Historisches Sachsen
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Lauske (Weißenberg)   
 
Allgemeines
 
Information

Landkreis Bautzen

Beschreibung
Lauske, ein Ortsteil der Stadt Weißenberg im Landkreis Bautzen, besaß eines jener Schlösser, die dem vernichtenden Feldzug hervorragender Kulturschätze nach 1945 zum Opfer fielen. Der Befehl Nr. 209 des Obersten Chefs der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland und Obersten Chefs der Besatzungstruppen in Deutschland galt der Schaffung von Neubauernhöfen, beinhaltete aber auch die Zerstörung und Beseitigung von ehemaligen Adelssitzen in der sowjetischen Besatzungszone. Mit dem Abbruch des Schlosses in Lauske wurde das sehenswerte Gartenreich der Grafen von Breßler für immer entstellt. Gustav Adolf Poenicke beschrieb Lauske 1859 als einen freundlichen Ort mit einem der vortrefflichsten Rittergüter der Oberlausitz, welches wegen der geschmackvollen Anlage und Dekoration der herrschaftlichen Wohnung und Gärten von der tiefen Einsicht in die theoretische und praktische Haushaltungskunst zeugt. Heute befinden sich auf dem einstigen Gutsgelände nur noch die stark geschädigte Orangerie vom Ende des 18. Jahrhunderts sowie einige Wirtschaftsgebäude.
Die Ersterwähnung des Ortes "Lußk" erfolgte im Jahr 1445. Zu vermuten ist, dass sich die kleine Siedlung im morastigen Grund des Kotitzer Wassers befand. Das Schloss entstand im 17. Jahrhundert und wurde berühmt durch den Aufenthalt des schwedischen Königs Karl XII., der während einer Reise durch Sachsen im September 1707 auf Schloss Lauske sein Quartier aufschlug. Als die ersten bekannten Besitzer werden die Herren von Gersdorf genannt, denen die Herren von Rodewitz folgten. 1770 kaufte Gottlieb Wilhelm von Breßler das Gut Lauske und erwarb auch in der Umgebung weiteren reichen Grundbesitz. Die aus Schlesien stammende Familie von Breßler war 1709 in den böhmischen Ritterstand erhoben worden. 1792 folgte für den kurfürstlich sächsischer Geheimer Rat Gottlieb Wilhelm von Breßler die Erhebung in den Reichsgrafenstand. Die Familie von Breßler sollte über 150 Jahr im Besitz von Lauske bleiben und damit wesentlich die Geschicke des Ortes bestimmen.
Gottlieb Wilhelm von Breßler veranlasste auch den Umbau des alten barocken Schlosses. Das neue Bauwerk bestand aus einem Vorderflügel und zwei parallel gelegte, in den beiden Obergeschossen durch einen schmalen Lichtschacht getrennte Hinterflügel. Auf der Gartenseite befand sich ein von Säulen getragener Balkon. Das Erdgeschoss wies eine geputzte Quaderung auf, im Obergeschoss waren kräftige Fensterumrahmungen verbaut. Von der Vorderfront betrat man ein Vestibül und gelangte über eine doppelläufige Treppe in das Hauptgeschoss. Im sogenannten "roten Gartensalon" des Erdgeschosses sowie im "Empirezimmer" des Obergeschosses befanden sich hübsche Türen und Spiegel aus der Zeit um 1810 bis 1820. Der schönste Raum des Schlosses war jedoch der Speisesaal, ebenfalls im Obergeschoss. Den kreisrunden Saal gliederten feine und mit ansteigend gemalten Ornamenten versehene Pilaster. Über dem Gurtgesims erhob sich ein kassettiertes Kuppelgewölbe mit mittlerem Auge und Oberlicht. Zur weiß-blauen Grundstimmung des Raumes passte ein dekorativ ausgestatteter, weiß bemalter Ofen. Zudem befanden sich im Schloss eine Vielzahl schöner Möbel aus der Rokokozeit, Familienportraits, Kupferstiche und wertvolles Meißner Porzellan, das speziell für die Breßlersche Familie angefertigt und mit "J.G.v.B. 1734" bezeichnet wurde.
Mehrere ein- und zweigeschossige Nebengebäude sowie Scheunen und Stallungen säumten den Gutshof. Von besonderer Bedeutung ist jedoch immer noch die um 1790 errichtete Orangerie mit Walmdach und einer mächtigen, die Mittelachse betonenden Gaube. Eine Orangerie in dieser Große und Bedeutung gibt es in Sachsen nur sehr selten. Ihr Gebälk unterhalb der Gaube zeigte einst verschiedene Gärtnerwerkzeuge. Hier brachten die Gärtner im Winter die südländischen Kübelpflanzen unter und verwalteten ein ausgedehntes Gartenreich, das auf Betreiben des Grafen von Breßler im frühen 19. Jahrhundert am Kotitzer Wasser angelegt wurde. Leider sind die Fenster in der breite Glasfront zerstört und das Relief im Gebälk ist fast nicht mehr erkennbar. Der fortschreitende Verfall hat seine Spuren hinterlassen, da sich der Eigentümer offensichtlich nicht um das Bauwerk kümmert.
In dem weitläufigen englischen Park südlich des ehemaligen Schlosses gibt es kleine Brücken und verschiedene Naturbilder. In die Gestaltung hat man auch zwei mittelalterliche Burgstellen, die seit 1936 unter Denkmalschutz stehen, einbezogen. Die beiden Anlagen, der "Lausker Abschnittswall" und der "Zschornaer Rundwall", liegen am Ostufer des Kotitzer Wassers nahe beieinander. Der nördlich gelegene 100 Meter lange "Lausker Abschnittswall" riegelt ein Areal von etwa 30 Meter Durchmesser vom Hinterland ab. Bereits 1780 waren im Innenraum der Burg Reste verkohlten Getreides gefunden worden. Zudem gaben Keramikfunde Anlass zu der Annahme, dass eine Bebauung ab dem 11. Jahrhundert wahrscheinlich ist. Seit 1807 trägt die Lausker Schanze eine künstlich erbaute Ruine in gotischen Formen, die u.a. als Aussichtsturm diente.
Der etwas südlich gelegene "Zschornaer Rundwall" ist heute etwa 6 Meter hoch und umschließt eine Innenfläche von 45 Meter. Im 18. Jahrhundert in den Besitz der Grafenfamilie von Breßler gekommen, hat sich diese im Inneren des Rundwalls einen kleinen Familienfriedhof eingerichtet, der noch heute unter zwei großen Eichen zu besichtigen ist.
 
Bildergalerie
Orangerie Lauske
Künstliche Ruine
Familienfriedhof
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