Historisches Sachsen
Das Portal für die Schlösser, Burgen und historischen Ruinen im Freistaat Sachsen
Thum   
 
Allgemeines
 
Information

Erzgebirgskreis

Beschreibung
Der Erzreichtum gab dem Erzgebirge seinen Namen. Der auf ihn beruhende Bergbau schuf die Grundlage dafür, dass sich das Erzgebirge zu einer wirtschaftlichen, kulturell und zeitweise auch politisch bedeutenden Region in Mitteleuropa entwickelte. Die erste bäuerliche Besiedlung des damals noch als Miriquidi bezeichneten Erzgebirges erfolgte seit der Mitte des 12. Jahrhunderts. Markgraf Otto von Meißen ließ in dieser Zeit den Urwald roden und mehrere Waldhufendörfer anlegen. Im Jahre 1168 wurde bei Christiansdorf (heute Freiberg) Silbererz entdeckt, das ein sich rasch verbreitendes "Berggeschrey" auslöste.
In diesem Zusammenhang dürfte auch die Gegend um Wolkenstein besiedelt worden sein, denn um 1300 gründeten Bauern das Dorf Thum. Thum hatte zu dieser Zeit noch nicht die Bedeutung eines selbstständigen Ortes gehabt, sondern bestand anfangs nur aus ein paar Hütten für die Bergleute. Reiche Funde führten jedoch schnell zu seiner Vergrößerung. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts bildete sich ein "freies Bergstädtlein" heraus, durch dessen Gründung in einem ehemaligen Dorf die Dorfflur in zwei Anteile zerfiel. Das Rittergut Thum, das die Grundherrschaft über Dorf Thum, Herold und einen Anteil von Drebach ausübte, war bis ins 19. Jahrhundert politisch und rechtlich von der Stadt Thum unabhängig.
Thum gehörte zunächst zur ausgedehnten Herrschaft Wolkenstein, doch die Herren von Waldenburg auf Wolkenstein verkauften 1439 Teile ihres Gebirgslandes an den Freiberger Münzmeister Liborius Senfleben, der als Mittelsmann des sächsischen Kurfürsten diente. Kurfürst Friedrich II. von Sachsen behielt die Bergstädte Ehrenfriedersdorf und Geyer und verlehnte die übrigen Besitzungen. Das Rittergut Thum gelangte 1485 an Veit von Wiedebach, dessen Familie auch auf dem nahen Rittergut Venusberg saß. Thum blieb fast 150 Jahre - mit einer Unterbrechung in der Mitte des 16. Jahrhunderts - im Besitz der Familie von Wiedebach. Als Heinrich Joachim von Wiedebach 1633 ohne Nachkommen starb, fiel das Rittergut an den Landesherren.
Schließlich kaufte der Rittmeister Joachim von Schwan 1655 den Besitz, den er vier Jahre später auch noch um das Rittergut Venusberg erweiterte. Durch Joachim von Schwan sind nicht nur die im Dreißigjährigen Krieg und die Pest verwüsteten Gebäude des Rittergutes Thum von Grund auf erneuert worden, sondern er ließ darüber hinaus auch noch das Dorf Herold neu erbauen. Auf Joachim von Schwan folgte sein Sohn Hans Ernst von Schwan, Kammerherr bei Kurfürst Johann Georg II. Auf ihn geht der Bau des Herrenhauses im Jahr 1677 zurück, wie eine Inschrift auf einem ovalen Stein links neben dem Portal mitteilt: "Hans Ernst von Schwan / Erb-Hr. auf Venusberg u. Thum / 1677".
Anfang des 18. Jahrhunderts gelangte Thum an Johann Dietrich von Schönberg, dessen Witwe Henriette Antonie von Schönberg in zweiter Ehe den Amtshauptmann der Ämter Wolkenstein, Lauterstein und Stollberg, Julius Heinrich von Schütz, heiratete. Unter dem neuen Besitzer erhielt das zweistöckige, schlichte Herrenhaus einen barocken Umbau mit mächtigem Mansardwalmdach, Schieferbedeckung und Dachgauben sowie ein Sandsteinportal mit Segmentbogen und Kugelaufsätzen. Das Adelswappen der Familie über der Tür ist heute durch das Stadtwappen von Thun ersetzt. Eine dreistufige Freitreppe ist dem Portal vorgelegt.
Nachdem Julius Heinrich von Schütz starb, fiel das Rittergut vertragsgemäß seiner Witwe zu, die es wiederum an Christoph Schubert und 1768 an Georg Christoph Läßig verpachtete. Auf Henriette Antonie von Schönberg folgten zahlreiche neue Besitzer, die das Gut zum Teil nur wenige Jahre besaßen. Die letzten adligen Eigentümer waren die drei Brüder Alexander Josef, Karl Bernhard und Achim Arno von Arnim, die das Gut Thum im Oktober 1882 an Alexander Funke verkauften. Dieser veräußerte das Herrenhaus aber bereits im November gleichen Jahres an die Stadt Thum, der es seit 1883 als Rathaus dient. Die anderen Gebäude und Ländereien blieben in Privatbesitz.
 
Bildergalerie
Herrenhaus Thum
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