Historisches Sachsen
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Ober Rengersdorf   
 
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Information

Landkreis Görlitz

Beschreibung
Gibt es für das Neue Schloss in Ober Rengersdorf doch noch ein Happy End? Das Schloss liegt an der schmalen Straße, die von Kodersdorf nach Torga führt. Deshalb wird das Schloss häufig (fälschlicherweise) auch als Schloss Torga bezeichnet. Viele Jahre stand der Bau leer und verfiel. Lange war das Neue Schloss kaum zu sehen. Hohes Gestrüpp, das im ehemaligen Schlosspark wucherte, versperrte die Sicht auf das interessante Gebäude. Doch nun ist das Schloss wieder ansehenswert.

Altes Schloss


Die Geschichte des Herrensitzes geht viele Jahrhunderte zurück. Bereits 1305 erfuhr "Rengeresdorph" eine Erwähnung im 1. Görlitzer Stadtbuch. 1517 gründete die Gutsherrschaft aus Nieder Rengersdorf in Ober Rengersdorf das "Schwarze Vorwerk" aus dem 1539 ein eigenständiges Rittergut hervorging. Umfangreiche Wirtschaftsgebäude, die heute Wohnzwecken dienen, zeugen von seiner einstigen wirtschaftlichen Bedeutung. In der südwestlichen Ecke des Hofes steht das Alte Schloss, dessen Kern aus dem 18. Jahrhundert stammt. Sein rechteckiger Grundriss trägt das zweigeschossige Gebäude mit Krüppelwalmdach.
Das Gut erwarb 1886 der Hauptmann Adolf Sanio. Er ließ das einfache Gebäude herausputzen. Zwei schmuckreiche Portale unterstreichen seit dem den herrschaftlichen Charakter. Die Ecken des Hauses betonen wuchtige, einst mit kleinen Türmchen versehene Pfeiler. An der Rückseite fügte der Bauherr einen Seitenflügel hinzu, der mit seinem Giebel zum Park zeigt.
Eine neue Etappe brach an, als 1900 der österreichische Offizier Julius von Roncador, Edler von Nornenfels, in den Besitz des Gutes gelangte. Julius von Roncador baute das Rittergut zu einem landwirtschaftlichen Großbetrieb aus. Rinder-, Schweine- und Schafzucht warfen gute Gewinne ab. Zur Verarbeitung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse betrieb er eine eigene Molkerei und eine Mahlmühle. Seinem Lebensstandard entsprechend wollte er sich nicht mehr mit dem einfachen Herrenhaus auf dem Gutshof zufrieden geben. So ließ er von 1901 bis 1902 im Parkgelände das Neue Schloss erbauen.

Neues Schloss


Das Neue Schloss sucht seinesgleichen. Der Bauherr scheute keine Kosten, um sein neues Zuhause wohnlich zu gestalten. Auf rechteckigem Grundriss errichtete er ein zweigeschossiges Gebäude mit Mansarddach. Vier runde Türme mit geschweiften Hauben besetzen die Ecken. Sie erinnern an die Schlossbauweise in der Mitte des 16. Jahrhunderts. Prunkvoll wölbt sich eine reich geschmückte Mittelpartie dem Park zu. Ihr Gesims trägt einen geschwungenen Giebel mit Rundfenster und Vasenbekrönung. Im Erdgeschoss legt sich eine offene Loggia mit Arkadenreihe und Balkon um den Mittelteil. Von ihr führt eine zweiläufige Freitreppe in den Schlossgarten. Auch im Innern setzte Julius von Roncador seine opulente Bauweise fort. Über den Haupteingang betritt man eine geräumige, mit Pfeilern untergliederte Halle. Kreuzgratgewölbe verleihen ihr eine besondere Wirkung. Eine zweigeteilte Treppe erschließt die oberen Stockwerke. Die Säle und Räume sind mit Stuckdecken ausgestaltet.
Julius von Roncador starb 1922. Sein Sohn Heinz verkaufte daraufhin den Besitz an den Kommerzienrat Joseph Kutz. Mit dem Niedergang des Adels Anfang des 20. Jahrhunderts standen auch die Chancen für das Neue Schloss Ober Rengersdorf schlecht. Manfred Graf von Ingenheim - der Schwiegersohn von Joseph Kutz - musste 1931 das Rittergut aufteilen, behielt aber einen Rest mit 50 Hektar Land. Doch die Grafenfamilie konnte das Neue Schloss allein nicht mehr unterhalten. So richtete man 1936/37 ein Müttergenesungsheim in seinen Räumen ein. Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Besitz schließlich enteignet. Fortan diente das Alte Schloss als Kinderkrippe; im Neuen Schloss unterrichtete man Schulklassen. Ab 1992 stand das Neue Schloss leer. Mehrere Versuche, es zu veräußern, scheiterten. Zwischenzeitlich hat jedoch ein neuer Eigentümer den Bewuchs im Schlosspark beseitigt und das Schloss einer umfassenden Sanierung unterzogen.

Mausoleum
Eng verbunden mit dem Gut Ober Rengersdorf ist das Mausoleum auf dem Mühlberg, etwa 1,2 km östlich des Neuen Schlosses. Die Familienbegräbnisstätte ist wohl kurz nach dem Neuen Schloss entstanden. Eine kurze Treppe führt zum Eingang des Klinkerbaus, darüber ein Wappenfeld mit Kranich und Ritter. Durch das Sandsteinportal betritt man eine mit blauen und weißen Mosaiksteinchen ausgelegte Säulenhalle, deren Dach bereits eingestürzt ist. Eine Treppe führt hinunter in die Gruftkammer mit den Sargnischen. Das Mausoleum kann durch eine ca. 15minütige Wanderung erreicht werden.

 
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