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Beschreibung
Wenn die zahlreichen Besucher der Stadt den wohlklingenden Namen Meißen hören, denken sie meistens an das edle Porzellan der Meißner Porzellanmanufaktur, das die Stadt weltbekannt gemacht hat. Auch wenn die ersten Stücke des weißen Goldes nicht aus Meißen stammen sollen - dem Ruhm der Stadt tut dies keinen Abbruch.
Meißens bauliches Wahrzeichen ist jedoch nicht die Porzellanmanufaktur, sondern der Burgberg mit seinem großartigen Ensemble aus Dom, Bischofsschloss, Kornhaus und der Albrechtsburg, dem ersten deutschen Schlossbau und einem der schönsten Profanbauten der Spätgotik in Deutschland.
Der Platz, den Heinrich I. 929 als ständiges Heerlager auswählte, war wohlbedacht. Der Berg an den Ufern der Elbe bot Überblick und Schutz vor Feinden, denn schließlich befand man sich auf feindlichem Land, auf slawischem Siedlungsgebiet. Ab dem 11. Jahrhundert beherrschten gleich drei Machthaber den Burgberg: der Markgraf, der Bischof und ab 1068 auch noch ein Burggraf, der als militärischer Kommandant der Reichsburg die Interessen des Kaisers vertrat. Mit Heinrich von Eilenburg zog 1089 erstmals ein Wettiner in die Burg ein.
Im 12. Jahrhundert ging der Reichseinfluss in der Mark Meißen jedoch zurück und die Wettiner konnten ihre Landesherrschaft immer stärker ausbauen. In der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts hatte sich die politische Macht der Markgrafen so gefestigt, dass sie keine weitere Feudalgewalt mehr neben sich dulden mussten. Die Bischöfe waren gezwungen, ihre Residenz zu verlegen und auch die Burggrafen, die lange ihre Stellung als gleichrangige Reichsfürsten gegenüber den Markgrafen behaupten konnten, zogen sich ins Erzgebirge zurück. 1439 verloren sie endgültig ihre Position auf dem Burgberg.
Als im 15. Jahrhundert die wettiner Herrschaft zum bedeutendsten Kurfürstentum neben dem Kaiserhaus aufstieg, entstand die Albrechtsburg in ihren heutigen Ausmaßen. Auftraggeber für die imposante Anlage waren die Brüder Ernst und Albrecht von Wettin, die gemeinsam über Sachsen und Thüringen regierten.
Unter der Leitung des bedeutenden Baumeisters Arnold von Westfalen begann 1471 die Errichtung der neuen Residenz. Arnold von Westfalen revolutionierte als kurfürstlicher Baumeister entscheidend die vorherrschende spätgotische Baukunst. Neuartig - und noch heute zu bestaunen - sind die "Vorhangbogenfenster", der Verzicht auf die für die Gotik üblichen Strebenpfeiler und die einzigartigen Gewölbeformen, die "Zellengewölbe", die ihm den Ehrentitel "Meister der Wölbungsbaukunst" eintrugen.
Ihren Namen erhielt die Albrechtsburg erst 1676 durch Johann Georg II. in Verehrung für Albrecht den Beherzten, einen der Erbauer.
Als Meisterwerk des Treppenbaus ist der aus 111 Stufen bestehende "Große Wendelstein" an Leichtigkeit und filigraner Schönheit, die auf einer gewagten Konstruktionslösung beruhen, bis heute unübertroffen. Der große Wendelstein ist die repräsentative Haupttreppe des Schlosses. Über ihn gelangte man vom Hof unmittelbar in den Festsaal und die kurfürstlichen Räume.
Trotz der Raffinesse des Bauwerks blieb die Albrechtsburg stets ein Nebenschauplatz der sächsischen Historie. Als es 1485 in Leipzig zur Teilung des sächsischen Landes kam, da sich die beiden Brüder zerstritten hatten, wurde die Albrechtsburg - die ursprünglich als Wohnsitz und Verwaltungszentrum gedacht war - nur noch als gelegentlicher Aufenthaltsort genutzt. Kurfürst Ernst ging nach Thüringen; Herzog Albrecht entschied sich für Dresden als Residenzstadt. Unter Herzog Georg vollendeten die Baumeister in den Jahren 1521 bis 1524 das Ensemble.
Aus heutiger Sicht ist diese Zurückhaltung der beiden Ersteigentümer kaum zu verstehen, hatte der Baumeister Arnold von Westfalen doch etwas Besonderes geschaffen, ein Bauwerk überwiegend im gotischen Stil, doch bereits mit Elementen der Renaissance. Aber die verschmähte Burg konnte aus ihrer Nichtnutzung auch bedeutende Vorteile ziehen, blieb sie doch von barocken Modernisierungen verschont und präsentiert sich heute in ihrem spätgotischen Aussehen, wie sie einst Arnold von Westfalen schuf. Die Albrechtsburg gehört heute zu den wenigen unverfälscht erhaltenen spätgotischen Profanbauten.
