Historisches Sachsen
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Wilthen   
 
Allgemeines
 
Information

Landkreis Bautzen

Beschreibung
Die Wilthener Branntweinbrennerei ist eine der ältesten und bedeutendsten Weinbrennereien Deutschlands. 1842 von Christian Traugott Hünlich gegründet, ist sie der Ursprung einer wahren Erfolgsgeschichte. Der Betrieb zählte um 1900 zu den größten Weinbrennereien Deutschlands und erhielt auf der Weltausstellung in Paris im gleichen Jahre höchste Auszeichnungen. Bis heute kann sich Wilthen mit den besten Cognacs der Welt messen. So zeigt das Stadtwappen von Wilthen auch selbstbewusst einen goldenen Webschützen und eine Weintraube als Hinweis auf die beiden ältesten Industriezweige des Ortes. Doch nur wenige Besucher der heutigen Wilthener Weinbrennerei wissen, dass der Erfolg seinen Anfang im örtlichen Rittergut nahm, als Christian Traugott Hünlich die Rittergutsbrauerei pachtete.
Wilthen entstand vermutlich bereits um 1000 als sorbische Siedlung, die von deutschen Kolonisten zu einem Waldhufendorf umgestaltet wurde. Die erste urkundliche Erwähnung datiert aus dem Jahr 1222. 1276 ist ein Herrensitz des Gunzelinus de Willentin nachweisbar. Durch Bemühungen des Rittergutsbesitzers und Freiherrn Reinhard Dietrich von Taube erhielt Wilthen 1669 vom Kurfürst Johann Georg II. das Markt- und Stadtrecht. Der aus einer baltendeutschen Familie stammende Reinhard Dietrich von Taube machte rasch Karriere am kursächsischen Hof, obwohl seine Familie erst seit Beginn des 17. Jahrhunderts in Kursachsen ansässig war. Seinen Weg bis in die oberen Bereiche der kursächsischen Ratskollegien fand Taube über ein Bitt- und Empfehlungsschreiben seines Vaters. Kurz vor dem Tod des sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. 1656 gelangte er so auf die Position eines Geheimen Rats. In seiner Geheimratstätigkeit wurde Taube in den 1670er-Jahren mehrmals mit diplomatischen Missionen betraut, bei denen sein Aufenthalt 1676 in Wien mit einer besonderen Ehrung verbunden war, denn er wurde von Kaiser Leopold I. in den Reichsgrafenstand erhoben. Diese Statuserhöhung gestattete ihn auch eine entsprechende Lebensführung. Schon sein Vater hatte einen durchaus ansehnlichen Rittergutsbesitz erworben, den der Sohn u.a. mit dem Kauf des Rittergutes Wilthen weiter vergrößerte.
Über Magdalena Sibylla von Miltitz, Tochter des Grafen von Taube, gelangte Wilthen an Christiane Sophie von Below, geborene Dieskau, und später an Adam Friedrich von Braun, dessen Familie das Gut bis 1783 bewirtschaftete. 1815 ersteigerte Johann Friedrich Richter das Rittergut, verkaufte dieses aber 1837 an das katholische Domstift St. Petri in Bautzen. Für Ignaz Bernhard Mauermann, seit 1831 Domdekan in Bautzen und Apostolischer Präfekt in der Oberlausitz, war dies eine willkommene Besitzerweiterung, hoffte man doch, die evangelische Bevölkerung zum katholischen Glauben bekehren zu können, auch wenn manche Protestanten im Stammland der Reformation das selbstbewusste und erfolgreiche Agieren Mauermanns für die Interessen der sächsischen Katholiken sehr kritisch betrachteten. Bereits 1927 wurde unter Pfarrer Anton Mott im Rittergut eine Kapelle eingerichtet. 1948 erfolgte dann der Bau der Kirche St. Barbara im Keller des südlichen Wirtschaftsgebäudes. Im Besitz des Domkapitels St. Petri fiel das Gut auch nicht unter die Bodenreform.
Das Domstiftliche Gut ist eine stattliche, geschlossene Vierseithofanlage mit Segmentbogen-Durchfahrten in den nördlichen und südlichen Wirtschaftsgebäuden. Dominierendes Bauwerk ist jedoch das östlich gelegene Herrenhaus aus dem Jahr 1741, das, mit schlichtem Quaderputz im Erdgeschoss versehen, die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Seine Schauseiten zum Garten und zum Gutshof sind elffenstrig und durch einen fünffenstrigen Mittelrisalit gegliedert. Der herrschaftliche Eindruck entsteht insbesondere durch das fast überdimensioniert wirkende Mansardwalmdach und dem mächtigen Dreiecksgiebel. In der Giebelfläche befindet sich lediglich ein Fensteroval. Das zentrales Rundbogenportal führt in die repräsentative Eingangshalle, an die sich nach hinten das dreigeteilte Treppenhaus mit seitlicher doppelläufiger Treppenanlage und mittig ein Durchgang zum Garten anschließen. Die Räume im Erdgeschoss werden über einen Flur mit Kreuzgratgewöbe betreten. Im Hof der Gutes steht eine Granittränke.
Im Herrenhaus befinden sich heute die Caritas-Sozialstation St. Barbara und einige Wohnungen.
 
Bildergalerie
Herrenhaus Wilthen
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