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Beschreibung
Das Schloss Schmorkau bei Neukirch hat mit seinem hervortretenden Erker und dem hohen Treppenturm etwas Märchenhaftes an sich. Man könnte denken, Rapunzel wäre hier zuhause und würde gleich ihr langes Haar herunterlassen. Ein Balkon über dem Rundbogenportal, reicher Giebelschmuck und Fachwerkelemente verstärken diesen Eindruck zusätzlich.
Die Geschichte des Schlosses ist jedoch nicht mit Rapunzel, sondern eng mit dem Nähmaschinenfabrikanten Bruno Naumann verbunden, der es 1893 erwarb. Zuvor ist für Schmorkau ein reger Besitzerwechsel bezeugt, der auch bekannte Adelsfamilien einschloss. Bruno Naumann war ein Dresdner Unternehmer und Gründer einer kleine Werkstatt für Feinmechanik, an der sich 1869 der Kaufmann Emil Seidel als Partner für die Firma "Seidel & Naumann OHG" beteiligte. Die Firma leistete Beiträge zur Entwicklung der Nähmaschine und der Schreibmaschine. Das Unternehmen Seidel & Naumann war wirtschaftlich so erfolgreich, dass Naumann 1891 die Villa Stockhausen in Dresden und 1893 die Standesherrschaft Königsbrück erwerben konnte. Unter der Leitung seines Sohnes Walther traten 1906 Rechen- und Buchungsmaschinen hinzu, 1910 folgten die erste deutsche Reiseschreibmaschine "Erika" und kleine Addiermaschinen.
Das Schmorkauer Schloss und mehrere Gebäude des Rittergutes stammen bereits aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Als Bruno Naumann die Standesherrschaft Königsbrück und das Gut Schmorkau erwarb, war das Königsbrücker Schloss baufällig und in weiten Teilen unbewohnbar. Deshalb hielt er sich zumeist in Schmorkau auf. Er veranlasste auch den Bau des malerischen Schlosses, wie die Jahreszahl seiner Fertigstellung 1898 am Giebel des Hauses belegt. Bruno Naumann vererbte das Schloss 1903 an seinen Sohn Walther, der 1917 nach Königsbrück umzog. Das Schmorkauer Schloss diente fortan als Offizierskasino. Als Naumann erfuhr, dass das sächsische Kriegsministerium auf den kargen Sandböden bei Königsbrück einen Truppenübungsplatz einrichten wollte, verkaufte er 1907 mit großem Gewinn das zur Standesherrschaft gehörende Forstrevier Königsbrücker Heide an das Deutsche Reich.
Auch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges behielt das Schloss Schorkau seine militärische Nutzung bei. 1945 zogen Offiziere der Roten Armee ein und aus den ehemaligen Stallungen wurde ein Militärlazarett. Nach Abzug der sowjetischen Streitkräfte 1992 verfielen die Gebäude, bis 1998 die Gemeinde Neukirch das Anwesen übernahm und es mit staatlichen Fördermitteln entkernte. 2002 ging das Haus in den Besitz einer Vermögensverwaltungsgesellschaft über, die erste Teilsanierungen vornahm und auf dem Gelände u.a. eine Straußenfarm unterhielt. Doch bald stand Schloss Schmorkau erneut zum Verkauf. Schließlich schlug 2017 ein aus Nürnberg kommendes Ehepaar zu, das weitere Sanierungsarbeiten initiierte und in den Räumen ein Damenmodegeschäft einrichtete. Zudem können auch Räumlichkeiten für private Feierlichkeiten genutzt werden.
Wenngleich das ca. 400 Quadratmeter große Gebäude immer noch einen hohen Sanierungs- und Modernisierungsbedarf aufweist, ist doch schon viel erneuert worden. Besonders der Eingangsbereich mit seiner attraktiven Decken- und Wandtäfelung sowie Holztreppe mit Holzhandlauf verleiht dem Haus einen herrschaftlichen Charakter. Teilweise sind in den Räumen noch originales Parkett und originale Bodenfliesen vorhanden. Ein Treppenturm verbindet die einzelnen Geschosse. Der Keller weist Gewölbe auf.
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Bildergalerie |
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Schloss Schmorkau |
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