Bekanntheit erlangte die Albrechtsburg auch durch die Meißner Porzellanmanufaktur, die auf Geheiß Augusts des Starken 1710 hier unterkam. Ursprünglich nur einige Räumen belegend, dehnte sich die Manufaktur rasch auf das ganze Gebäude aus. 50 Jahre später beschäftigte die Manufaktur bereits über 700 Personen.
Einen dementsprechenden Anblick bot auch das Schloss. Neben den erforderlichen Werkzeugen lagerte auch Brennmaterial in den kostbaren Sälen. Als dann auch noch Maschinen die Produktion beschleunigte, entschloss man sich, die Manufaktur auszulagern. Bis 1863 blieb die Manufaktur in der Albrechtsburg, dann wurde sie ins Triebischtal verlegt. Seitdem geht der Ruhm dieses Schlosses um die Welt.
Aber nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch nach dem Ende der DDR schrieben die historischen Räume Geschichte: Am 3. Oktober 1990 gründete sich hier der Freistaat Sachsen.
Wenn der Besucher heute mit Filzpantoffeln über das Parkett der Großen Hofstube - einem der wohl schönsten Räume der Albrechtsburg - gleitet, lässt sich erahnen, welch Glanz einst das Gebäude füllte. Hofstuben dienten im Mittelalter als Aufenthalts- und Speiseräume. Sie waren - im Gegensatz zum Großen Saal, den man nur gelegentlich nutzte - der Mittelpunkt des täglichen Lebens für die Bewohner. Mit 34 Metern Länge und 13,5 Metern Breite ist die Große Hofstube der größte Raum des Schlosses. Die beiden Gemälde an der Giebelseite, geschaffen von Alfred Diethe (1836-1919), zeigen Szenen aus der Jugend der Prinzen Ernst und Albrecht. Ein 1773 im Erdgeschoss ausgebrochener Brand beschädigte die Große Hofstube erheblich. Erst im 19. Jahrhundert erhielt der Saal sein imposantes Rippengewölbe. Seitdem dient er auch als Festsaal.
Neben der Großen Hofstube verströmt auch der Wappensaal den Hauch des Besonderen. Der Wappensaal stammt aus der letzten Bauphase der Albrechtsburg von 1521 bis 1524. Sein Schlingrippengewölbe unterscheidet sich von den anderen Gewölben des Schlosses.
Seit 1881 ist die Albrechtsburg ein Museum. Publikumsmagnet heute ist die große Dauerausstellung "Mittelalterliche Plastik", ein Genuss für Kunstfreunde. In diesem Juwel der sächsischen Elbschlösser und bedeutenden Erbe mittelalterlicher deutscher Kultur hat auch die Gegenwart ihren Platz gefunden.
Mit der Wiedereröffnung des "Oberen Promenadenwegs" entlang der Außenmauern von Kornhaus, Albrechtsburg und Dom stellten die Stadtväter 2005 auch ein wichtiges Bindeglied des Historischen Rundwegs um die Albrechtsburg wieder her. Der Rundweg, der zu den regulären Öffnungszeiten der Albrechtburg begangen werden kann, eröffnet dem Besucher neue Perspektiven mit Ausblicken über das Elbtal. Verschiedene Treppenanlagen ermöglichen den Zugang zum Domplatz und in die historische Altstadt mit ihren neu renovierten Häusern.
Bereits im 15. und 16. Jahrhundert wurde der Hang unterhalb der heutigen Albrechtsburg als fürstlicher Tiergarten genutzt. Nach 1863 erarbeitet der königliche Gartenbaudirektor Gustav Friedrich Krause ein Konzept zur Gestaltung einer romantisch geprägten Parklandschaft mit Brücken, Terrassen und Treppenanlagen. Die so konzipierte Parkanlage erweiterte man um 1900 durch Abtragung der Mauer unterhalb des Bischofsturmes und den Ausbau des Wegesystems. Nach einem langsamen Verfall im 20. Jahrhundert und der umfassenden Sanierung in den Jahren 2002 bis 2005 präsentiert sich die historische Gartenanlage wieder im alten Glanz.
Wer heute das Areal um die Albrechtsburg besucht, kann sich an einem der geschichtlich interessantesten und schönsten baulichen Ensembles Sachsens erfreuen.
Elbradweg |
Am Elbufer entlang zieht sich von Dresden nach Riesa ein Radweg, vorbei am Weingut Hoflößnitz und den Schlössern Wackerbarth, Seußlitz sowie Promnitz. Lohnenswert sind auch kurze Abstecher zu den Schlössern Gauernitz, Scharfenberg, Siebeneichen und Hirschstein auf der anderen Elbseite sowie Proschwitz im Hinterland. |
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Bildergalerie |
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Albrechtsburg Meißen |
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Albrechtsburg Meißen |
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Großer Wendelstein |
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Große Hofstube |
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Schlingrippengewölbe im Wappensaal |
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