Historisches Sachsen
Das Portal für die Schlösser, Burgen und historischen Ruinen im Freistaat Sachsen
Posseck   
 
Allgemeines
 
Information

Vogtlandkreis

Beschreibung
Weitgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit fristet das Schloss Posseck an der sächsischen Grenze zum Freistaat Bayern sein Dasein. Von den Fassaden bröckelt der Putz, das Schieferdach ist undicht, der Garten ungepflegt und das Schloss selbst durch einen Bauzaun abgesperrt. Schon die Bedingungen nach dem Zweiten Weltkrieg waren für das Anwesen alles andere als günstig. Unmittelbar an der Grenze gelegen, durften nur Anwohner den Ort betreten. Zudem zog man die Grenzanlagen südlich des Ortes sogar quer durch den Schlossgarten. Ein für 1948 vorgesehener Abbruch zur Baustoffgewinnung und Errichtung von Neubauernhöfen konnte zwar abgewendet und das Schlossgebäude an die Landesverwaltung der Maschinen-Ausleih-Station übertragen werden - nötige langfristige Investitionen blieben jedoch aus. Auch die Wiedervereinigung beider deutscher Staaten brachte für Schloss Posseck keine Wende zum Guten. Der Verkauf an eine Dortmunder Künstlerin, die Posseck zu einem Kultur- und Begegnungszentrum ausbauen wollte, entpuppte sich als nicht realisierbar. Zu groß waren die Schäden an der Bausubstanz. Zwischenzeitlich denkt man im Triebeler Gemeinderat auch wieder über einen Abriss nach, nachdem ein Antrag für Denkmalschutz abgelehnt wurde. Dabei gehörte Posseck einst zu den größten und schönsten Barockschlössern im Vogtland.
Der Ursprung des Ortes Posseck ist weitgehend unklar, fehlen doch die urkundlichen Nachweise. Man geht jedoch davon aus, dass der Name des Rodungsdorfes slawischen Ursprungs ist und soviel wie "Holzeinschlag" bedeuten soll. Auf gesichertem Boden stehen wir mit Conrad von der Grün, der auch von Reitzenstein nach der Feste Reitzenstein bei Hof genannt wird, und der seinen Besitz in Posseck von dem Weidaer Vogt zu Lehen trug. Dieses Geschlecht errichtete wohl auch die Feste, die 1325 als "gebude" und "hof" bezeichnet wird. Wo diese Wehranlage einst stand, ist nicht gesichert, denn bereits 1354 wird im Zusammenhang mit Neumark von der Zerstörung im Vogtländischen Krieg und vom Verbot des Wiederaufbaus berichtet. Im und um das Rittergut zeigen sich jedoch keine eindeutigen Befestigungsreste und die Insel im Teich ist für eine Befestigung zu klein. Allerdings wird der Siedlungsbereich zwischen dem Rittergut und dem Teich als "Alter Hof" bezeichnet. Möglicherweise ist hier die wehrgünstige Lage von Häusleranwesen überbaut.
Nach den Hussitenkriegen im 15. Jahrhundert richtete auch der Dreißigjährige Krieg 200 Jahre später beträchtliche Verwüstungen an. Zuerst im Hussitenkrieg teilweise zerstört, wurde das Haus im Dreißigjährigen Krieg erneut geschädigt und anschließen notdürftig wieder hergestellt, wobei auch die Wälle und Gräben verschwanden. Über alle Jahrhunderte bliebt das Rittergut jedoch im Besitz derer von Reitzenstein. So konnte Georg Christoph von Reitzenstein das noch heute bestehende und seit dem 18. Jahrhundert kaum veränderte Schloss errichten. Das dreiflügelige und hufeisenförmig angelegte Bauwerk hat einen zum Dorfplatz geöffneten Innenhof. Während die Seitenfronten zehn Fensterachsen lang sind, umfasst die Gartenfront elf Fensterachsen. Das Walmdach ist schiefergedeckt. Besonders bemerkenswert sind drei aus Sandstein gefertigte Portale, welche sich an den Mittelachsen des Hofes bzw. der Gartenseite sowie an der südlichen Längsseite befinden. Die drei Sandsteinportale haben jeweils eine Rustikafassung. Über dem Portal an der Gartenseite erhebt sich ein gesprengter Giebel mit Wappen der Familie von Reitzenstein. Das Portal an der Südseite enthält heute nur noch ein Fenster. Es hat einen gesprengten Giebel mit Obeliskenbekrönung und einen Löwenkopf im Bogenscheitel.
Mitte des 18. Jahrhunderts verlor die Familie von Reitzenstein das Rittegut an einen Herrn von Zanthier, konnte es nach wenigen Jahren aber erneut erwerben. Schließlich verkaufte 1782 die Familie von Reitzenstein das Rittergut an Christoph Ernst von Feilitzsch, Herr auf Trogen, dessen Erben es 1850 in bürgerliche Hände übergaben. 1901 erwarb der Hofer Spinnereibesitzer Julius Schmidt das Schloss und ließ es zusammen mit dem Park im Stile der Neuzeit herrichten, so dass es bald als eines der schönsten Güter der Gegend galt.
Die Bodenreform nach dem Zweiten Weltkrieg betraf die Witwe Dora Schmidt. Während die Gutsflächen an Bauern und Landarbeiter verteilt wurden, nutzte die Rote Armee das Schloss als Unterkunft. Nach deren Abzug richtete man im Schloss ein Gemeindeamt und den ehemaligen Festsaal im Obergeschoss als Kultursaal ein. Mit der Eingemeindung Possecks nach Triebel 1993 entfiel die Nutzung durch die Gemeinde. 1998 verkaufte es die Gemeinde Triebel deshalb nach einer Ausschreibung an eine Dortmunder Unternehmerin, die es wiederum an den Schloßpark Posseck e. V. übertrug.
Leider scheint immer noch unklar zu sein, was mit dem Bauwerk geschehen soll. Die Bausubstanz ist arg in Mitleidenschaft gezogen und ein Haus in dieser Größe in der ländlichen Abgeschiedenheit kaum einer sinnvollen Nutzung zuzuführen. Es bleibt also nur abzuwarten, was die Zukunft für das Anwesen vorsieht.
 
Bildergalerie
Schloss Posseck
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