Historisches Sachsen
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Dölitz   
 
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Information

Leipzig

Beschreibung
Viel ist vom einstigen Schloss Dölitz bei Leipzig nicht übrig geblieben: Das Torhaus ist der letzte Rest des einst stattlichen Rittergutes. In der Nacht vom 20. zum 21. Februar 1944 wurde das Schloss durch eine Bombe stark beschädigt und in der weiteren Folge im Jahr 1947 abgerissen. Erhalten geblieben sind im Wesentlichen nur das Torhaus und die Rittergutsscheune, die jedoch nach einem Brand 1953 ebenfalls abgetragen werden musste.
Dölitz ist - im Gegensatz zu anderen sächsischen Herrensitzen - nur durch zwei Familien geprägt worden: Durch die Familie von Crostewitz vom 15. bis zum 17. Jahrhundert und die Familie (von) Winckler vom 17. bis zum 20. Jahrhundert. Der Ursprung des Herrensitzes ist jedoch viel älter. Nach der Kolonisation durch deutsche Bauern im 12. Jahrhundert wird 1262 ein Johannes von Doluz erwähnt. Im Lehnsbuch des Markgrafen von Meißen erscheint Dölitz erstmals Mitte des 14. Jahrhunderts. 1451 gelangt Dölitz in den Besitz von Andreas von Crostewitz. Durch seine Familie wird auch in der Mitte des 16. Jahrhunderts über einem bereits älteren Herrensitz ein Renaissanceschloss errichtet. Das Schloss bestand aus drei Flügeln, die einen kleinen Innenhof umgaben. Reich bewegte Volutengiebel erhoben sich über die turmartig erhöhten Seitenflügel. Den Mittelflügel bekrönte ein achteckiger Turm mit geschweifter Haube.
Auch Dölitz blieb von mehrfachen Plünderungen im Dreißigjährigen Krieg nicht verschont. So musste der durch Schäden im Dreißigjährigen Krieg in Verschuldung geratene Christoph von Crostewitz 1636 den Herrensitz an den Leipziger Rats- und Handelsherr Georg Winckler veräußern. Seine durch Seiden- und anderen Waren erlangten Einkünfte erlaubten es ihm auch, das heruntergekommene Anwesen in den Jahren bis 1640 gründlich zu erneuern. Am 25. November 1650 wurde Georg Winckler durch den Namenszusatz von Dölitz gemeinsam mit seinen Söhnen aufgrund geleisteter Kriegsdienste vom Kaiser Ferdinand III. in Wien in den Reichsadelsstand erhoben. Er war damit der Ahnherr einer weit verzweigten Familie, deren Mitglieder in den folgenden Generationen in der Landesverwaltung, beim Militär, in städtischen Ämtern oder als Kaufleute tätig waren. So erwarb die Familie in der Gegend umfangreiche Besitzungen. Auch das Gut Dölitz blieb fast 300 Jahre in Familienbesitz. Nach dem Tod Georg von Wincklers übernahm sein Sohn Andreas das Gut Dölitz. Andreas errichtete 1670 das Torhaus in der bis heute erhaltenen Form. Es markiert architektonisch den Übergang von der sächsischen Spätrenaissance zum sächsischen Frühbarock.
Während der Völkerschlacht bei Leipzig war das Schloss Dölitz im Oktober 1813 heftig umkämpft. Österreichische Truppen versuchten immer wieder, die Anlage zu stürmen, konnten diese aber erst nach dem Rückzug der französischen und polnischen Einheiten einnehmen. Trotz einiger Umbauten zwischen 1883 und 1890 durch Georg von Winckler nach Plänen des Leipziger Architekten Arwed Rossbach behielt das Schloss Dölitz bis ins 20. Jahrhundert seine ursprüngliche Gestalt.
So präsentierte sich Ende des 19. Jahrhunderts ein Schloss mit Bauteilen aus dem 16. Jahrhundert sowie Umbauten aus dem 17. bis 19. Jahrhundert. Der Herrensitz war von der Mühlpleiße umgeben, die sich in drei Arme aufteilte. Während ein Arm den Gutshof begrenzte, durchschnitt ein weiterer Arm das Hofgelände. Durch diese Anordnung standen das Torhaus und der Gutshof auf einer Insel. Der dritte Arm umgab das Schloss als Wallgraben, der jedoch zu Beginn 19. Jahrhunderts aufgefüllt wurde. Zugang zum Rittergut erhielt man über eine hölzernen Brücke und das Torhaus. Über der Tordurchfahrt erhebt sich heute noch ein zweigeschossiger Giebel mit reichen bildhauerischen Arbeiten. Das untere Giebelgeschoss teilen drei ionische Halbsäulen zwischen denen zwei von einem Mann und einer Frau gehaltene Fische zu sehen sind. Das obere Fenster wird durch korinthische Halbsäulen eingefasst. Über eine weitere Brücke gelangte man zum Schloss. Zu beiden Seiten des Rundbogentores an einem vortretenden Bau standen in Nischen zwei ca. 1 Meter hohe Statuen in kriegerischer Tracht. Über der Tür befand sich das Wincklersche Wappen. Die Vorhalle öffnete sich in drei Rundbogen auf zwei toskanischen Säulen zum Innenhof, an dem sich seitlich zwei Holzgalerien hinzogen. Die Schlossflügel trugen Giebel in Renaissanceformen und im Erdgeschoss Fenster mit schmiedeeisernen Gittern. Auch die Innenräume waren kunstvoll gestaltet. So besaß die große Halle im Obergeschoss eine aufwändig gestaltete Holzdecke aus dem 17. Jahrhundert. Zahlreiche Ölportraits von Familienangehörigen bereicherten die Zimmerausstattung.
Nachdem bereits größere Teile des Ackerlandes in städtischen Besitz gelangt waren, verkaufte Gerda von Winckler auch das Rittergut an die Stadt Leipzig. Besonders schwer traf es das Schloss im Februar 1944 als eine Bombe erhebliche Zerstörungen anrichtete. Wegen fehlender Mittel zum Wiederaufbau in der Nachkriegszeit verfiel das Schloss immer mehr und wurde 1947 schließlich abgetragen. Das Torhaus blieb bei einem Brand der benachbarten Scheune 1953 zwar erhalten, jedoch verschwanden bei späteren Restaurierungsarbeiten auch Spuren der Völkerschlacht, wie beispielsweise Kanonenkugeln, unter dem neu aufgebrachten Außenputz. Erst seit einer neuerlichen Renovierung in den 90er Jahren sind Teile davon wieder sichtbar. Seit 1960 beherbergt das Torhaus eine kulturhistorische Zinnfigurenausstellung zu den Ereignissen der Völkerschlacht bei Leipzig.
 
Bildergalerie
Torhaus Dölitz
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