Historisches Sachsen
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Abtnaundorf   
 
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Information

Leipzig

Beschreibung
Schönefeld-Abtnaundorf ist ein Stadtteil der Stadt Leipzig. Der Ortsteil Abtnaundorf liegt im nördlichen Stadtgebiet von Leipzig, ca. 6 km vom Zentrum entfernt.

Schloss


Der an der Parthe gelegene Ort Naundorf hat seinen Beinamen von dem Abt des Peterskloster in Merseburg. Naundorf gehörte Mitte des 13. Jahrhunderts dem Ritter Ulrich von Friedenberg, dessen Witwe Gertraud es um 1270 an das Kloster St. Petri zu Merseburg verschenkte. Aus dem Klostergut ging ein Rittergut hervor, dessen häufig wechselnde Besitzer überwiegend aus dem vermögenden Leipziger Bürgertum stammten.
Ende des 17. Jahrhunderts erwarb Johann Ernst Kregel das Gut Abtnaundorf und wurde hier Erb-, Lehn- und Gerichtsherr. Der Sohn des Magdeburger Bürgers Nikolaus Kregel war durch den Wollgroßhandel zu Reichtum gekommen. Am Leipziger Neumarkt baute er von 1695 bis 1697 sein Haus "Zur Großen Feuerkugel" neu auf und erwarb später die rückseitig angrenzenden Grundstücke in der heutigen Universitätsstraße. Aber nicht nur in Leipzig investierte der Herr. Im Jahr 1720 erwarb er auch das Gut Güldengossa südlich der Stadt. Hier errichtete er 1721 ein großzügiges barockes Herrenhaus und legte einen Park an. Darüber hinaus finanzierte er auch einen Erweiterungsbau der Kirche im Ort und stiftete zwei Glocken. Am 22. August 1697 wurde Johann Ernst Kregel durch Kurfürst August den Starken mit dem Prädikat "Edler Herr von Sternbach" in den Reichsadelsstand erhoben.
Der Konsistorialassessor Dr. Traugott Thomasius, der im 18. Jahrhundert in den Besitz von Abtnaundorf gelangte, ließ um 1750 einen ersten barocken Rittergutsparks anlegen. 1789 wurde Abtnaundorf schließlich von Christian Gottlob Frege II erworben. Sein Vater Christian Gottlob Frege hatte das Leipziger Bank- und Handelshaus Frege & Co. gegründet, das im 18. Jahrhundert zu den wichtigsten Bankhäusern Sachsens gehörte. Darüber hinaus verfügte der neue Rittergutsbesitzer als Bankier und Geheimer Kammerrat über große finanzielle Mittel und politischen Einfluss. So konnte er es sich leisten, auch den vorhandenen Rittergutspark bis zur Parthenaue in einen englischen Landschaftsgarten mit geschwungenen Wegen und abwechslungsreichen Baumgruppen zu erweitern. Im 19. Jahrhundert war Abtnaundorf mit seinem öffentlich zugänglichen Gutspark ein beliebtes, über die Parthewiesen zu erreichendes Ausflugsziel der Leipziger. 1886 erhob König Albert von Sachsen Woldemar Frege in den Adelsstand. Sein Sohn Arnold, ab 1878 Mitglied des Deutschen Reichstags und später dessen 1. Vizepräsident, unternahm ausgedehnte Reisen durch Europa, um so die renommiertesten landwirtschaftlichen Betriebe kennenzulernen. Anschließend führte er das väterliche Rittergut in Abtnaundorf. Er ließ das alte Herrenhaus abtragen und zwischen 1891 und 1893 durch ein stattliches Schloss im Baustil der Neorenaissance ersetzen. Der in Norwegen geborene Peter Dybwad lieferte die Baupläne. Dybwad hatte in Leipzig und Umgebung zahlreiche Villen und Landhäuser errichtet. Auch am Bau des Reichsgerichtsgebäudes in Leipzig, heute Sitz des Bundesverwaltungsgerichts, war er beteiligt.
Im Abtnaundorfer Landschaftspark erhebt sich seit dem auf einem rechteckigen Grundriss ein repräsentativer, dreigeschossiger Putzbau mit hohem Kellergeschoss, reicher Sandsteingliederung, hohem Walmdach und Zwerchhäusern mit Volutengiebeln. Im Gegensatz zur symmetrisch gegliederten Westseite ist an der Ostseite ein Turm mit geschweifter Haube und offener Laterne angeordnet. Die Fassaden sind durch Erker und Giebel belebt. An der Zufahrt zum Schloss stehen zwei spiegelgleiche und turmbekrönte Torhäuser mit schmiedeeisernem Gittertor. Der etwas entfernt liegende Wirtschaftshof ist als offener Vierseitenhof auf etwa quadratischem Grundriss angelegt. Seine ein- und zweigeschossigen Gebäude mit Klinkerfassaden tragen Satteldächer und beherbergen heute einen Reiterhof.
Die Freges setzten ihren Reichtum aber nicht nur für ihr eigenes Anwesen, sondern auch zum Wohl der Gemeinde ein. So finanzierten sie maßgeblich Bau und Erhaltung der Schule und des Armenhauses, ließen die Dorfstraße bauen und spendeten der Schönefelder Kirche ein Deckengemälde und ein Kruzifix. Das schmucke Dörfchen Abtnaundorf avancierte so zu einem beliebten Ausflugsziel der Leipziger. 1895 erlaubte der sächsische König die Namensvereinigung der Familie von Frege mit der mecklenburgischen Adelsfamilie von Weltzien, die mit Helene von Weltzien, Freges erster Ehefrau, 1897 ausstarb.
Nach dem Tod des letzten Schlossbesitzers aus dem Hause Frege-Weltzien verfielen Schloss, Park und Gut immer mehr. Die Erbengemeinschaft verkaufte Schloss und Park 1920 an die Sägewerksbesitzer Schlobach aus Böhlitz-Ehrenberg. Diesen folgten in schneller Folge weitere Besitzer, die alle nichts für die Erhaltung des Hauses taten. Schließlich richtete 1939 die NSDAP im Haus eine Schule für Parteiführer ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging der Gutshof an die Karl-Marx-Universität Leipzig über, die hier ein Lehr- und Versuchsgut betrieb. Im Schloss bildete man zunächst Neu- und Berufsschullehrer aus und von 1966 bis 1996 war in den Räumen die Kinderabteilung des Krankenhauses St. Georg untergebracht. Danach wurde das Schloss privatisiert und durch eine Immobiliengesellschaft zur Umwandlung in eine Eigentumswohnanlage saniert. Die Rittergutsanlage ging 2021 in den Besitz der GRK-Gruppe Leipzig.

