Historisches Sachsen
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Promnitz   
 
Allgemeines
 
Information

Landkreis Meißen

Beschreibung
Das Schloss Promnitz liegt direkt an der Elbe gegenüber dem Stadtgebiet von Riesa am Elberadweg. Der Name Promnitz ist vom altsorbischen Wort für Fähre abgeleitet. Bereits Ende des 12. Jahrhunderts ist eine Elbfähre erwähnt worden. Noch heute kann man Riesa mit einer Personenfähre erreichen. Zur gleichen Zeit trat auch der kleine Fischerort Promnitz in die Geschichtsschreibung ein, denn in einer Urkunde eignet Bischof Berthold von Naumburg auf Bitten des Markgrafen Dedo dem Kloster Riesa zwei Hufen zu Gohlis, zum Theil als Geschenk Heidenreichs von Röderau zur Herstellung der Dörfer Röderau, Promnitz, Nutnitze und Moritz zu. Die Urkunde weist zwar kein Datum auf, ist jedoch in die Zeit von 1186 - 1190 zu setzen, da Berthold von 1186 bis 1206 Bischof von Naumburg und Dedo von 1185 bis 1190 Markgraf war. Im Jahr 1272 wird ein Herrensitz des Hermannus de Promeniz erwähnt. 1324 gab es zwei Vorwerke, von denen Ober- oder Großpromnitz dem Kloster Riesa und Nieder- oder Kleinpromnitz dem Adelsgeschlecht derer von Promnitz gehörte. Ausgehend vom Dorf hatte die Familie von Promnitz in Sachsen, aber auch in Schlesien, zahlreiche Besitzungen.
Mitte des 15. Jahrhunderts ging Niederpromnitz an die Adelsfamilie von Köckeritz. Das erstmals im 13. Jahrhundert urkundlich erschienene Geschlecht sollte Promnitz bis 1699 im Besitz behalten. Gottlob von Köckeritz war es auch, der 1519 die beiden Vorwerke Ober- und Niederpromnitz vereinigte. Das Schloss geht zurück auf Rudolf von Köckeritz, der 1603 den westlichen Schlossflügel errichten ließ. Vor dem Renaissancebau steht ein alter Wendelstein mit einem heute zugemauerten Sitznischenportal, das früher in den Turm hineinführte. Der wappengeschmückte Schlussstein, bezeichnet mit "R.V.K.  A.G.V.S. / 1603" bezieht sich auf Rudolf von Köckeritz und seine Gemahlin Agnes von Schönberg.
Nach Maria Magdalena von Lüttichau, geb. von Köckeritz, fällt Promnitz 1717 an ihren Schwiegersohn und kurfürstlich-sächsischen Generalmajor der Kavallerie Friedrich Albrecht von Wolffersdorff. Er ließ das Schloss ab 1728 zu einer barocken Dreiflügelanlage ausbauen. Dabei wurde auch der Renaissancebau überformt und den anderen Schlossflügeln angeglichen. Der zweigeschossige Südflügel orientiert sich mit seiner durch Mittelrisalit und fünf korinthische Pilaster gegliederten Fassade zur Elbe hin. Über den mittleren drei Pilastern baut sich ein Dreiecksgiebel mit einem Ochsenauge auf, das mit Helm und Waffen verziert ist. Hinter den Obergeschossfenstern lag einst der Festsaal des Schlosses. Zur Hofseite hat der Flügel vier Fenster. Das Ochsenauge im Giebel umgab hier eine nicht mehr erkennbare, mit Waffen verzierte Kartusche. Der schlanke achteckige Turm über dem Wendelstein stammt ebenfalls aus dem 18. Jahrhundert. Neben dem Turm befindet sich über einer sechsstufigen Freitreppe ein stattliches Barocktor mit seitlichen Pilastern und Schlussstein mit der Jahreszahl MDCCXXIIX (1730). Das darüber befindliche Wappen des Friedrich Albrecht von Wolffersdorff und Magdalene Florentine von Lüttichau wurde nach 1945 abgeschlagen.
Eine besondere Rolle spielte das umgebaute Schloss beim "Lustlager von Zeithain", eine grandiose Truppenschau Augusts des Starken, die vom 31. Mai bis zum 28. Juni 1730 zwischen den Orten Zeithain, Glaubitz und Streumen stattfand. Vor 48 geladenen europäischen Fürsten präsentierte August seine Armee im Manöver, worauf Festlichkeiten folgten und ein Feuerwerk bei Riesa den Abschluss markierte. Das fünfstündige Feuerwerk tauchten die Elbe und die Stadt Riesa in bunte Farben. Mehrere Monate zuvor hatten Zimmerleute begonnen, ein Gerüst gegenüber dem Promnitzer Schloss aufzubauen, um einen Feen-Palast darzustellen. Neben dem Palast befanden sich Feuerräder, Kanonen und Mörser zum Böllern und Leuchtkugelwerfen. Zu gleicher Zeit segelte eine illuminierte Flotte die Elbe entlang. An einem Fenster des Festsaals im Schloss Promnitz konnten die fürstlichen Gäste das Spektakel bewundern.
Zur Rittergutsanlage gehörten neben dem Schloss auch ein Gutsverwalterhaus, Wirtschaftsgebäude und Scheunen. Ein Schlussstein am rundbogigen Hoftor, bezeichnet mit "C.G.v.T / 1746", weist Carl Gottlieb von Thielau als Erbauer aus. Ein weiterer Schlussstein am Stallgebäude, bezeichnet mit "Anno 1747", gibt dessen Baujahr preis.
1945 wurde die Familie Rudolph enteignet. Das Rittergutsland erhielten Neubauern zur Bewirtschaftung. Die herrschaftlichen Räumlichkeiten des Schlosses teilte man in kleine Wohneinheiten auf und richtete eine Verkaufsstelle ein. Doch durch den mangelnden Bauunterhalt verschlechterte sich der Zustand des Schlosses immer mehr. Schließlich ließ ein Privatmann aus Ludwigsburg 1997 den Turm einrüsten. Seine Investitionspläne wurden jedoch nie verwirklicht. Vom Jahrhunderthochwasser 2002 war auch das Schloss betroffen und stand danach lange leer. Erst mit der Gründung des Kultur- und Schlossvereins Promnitz verbesserte sich die Lage. Eine Notsicherung des verfallenden Schlosses dämmte die Schadenslage wenigstens ein. 2017 konnte die engagierte Familie von Wolffersdorff das Schloss zurück erwerben. Ihr Ziel ist es, das Schloss bis zum 300jährigen Jubiläum des Zeithainer Lustlagers 2030 wieder in seiner einstigen Pracht herzurichten.
 
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Schloss Promnitz
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