|
Beschreibung
Markkleeberg südlich von Leipzig ist eine sehr junge Stadt. Erst 1934 erhielt Markkleeberg - ein Zusammenschluss von mehreren Gemeinden - sein Stadtrecht verliehen. Doch die heutige Stadt blickt auf eine mehr als tausendjährige Geschichte zurück. Sieben Gutsanlagen sind heute noch auffindbar und bilden zusammen mit den zahlreichen Villen und Landhäusern eine unerschöpfliche Quelle für geschichts- und architekturinteressierte Gäste.
Besonders hervorhebenswert ist das historische Ensemble im Osten Markkleebergs, bestehend aus der alten Auenkirche, dem Torhaus und dem Rittergutshof mit Schloss und angrenzenden Landschaftspark. Der Herrensitz entwickelte sich aus einer mittelalterlichen Wasserburg, die den Herren von Kleeberg gehörte. Bereits 1190 ist mit "Bere de Cleberg" ein Vertreter dieser Familie im Vertrag über den Verkauf des Dorfes Altranstädt erwähnt. 1350 wechselten die Besitzer. Schließlich erwarb in der Mitte des 15. Jahrhunderts die Familie von Haugwitz das Anwesen und behielt dieses für mehr als einhundert Jahre. Über die Familie von Schönfeld ging das Rittergut an Moritz von Starschedel, dessen Sohn es wiederum an den Leipziger Kaufmann Joachim Anckelmann veräußerte. Als Anna Catharina Anckelmann 1660 in zweiter Ehe Statz Friedrich von Fullen heiratete, ging Markkleeberg an die Adelsfamilie von Fullen über. Der aus Niedersachsen stammende Statz Friedrich von Fullen trat in den kursächsischen Kriegsdienst ein, diente unter vier Kurfürsten und brachte es bis zum königlich-polnischen und kurfürstlich-sächsischen Geheimen Kriegsrat. Um 1660 entstand auch das Schloss, welches - im Gegensatz zum Torhaus des Rittergutes - in den folgenden Jahrhunderten mehrfach verändert wurde.
1731 gelangte das Rittergut an den preußischen Kriegs- und Domänenrat Johann Christoph von Lohse. Unter der Familie von Lohse wurde auch das Schloss in der Mitte des 18. Jahrhunderts in eine barocke Dreiflügelanlage umgebaut. Es entstand auf der Nordseite des ehemaligen, fast vollständig umbauten Hofes ein typisches sächsisches Herrenhaus der Barockzeit mit zwei Etagen, Mansardwalmdach und Dachgauben. Das heutige Erscheinungsbild des Hauses wird jedoch von Veränderungen im späten 19. Jahrhundert geprägt. Auf der Hofseite fassen zwei vorgezogene Seitenflügel mit jeweils drei Fensterachsen den zurücktretenden Mittelteil mit dem Haupteingang. Auf der Gartenseite fügte man im 19. Jahrhundert einen dreiachsigen Mittelrisalit mit Dreiecksgiebel und vorgelagertem Altan an und schmückte diesen mit Sandsteinfiguren in Nischen und Reliefs. Fensterverdachungen und eine Putzgliederung lassen den Herrensitz zudem sehr vornehm erscheinen.
Von den Wirtschaftsgebäuden des Rittergutes sind jedoch nur noch zwei auf der Ostseite in historischer Form erhalten geblieben. Sie sind seitlich an das Torhaus angebaut. Das zweigeschossige verputzte Torhaus hat bis heute seine Gestalt aus dem Jahre 1664 bewahrt. Es bildete in früherer Zeit den einzigen geschützten Zugang zur Wasserburg und war mit einer Zugbrücke über den Wassergraben versehen. Im Jahr 1664 erfolgte eine Neugestaltung des Torhauses mit teilweise profilierten Fenstergewänden aus Rochlitzer Porphyr und zwei Sitznischenportalen mit Beschlagwerk auf der Hofseite. Im Schlussstein des linken Portals ist die Jahreszahl 1664 vermerkt, dazu die Monogramme SFVF und ACVFGA, die für Statz Friedrich von Fullen und seine Ehefrau Anna Catharina von Fullen geborene Anckelmann stehen. Im rechten Sitznischenportal bezieht sich die Buchstabenfolge A.C.M.G.A. auf Anna Catharina Metzner geborene Anckelmann. Die Gutserbin hatte in erster Ehe den Leipziger Bürgermeister Jacob Metzner geheiratet, der jedoch 1656 verstorben war. In der Durchfahrt mit Flachbogen befindet sich noch eine Grabplatte des Christof von Schönfeld.
Das 19. Jahrhundert war geprägt von häufigen Besitzerwechseln. Schließlich verpachtete Johann Wilhelm von der Crone das Gut 1917 an Dr. Paul Hoppe, der den Hof dann auch käuflich erwarb. Ihn und den Pächter Ralph Treviranus betraf die Bodenreform nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Rittergut diente als Versuchsgut der Universität Leipzig. Nach 2 Jahren wurde das Versuchsgut wieder aufgelöst und das Land an Neubauern vergeben. Ab 1957 wirtschaftete hier eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft, die das Torhaus als Verwaltungssitz nutzte. Im Schloss eröffnete man 1948 ein Kinderkrankenhaus und später ein Alten- und Pflegeheim, die jedoch beide umfangreiche Änderungen in der Raumstruktur nach sich zogen. 1996 kaufte ein Angehöriger der Familie des letzten Rittergutsbesitzers das Torhaus und begann mit umfangreichen Sanierungs- und Rekonstruktionsmaßnahmen. Nach dem Auszug des Alten- und Pflegeheimes erwarb er im Jahr 2000 auch noch das Schloss hinzu.
Zwischenzeitlich sind beide Häuser vorbildlich in Ordnung gebracht worden. Das Torhaus wurde dem neu gegründeten Förderverein "Historisches Torhaus zu Markkleeberg 1813" e.V. zur Nutzung übergeben. Im kleinen heimatgeschichtlichen Museum präsentiert der Verein eine ständige Ausstellung über die Kämpfe österreichischer und französischer Soldaten um das Rittergut während der Völkerschlacht 1813 bei Leipzig, zur Geschichte des Ortes und des Rittergutes von den Anfängen als Wasserburg bis heute. Darüber hinaus finden im Rittergut auch regelmäßig kulturelle Veranstaltungen, wie Konzerte und Lesungen, statt. Besonders begeistert während der Blütezeit im Mai auch der Rhododendrongarten mit über 1.000 Rhododendren und Azaleen. Der Garten ist während der Öffnungszeiten des Museums für Besucher zugänglich.
|
|
|
Bildergalerie |
|
|
Schloss Markkleeberg |
|
|
Torhaus Markkleeberg |
|