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Beschreibung
In der Abgeschiedenheit der Oberlausitz liegt der kleine Ort Hainewalde nur wenige Kilometer westlich von Zittau entfernt. Obwohl Hainewalde abseits der großen Städte liegt, besitzt es doch eines jener Schlösser, die man gern mit anderen bedeutenden Schlossanlagen vergleicht. "Sanssouci der Oberlausitz" nannten es Zeitgenossen, angesichts seiner Gartenterrassen, die den abschüssigen Hang zum Flüsschen Mandau zieren. Auf den fünf Absätze standen früher Kübelpflanzen.
Schon Gustav Adolph Poenicke schwärmte von dem Anwesen: "Das schöne mit einem stattlichen Thurme versehene Schloss gewährt eine reiche Aussicht weithin über die Umgegend und ist mit schönen, parkähnlichen, terrassirten Gartenanlagen umgeben, die ihm ein freundliches Ansehen gewähren. ... Es liegt an einer Berglehne, fällt durch Bauart und Lage angenehm in die Augen, und gereicht zu einer wahren Zierde des Ortes".
Schloss Hainewalde
Dieses einst prachtvolle Schloss Hainewalde am nördlichen Ufer der Mandau wurde 1749-55 unter Nutzung älterer Reste eines Vorgängerbaus als neues Schloss für die Herrschaft derer von Kanitz und Kyaw errichtet. Christiane Tugendreich von Kyaw, die 1724 in den Besitz von Hainewalde gelangte, vermählte sich mit dem Kammerherrn Samuel Friedrich von Kanitz und weihte das Schloss 1755 feierlich ein.
Der symmetrisch aufgebaute Neubau mit seinem mächtigen Turm erhebt sich auf einer terrassierten Höhe. Die Treppe zum Hauptgebäude flankieren zwei Seitenflügel. Am Hauptportal ist das Doppelwappen der Familien Kanitz und Kyaw zusammen mit der Jahreszahl 1753 angebracht. Der viergeschossige Mitteltrakt enthält eine Eingangshalle, von der mehrere Räume und das rückwärtige Treppenhaus abzweigen. Neben dem hinteren Eingang des Schlosses steht seit 1995 die abgenommene ehemalige Turmhaube.
An der südlichen Seite der Dreiflügelanlage ist das steile Gelände zu einer Terrassenanlage ausgebaut, an die sich eine Gartenanlage im französischen Stil anschließt. Auf den Terrassen sowie im Park befanden sich früher zahlreiche Wasserkünste. Westlich stehen Orangeriehäuser. Reste eines um 1800 angefügten englischen Landschaftsgartens sind noch vorhanden. Leider gingen bei Umbauten durch den neuen Besitzer Joachim Ernst Gustav von Kyaw 1882/83 zahlreiche Details verloren. Die Schauseite des Schlosses mit den fünf Terrassen sowie die Schlosstreppe wurden fast aller barocker Formen beraubt.
Aufgrund hoher Schulden und Zahlungsunfähigkeit verkaufte der Herr von Kyaw 1927 Schloss und Rittergut an die Gemeinde Großschönau. 1933 richtete man im Schloss ein Konzentrationslager für politische Gefangene ein und nutzte es später als Wehrertüchtigungslager der Hitlerjugend.
Nach Kriegsende bot das Schloss Flüchtlingen eine Unterkunft. Bis in die siebziger Jahre blieb es bewohnt. Seit dem greift der Verfall um sich, so dass sich Schloss Hainewalde gegenwärtig in einem stark sanierungsbedürftigen Zustand befindet. Doch gibt es für das Schloss noch Hoffnung. Der Schlossverein Hainewalde hat trotz knapper Kassen mit der Sicherung und Sanierung begonnen.
Wasserschloss Hainewalde
Unterhalb des neuen Schlosses Hainewalde steht das alte herrschaftliche Wasserschloss, welches die damals ausgedehnt herrschende Adelsfamilie von Nostitz erbauen ließ. Über dem Eingang befindet sich das Nostitzsche Wappen mit der Jahreszahl 1564, die auf die Vollendung des Schlossbaus in diesem Jahr schließen lässt.
Eine erste Erwähnung eines Grundbesitzes erfolgte bereits 1547 auf Ulrich von Nostitz, Kaiserlicher Rat und Landeshauptmann der Oberlausitz. Nach seinem Tod im Jahre 1552 führte sein Sohn, Christoph von Nostitz, den Bau des Schlosses fort.
Einst bildete das Bauwerk ein geschlossenes Rechteck aus vier Flügeln mit Innenhof. Der Zugang erfolgte mittels einer steinernen Brücke über den Wallgraben. Gemälde bedeckten vollständig die Außenwände des Schlosses.
Doch den Eigentümern war keine lange Freude beschieden, denn bald nach der Fertigstellung rutschten auf dem sumpfigen Untergrund einzelne Gebäudeteile ab und wurden dabei so stark beschädigt, dass sie abgetragen werden mussten. Stehen geblieben ist lediglich der ursprünglich als Eingangsbereich errichtete Ostflügel, von dem noch heute die teilweise erhaltene Steinbrücke über den ehemaligen Wassergraben führt. Den Vorbau nutzte man nach Abtragung des Hauptgebäudes als Gerichtsgefängnis, bis 1857 die Patrimonialgerichtsbarkeit an den Staat überging.
Zusammen mit dem neuen Schloss ging das Wasserschlosses 1927 an die Gemeinde Großschönau über. Bis in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts war das Schloss überwiegend von Aussiedlerfamilien bewohnt. 1984 erneuerte man das Dach, um den Verfall aufzuhalten. Bei Forschungs- und Erhaltungsarbeiten durch die Denkmalbehörde legten die Mitarbeiter 1994 Darstellungen von Jagdszenen in farbiger Sgraffitomalerei an der Portalseite frei und konservierten sie unter dem Putz. Zwischenzeitlich ist das Wasserschloss an einen Privateigentümer verkauft, der es aufwändig zu einem Wohn- und Geschäftshaus um- und ausbaute.
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Bildergalerie |
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Wasserschloss Hainewalde |
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Schloss Hainewalde |
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Grüner Salon |
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