Historisches Sachsen
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Lampertswalde   
 
Allgemeines
 
Information

Landkreis Nordsachsen

Beschreibung
Am Rand der Dahlener Heide mit ihren großen Wiesen- und Weideflächen liegt die Gemeinde Cavertitz, dessen heutiger Ortsteil Lampertswalde erstmals am Anfang des 13. Jahrhunderts eine Erwähnung erfuhr. Bedeutend ist der Ort vor allem durch das ehemalige Rittergut mit Schlosspark und der 1722 im barocken Stil umgebauten Dorfkirche. 1948 wurde das intakte Wasserschloss gemäß Befehl 209 des Obersten Chefs der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland zur Gewinnung von Baumaterial abgerissen. Das Palmenhaus, das Inspektorhaus und das Gärtnerhaus sind nach der Wende wiederhergestellt worden und bilden den Mittelpunkt des kleinen Ortes.
Aus einem alten Herrensitz des 13. Jahrhunderts entwickelte sich im Laufe der Zeit ein Rittergut, das in den Händen so bedeutender Familien wie den von Pflugk, von Köckeritz, von Döring und von Oppel war. Schließlich erwarb im Jahre 1694 Hans Gottlieb von Thielau das Rittergut von Johann David von Oppel. Thielau, Königlich-Polnischer und Kurfürstlich-Sächsischer Generalmajor, