Teichgräber im Stil der Neorenaissance errichtete Villa trägt ein Mansarddach und erschloss die Gesellschafts- und Privaträume im Innern über eine gusseiserne Treppe. Der Gartenseite ist ein von Säulen getragener Balkon vorgelagert, unter dem eine geschwundene zweiarmige Treppe hinunter zum Gartengelände führt. Am Giebel befindet sich das königlich-sächsische Wappen. Die Villa war bis 1918 Sommerresidenz der Wettiner und blieb auch danach bis 1945 in Familienbesitz. Von 1947 bis 1949 diente die Königliche Villa der sowjetischen Militäradministration als Verwaltungssitz. Später wurde sie vom sowjetischen Reisebüro Intourist als Hotel genutzt und von 1950 bis 1997 als Stätte der Lehrerfortbildung. Nach einem jahrelangen Leerstand erfolgte 2009 schließlich die umfassende Sanierung und der Umbau zum Wohnhaus.
Herausragendes Gebäude auf dem Königlichen Weinberg ist jedoch das 1936 durch die Architekturfirma Lossow & Kühne oberhalb der Königlichen Villa errichtete Schloss Wachwitz. Es diente Friedrich Christian von Sachsen, dem zweitältesten Sohn vom letzten sächsischen König Friedrich August III., als Wohnsitz. Äußerlich sieht man es dem Schloss nicht an, dass es erst in den 1930er Jahren entstand, ähnelt es mit seinem Mansarddach, den Dachgauben und dem Dachreiter mit Glockenturm und Zwiebelhaube eher einem Barockschloss aus dem 18. Jahrhundert. Und das beabsichtigte der Prinz sicher auch, schließlich hatte er eigene Vorstellungen von seiner schlossartigen Wohnstätte. Die finanziellen Mittel flossen dem Bauherrn aus der Fürstenabfindung zu, die das sächsische Adelsgeschlecht 1926 erhalten hatte.
Die symmetrische Dreiflügelanlage wendet sich einem kleinen Ehrenhof mit Rondell und Brunnenanlage zu. In der Mitte des hervortretenden Mitteltrakts führt ein neobarockes Portal mit geschnitzten Holzverzierungen in das Schloss. Von hier betrat man die herrschaftlichen Empfangs- und Gesellschaftsräume mit Speisesaal und Bibliothek im Erdgeschoss. Im Obergeschoss standen mit wertvollen historischen Möbeln und Gemälden ausgestattete Räume für die private Nutzung zur Verfügung. Zur Elbseite breitete sich die großzügige Gartenanlage mit Terrassen, Treppen und Grünflächen im Stil der Zeit aus. Eine kleine Kapelle mit Deckengemälde von Heinrich Bickel und eine Orgel der Firma Jehmlich fügten sich an der Südseite an.
Der Markgraf von Meißen konnte sein Anwesen jedoch nur neun Jahre nutzen. Bereits 1945 verließ er Dresden und siedelte nach Österreich über. In der Folgezeit richtete die Sowjetischen Militäradministration im Gebäude ihren Verwaltungssitz ein. Später wurde das Schloss als Ausbildungszentrum für die Freie Deutschen Jungend genutzt und war nach 1990 Tagungsstätte der Medizinischen Akademie "Carl Gustav Carus". Ab 1994 stand das Gebäude leer. 2002 stellten die Erben des Hauses Wettin Rückgabeansprüche und prozessierten gegen den Freistaat Sachsen, doch die Ansprüche wurden vom Verwaltungsgericht Dresden zurückgewiesen. Durch den jahrelangen Leerstand verfiel das Haus zusehends. Schließlich konnte der Freistaat 2007 in einer einheimischen Vermögensverwaltungskanzlei einen Käufer finden. Die zwischenzeitlich erfolgte Sanierung von Schloss Wachwitz stellt den Höhepunkt der restaurativen Bautätigkeit im Areal des ehemaligen Königlichen Weinbergs dar. Aus den Empfangs- und Gesellschaftsräumen mit Speisesaal im Erdgeschoss, den im Obergeschoss befindlichen privaten Räumen der königlichen Familie sowie den Lebens- und Wohnbereichen der Bediensteten im Dachgeschoss wurden hochwertige Eigentumswohnungen geschaffen.
Aber nicht nur das Schloss Wachwitz und die ehemalige Königliche Villa sind einen Besuch wert. Beliebtes Ziel von Besuchern ist auch der unterhalb des Schlosses gelegene Rhododendron-Park mit seinen ca. 1.000 Rhododendren. 1970 legte der Gartenbauingenieur Karl Scholz in einem zuvor als Gärtnerei genutzten Teil des Parks einen Rhododendron-Lehr- und Schaugarten an, der mit Unterstützung der Technischen Universität und des Kulturbundes der DDR 1972 eröffnet werden konnte. Mit über 200 verschiedenen Sorten gehört der Wachwitzer Rhododendrongarten zu den bedeutendsten seiner Art in Europa. Darüber hinaus befinden sich in dem Park auch noch seltene Gehölze, wie ein Amberbaum und ein Tulpenbaum sowie mehrere alte Platanen, Eichen und Buchen.
 
Bildergalerie
Schloss Wachwitz
Königliche Villa
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