Historisches Sachsen
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Kodersdorf   
 
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Information

Landkreis Görlitz

Beschreibung
Die Gemeinde Kodersdorf liegt am Rand der Königshainer Berge und der Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft im Tal des Weißen Schöps. Das einfache zweigeschossige Herrenhaus in der Ortsmitte des gleichnamigen Ortsteils lässt kaum erahnen, dass sich hier einst das Zentrum eines bedeutenden Adelssitzes befunden hat. Grau und unansehnlich stand es bis vor kurzem noch da mit seinem steilen Satteldach und kleinen Walmflächen an den Giebeln. Von den Scheunen und Stallungen, die ehemals den rechteckigen Hof umgaben, sind nach ihren Abbrüchen nur noch wenige Reste übrig geblieben. Doch Kodersdorf war über Jahrhunderte im Besitz der bedeutenden Adelsfamilien von Gersdorff und von Nostitz, zwischen denen das Anwesen immer wieder vererbt und verkauft wurde.
Das Herrenhaus stammt vermutlich aus dem späten 18. Jahrhundert. 1843 erwarb Adolph Graf von Fürstenstein das Rittergut Ullersdorf und kaufte auch die umliegenden Güter Kodersdorf und Särichen dazu. Adolph von Fürstenstein war der Sohn des französischstämmigen Pierre Alexandre le Camus, einem Günstling des Westphälischen Königs Jérôme Bonaparte, der im Gefolge von Napoleon nach Deutschland gekommen war, und der Gräfin Adelheid von Hardenberg aus einem alten niedersächsischen Adelsgeschlecht. Pierre Alexandre le Camus wurde schnell engster Vertrauter des Königs. Der übertrug ihm 1807 das heimgefallene große Lehen der Familie Diede zum Fürstenstein mit der Burg und Herrschaft Fürstenstein bei Eschwege und erhob ihn zum Grafen von Fürstenstein. Darüber hinaus machte er Le Camus 1808 zum Staatsrat und betraute ihn im Oktober 1808 mit den auswärtigen Angelegenheiten des Königreichs. Das Königreich Westphalen bestand sechs Jahre. Nach seinem Untergang 1813 siedelte sich die Familie in Preußen an. Das Schloss Ullersdorf wurde Hauptsitz der Herrschaft und zu einer glanzvollen Residenz umgebaut.
Obwohl Kodersdorf ein großer Landwirtschaftsbetrieb mit zahlreichen Kühen und Pferden sowie Molkerei, Brennerei und Brauerei war, musste die Grafenfamilie ihren Besitz in den 1920er Jahren aus finanziellen Gründen verkaufen. Das Rittergut ging an Hermann Schönfelder, weshalb man in Kodersdorf auch heute noch vom "Gutshaus Schönfelder" spricht. Nach der Enteignung 1946 wurde das Gut aufgesiedelt. Das Herrenhaus nutzte man zwischen 1950 und 1982 als Schule und Kindergarten. 1996 zog der Verwaltungsverband Weißer Schöps/Neiße ein. Gegenwärtig finden umfangreiche Sanierungsarbeiten im Herrenhaus statt. Das Gebäude soll bis zum Frühjahr 2024 in ein Dienstleistungs- und Versorgungszentrum mit Praxis- und Büroräumen umgebaut werden.
 
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Herrenhaus Kodersdorf
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