Historisches Sachsen
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Berthelsdorf (Neustadt)   
 
Allgemeines
 
Information

Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge

Beschreibung
Berthelsdorf, ein Ortsteil von Neustadt, erstreckt sich in einer nach Süden immer breiter werdenden Talmulde, die vom Ottendorfer Bach und vom Mittellauf der Lohe durchflossen wird.
Die Informationen über Berthelsdorf sind nur spärlich vorhanden, stand das Rittergut doch nicht im Mittelpunkt des gesellschaftlichen Interesses. Lange Zeit bestimmte die Landwirtschaft das Geschehen, auch nachdem das Gut in Volkseigentum überging. Mit diesem Schicksal steht Berthelsdorf nicht allein da. Auch anderenorts übernahmen Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften und Volkseigene Güter das Land und bewirtschafteten die Ackerflächen. Für die ehemaligen Herrenhäuser gab es keine sachgerechte Verwendung mehr. Heute sind die Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften und Volkseigenen Güter aufgelöst, doch für manche Herrenhäuser hat sich die Lage nicht verbessert.
Ein Beispiel dafür war auch das Herrenhaus in Berthelsdorf. Der ehemalige Rittergutshof wirkte noch Anfang der 2000er Jahre unaufgeräumt; das Herrenhaus sanierungsbedürftig. Dabei gehörte das Anwesen über lange Zeit bedeutenden Adligen, wie den Familien von Hermsdorf, von Miltitz und von Schönberg.
Eine erste Erwähnung erfuhr Berthelsdorf in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit wurden die Brüder Hans und Gunther von Hermsdorf mit Berthelsdorf belehnt. In der weiteren Folge wechselten mehrfach die Herren. Schließlich erwarb Wolf Georg von Schönberg 1667 das Anwesen. Im Besitz der einflussreichen Familie von Schönberg sollte das Gut fast 120 Jahre bleiben. 1786 ging Berthelsdorf dann an den Kommissionsrat Wilhelm Ludwig Schade und kam, nach mehreren weiteren Besitzerwechseln, 1864 an Wilhelm Grübner. Grübner ließ das alte baufällige Herrenhaus abtragen und 1871 durch ein neues Wohngebäude ersetzen. Dabei stand nicht das herrschaftliche Wohnen im Mittelpunkt, sondern die Zweckmäßigkeit. So gleicht das Gebäude eher einer Stadtvilla als einem Herrensitz. Auf rechteckigem Grundriss trägt das zweigeschossige Haus ein einfaches Walmdach. Uhrengiebel auf der Vorder- und Rückseite betonen die Mittelachse. Ein deutlich hervortretender Mittelrisalit mit Pilaster- und Bogengliederung schmückt die östliche Fassade; davor ein zentraler Erdgeschossbalkon mit Freitreppe zur Terrasse. Während die rechteckigen Fenster im Obergeschoss durch Dreiecksgiebel bekrönt sind, befinden sich im Erdgeschoss gesprosste Rundbogenfenster. An der Südseite führt eine einfache Freitreppe zum Eingang.
Bis 1945 wechselten mehrfach die Besitzer. Seit 2000 ist das Herrenhaus privatisiert, doch der neue Eigentümer, der das Anwesen übernahm, ließ es an den notwendigen Erhaltungsmaßnahmen mangeln. Die Gutsgebäude waren zwar teilweise bewohnt, befanden sich aber in einem sanierungsbedürftigen Zustand. So war es fraglich, ob der Gutshof jemals wieder den gesellschaftlichen Mittelpunkt des Ortes darstellen würde.
Mit einem erneuten Besitzerwechsel hat sich das Bild geändert. 2022 übernahmen Sandra und Stefan Endres das Herrenhaus und begann mit der schrittweisen Sanierung. So wurde u.a. die Turmuhr wieder instandgesetzt. Das neue Nutzungskonzept sieht Gästezimmer, Arbeitsräume und vielfältige kulturelle Angebote, wie ein Uhrenfest mit der Dorfgemeinschaft auf dem Rittergutshof, vor. Die Hoffnung, den Gutshof wieder zum gesellschaftlichen Mittelpunkt des Ortes zu machen, könnte sich also doch noch erfüllen.
 
Bildergalerie
Herrenhaus Berthelsdorf
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