Abtnaundorfer Park


An das Schloss schließt sich der ehemalige Schlosspark an, der nahtlos in den Abtnaundorfer Park übergeht. Der Abtnaundorfer Park ist ein Landschaftspark westlich des Siedlungsgebietes Abtnaundorf. Den ca. 15,8 Hektar großen Park bedecken Wald- und offene Wiesenflächen, die von einem unregelmäßigen Wegenetz durchzogen werden. Zentral im Park befindet sich ein durch zwei Gräben mit der Parthe verbundener 5200 m² großer Teich mit der 590 m² großen sogenannten Liebesinsel. Auf dieser steht ein dachloser Rundtempel (Monopteros) mit einer 1991 vom Leipziger Bildhauer Markus Gläser geschaffenen Frauenfigur anstelle des 1988 zerstörten Fregesteins. Weiterhin sind noch einige Elemente der ursprünglichen Parkgestaltung erhalten, wie beispielsweise ein Säulenstumpf am Teich, ein Gedenkstein im Wald, eine Bogenbrücke über die Parthe und eine Kastanienallee. Der Endpunkt der Kastanienallee stellte das nach 1945 zerstörte Mausoleum der Familie Frege dar. Das dunkle Laub der Kastanienallee sollte den Weg des Todes symbolisieren.
Der Abtnaundorfer Park wurde zwischen 1752 und 1755 durch den Leipziger Konsistorialassessor Dr. Traugott Thomasius als barocker Rittergutspark angelegt. 1789 gelangte das Rittergut in den Besitz des Leipziger Bankiers und Handelsherrn Christian Gottlob Frege II, der um 1800 eine Erweiterung des etwa fünfzig Jahre alten Parks im Stil eines sentimentalen Landschaftsgartens vornahm. Frege ließ sich dabei von den Anlagen in Wörlitz inspirieren. Als Gartenarchitektur entstanden unter anderem ein Badehäuschen, ein japanischer Pavillon mit einer Orangerie und einer Freiluftkegelbahn sowie ein Pavillon auf einer Bogenbrücke. Schon damals wurde der Landschaftspark als ein beliebtes Ausflugsziel geschätzt und in Reiseführern beschrieben.
In der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 blieb das Herrenhaus zwar unversehrt, doch der Park erlitt große Schäden, die 1833 zu einer Umgestaltung führten. Eine weitere Möglichkeit für die Parkgestaltung bot sich, als der Juraprofessor Richard Woldemar Frege, ein Urenkel des Stammvaters Christian Gottlob Frege, 1856-67 die alten Wirtschaftsgebäude abreißen und außerhalb des Rittergutes einen neuen Wirtschaftshof anlegen ließ. Die so entstandenen Fläche wurden für größere neue Anlagen, Neupflanzungen und Sichtachse genutzt. Darüber hinaus entstand westlich des Herrenhauses ein Rosarium als Pleasureground. Zudem wurde zwischen 1889 und 1891 am nordöstlichen Ende der Kastanienallee das Mausoleum für die Familie Frege errichtet.
Ab 1920 begann aufgrund häufig wechselnder Besitzer der Niedergang der Anlage. Zunächst ging das Gut an die Gebrüder Schlobach, die von ihrem Vater Franz Schlobach aus Böhlitz-Ehrenberg ein Sägewerk geerbt hatten. Die neuen Besitzer ließen einen Großteil des wertvollen Baumbestandes fällen und durch schnellwachsende Schwarzpappeln und Weiden ersetzen. Bereits nach zwei Jahren verkauften sie die Anlage wieder. Auch unter den nachfolgenden Besitzern verkam der Park immer weiter. Zwischen 1943 und 1945 wurde er dann sogar durch Bombenangriffe schwer geschädigt.
Auch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs befand sich der Park in einem schlechten Pflegezustand und seine Pflege wurde eher zurückhaltend betrieben. Zudem holzte man nach dem Krieg den Baumbestand als Feuerholz erneut ab. Erst in den 1980er Jahren keimte durch die Gründung eines Parkaktivs zur Pflege und dem Erhalt der Anlage wieder neue Hoffnung auf. So setzte man 1991 in den Tempel auf der Insel anstelle des 1988 zerstörten Fregesteins eine Frauenstatue und im Februar 2014 wurden 60 Pappeln im Vorfeld einer Wegebaumaßnahme gefällt sowie weiterer Aufwuchs komplett abgeräumt.
 
Bildergalerie
Schloss Abtnaundorf
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