Historisches Sachsen
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Kleinschweidnitz   
 
Allgemeines
 
Information

Landkreis Görlitz

Beschreibung
Kleinschweidnitz wurde zusammen mit Großschweidnitz erstmals 1306 urkundlich erwähnt. Beide Ortsteile verfügten früher über ein Rittergut. Die Siedlung in Kleinschweidnitz geht auf ein Rittergut zurück, das im 16. Jahrhundert entstand, nachdem die Stadt Löbau ihren Besitz durch den "Pönfall" 1547 verloren hatte.
Als Oberlausitzer Pönfall wird die vom böhmischen König Ferdinand I. im Sommer 1547 vorgenommene Bestrafung der zum Oberlausitzer Sechsstädtebund gehörenden Städte Bautzen, Görlitz, Kamenz, Lubań, Löbau und Zittau bezeichnet. Im Schmalkaldischen Krieg kam Ferdinand I. seinem Bruder Kaiser Karl V. gegen die im Schmalkaldischen Bund vereinten protestantischen Fürsten und Städte zu Hilfe und forderte auch von den Ständen Militärhilfe gegen die Protestanten. Die überwiegend evangelischen Stände der Oberlausitz wollten jedoch nicht gegen ihre Glaubensgenossen zu Felde ziehen und Adel und Städte verhielten sich 1546 abwartend. Man hoffte zwar auf diese Weise, der Beteiligung am Krieg entgehen zu können, musste aber Anfang 1547 dann doch die Stellung von Truppen bewilligen. Unmittelbar vor der Entscheidungsschlacht bei Mühlberg zog die Truppe der Städte wegen eines unklaren königlichen Befehls aus dem Heerlager ab. Von Ferdinand wurde der Abzug als Ungehorsam ausgelegt und durch ein Sondergericht hart bestraft. Das Urteil enthielt u.a. den Verlust aller Stadtprivilegien, die Abtretung aller städtischen Landgüter an die königliche Kammer und ein Strafgeld in Höhe von 100.000 Gulden. Die Folgen waren u.a. ein akuter Geldmangel wegen der Aufbringung der Strafe sowie eine Gefährdung der öffentlichen Ordnung, weil die Gerichte nicht mehr funktionierten und sich die per Zwang eingesetzten Räte oft als unfähig herausstellten. Auch die Versorgungslage in den Städten wurde auf Grund des Verlustes ihrer Landgüter kritisch. Nach der Überwindung des ersten Schocks bemühten sich die Führungen der Städte intensiv darum, die verlorenen Positionen zurückzugewinnen, die sie in der Folgezeit auch zum Teil wieder erhielten.
So ging auch das vorher im Besitz der Stadt Löbau befindliche Gut Kleinschweidnitz im Oktober 1549 an Dr. Ulrich von Nostitz über. Ihm folgten im 17. Jahrhundert die Familien von Schlieben und von Elssnitz sowie im 18. Jahrhundert die Familie von Hauenstein. Die Stände der Oberlausitz sahen es zwar nicht gerne, wenn adlige Rittergüter in bürgerliche Hände gerieten, dennoch verkaufte Johanna Erdmuthe von Hauenstein 1751 das Rittergut an Gottfried Rudolph, dessen Familie das Gut über mehrere Generationen besaß. Für Carl Rudolph wurde 1838 das alte Herrenhaus, ein einfacher Bau mit Mansarddach, errichtet, wie dem Monogramm C.R. und der Jahreszahl 1838 über der Haustür zu entnehmen ist. Im Jahr 1862 erwarb Karl August Mosig von Aehrenfeld das Gut. Der Jurist und Reichstagsabgeordneter, ein Nachfahre von Peter Mosig, der 1804 mit dem Prädikat "von Aehrenfeld" in den Reichsadelsstand erhoben wurde, veranlasste den Bau eines neuen Herrenhauses auf der Südseite des Rittergutshofes. Das mit seiner Hauptfront auf den Park ausgerichtete unregelmäßige Bauwerk hat nicht den Glanz barocker Schlossanlagen oder Herrenhäuser, sondern ähnelt eher den Dresdner Villen aus dem 19. Jahrhundert mit ihren klassizistischen Architekturformen, die auch am Herrenhaus Kleinschweidnitz vorherrschend sind. Auffallend ist sein sehr flaches Walmdach und der dominante, bis in das Dach hineinreichende dreiachsige Mittelrisalit auf der Parkseite. Im Obergeschoss füllt ein Balkon die gesamte Breite des Mittelrisalits aus. Drei Wappen im Hauptgesims beziehen sich auf die Besitzer des Rittergutes: die Familie von Hauenstein, die Familie Rudolph und die Familie von Aehrenfeld. Im Dachgeschoss folgt ein Bogengiebel über dem mittleren Fenster. Vor dem Herrenhaus befindet sich noch ein Brunnenring aus der Zeit um 1880.
Im Zuge der Bodenreform kam der Rittergutsbesitz 1946 an Neusiedler. Seit dem dient das neue Herrenhaus auch als Mehrfamilienhaus. Das sich im Privatbesitz befindliche Gebäude wurde in den vergangenen Jahren umfassend saniert und ist in einem guten Zustand.
 
Bildergalerie
Herrenhaus Kleinschweidnitz
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