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Beschreibung
Viel ist über die Baukunst des Barocks bereits geschrieben worden. Unvergleichliche Beispiele sind der Nachwelt - gerade in Dresden - erhalten geblieben. Der Barock spiegelt Macht und Pracht, Herrlichkeit und Lebensfreude wider. Ihren stärksten Ausdruck fand die Barockkunst in der Architektur. Schwingende Formen und reicher ornamentaler Schmuck rufen heute noch beim Betrachter den Eindruck von Kraft und Bewegung hervor. Der Barock ist die Kunstform des Absolutismus im 17. und 18. Jahrhundert.
Auch die Natur musste ihren Teil zum Lob und Ruhme hochgestellter Persönlichkeiten dieser Zeit beitragen. In geschickter Weise wussten die Baumeister Matthäus Daniel Pöppelmann und Johann Christoph Knöffel das 18 Hektar große, leicht hügelige Terrain auszunutzen, um eine beeindruckende Gartenanlage mit Terrassen, Kaskaden und Brunnen, Blumenrabatten, Orangenbäuchen und Heckenwänden zu erschaffen.
Der Park, in dem sich einst die feine Gesellschaft zu rauschenden Festen nach dem Vorbild Ludwigs XIV. in Versailles traf, gilt als der großartigste, der zur Zeit von August dem Starken entstand. Noch heute kann man sich vorstellen, wie weiß gepuderte Damen mit steifen Reifröcken und Herren mit Schnallenschuhen und Perücken sich bei Musik und Tanz vor zahllosen Springbrunnen amüsierten.
Hecken warfen lange Schatten. Kein Sonnenstrahl sollte die blasse Haut erreichen. Um so farbenfroher waren demgegenüber Beete und Rabatten. Der Adel wollte die Natur beherrschen. Die Grasflächen wurden kurz gehalten, die Bäume von Hand akkurat geschnitten und die Wege penibel geharkt.
In der Nähe bei Pirna kaufte der Minister und Gouverneur von Dresden, August Christoph Graf von Wackerbarth, 1719 ein abgebranntes Gut und ließ von Johann Christoph Knöffel eine ausgedehnte Planung fertigen. Wie weitreichend die Pläne einst waren, verdeutlichen verschiedene Entwürfe der Zeit, die heute noch erhalten sind. Ihr Schöpfer machte sich eine Taleinsenkung des Geländes in geistreicher Weise zu Nutze. Das Schloss mit zwei weit vorspringenden Flügeln und die zu beiden Seiten im stumpfen Winkel symmetrisch sich anfügenden Orangeriegebäude bildeten als beherrschende Baugruppe den Zielpunkt der Anlage. Davon wurden das Schloss, die obere Orangerie und ein Gewächshaus errichtet.
Das Schloss im Stile der damaligen Zeit brannte jedoch 1813 ab. Lange lagen die Ruinen brach, bis man von der ursprünglich dreiflügeligen Anlage 1872-74 einen Seitenflügel als Friedrichschlösschen wieder aufbaute. In seinen barock ausgestalteten Räumen befindet sich heute ein Café.
Doch Wackerbarth konnte sich wohl nie richtig an seinem Besitz erfreuen. Der Bau von Schloss und Orangerie hätte ihn fast ruiniert. Bereits vier Jahre später erwarb August der Starke, der alle Baumaßnahmen in Sachsen mit großem Interesse verfolgte, die Schloss- und Gartenanlage im geheimen, um sie 1726 öffentlich als repräsentativen Festplatz für die jährlichen Feste des Polnischen Weißen Adlerordens zu präsentieren.
Der sächsische Kurfürst hatte ein zweites Versailles vor Augen und plante tiefgreifende Veränderungen, mit deren Ausarbeitung er Longuelune, Knöffel und Pöppelmann beauftragte. Doch auch er musste vor den Geldproblemen kapitulieren. Die Garten- und Schlossanlage blieb unvollendet.
Dennoch verdient das, was die Baumeister schufen, Anerkennung. Die natürliche Geländesituation nutzend, gliedern drei nach Süden gerichtete Achsen die Parkanlage. Im oberen Gartenteil verläuft eine Querachse vom Friedrichschlösschen nach Osten.
Von der Oberen Orangerie hat man auch einen besonders beeindruckenden Blick auf das untere Gartenparterre und das Heckenboskett mit verschiedenen Sandsteinfiguren.
Kennzeichnend für den Park ist die meisterhafte Ausnutzung der Höhenunterschiede durch zahlreiche Freitreppen, Terrassenanlagen und das untere Orangeriegebäude. Den Höhepunkt bildet die mit musizierenden Putten geschmückte "Stille Musik", ein von geschwungenen Treppen gerahmtes Fontänebecken. Dahinter zieht sich eine bewaldete Fläche den Hang hinauf.
Wo einst die "große Gesellschaft" feierte und lustwandelte, bietet sich dem Besucher heute Schönheit in Ruhe und Entspannung. Heitere, sonnendurchflutete Gartenräume wechseln mit schattigen, lauschigen Plätzen. Der schönste "Festsaal im Grünen", das Untere Orangerieparterre, welches durch zwei kanalartige Wasserbecken geteilt wird, ist in den Sommermonaten mit Orangenbäumchen aus der Toskana geschmückt. Parkbänke laden zum Verweilen ein. Ein für die damalige Zeit beachtliches "Wasserwerk" mit Pumpen und Hebemaschinen versorgte die zahlreichen Fontänen und Kaskaden aus der nahe gelegenen Müglitz.
Bildhauerarbeiten in hoher künstlerischer Vollendung, teilweise aus der Permoser-Schule, vervollständigen das Ensemble. Von den einst 360 Sandsteinskulpturen haben sich 52 erhalten. Darüber hinaus versetzte man 1960 das Tor und zwei Delfinbrunnen vom Hof des Dresdner Landhauses nach Großsedlitz und gestaltete damit den repräsentativen Eingang zum Park.
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Bildergalerie |
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Barockgarten Großsedlitz |
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Obere Orangerie |
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Friedrichschlösschen |
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Unteres Orangerieparterre |
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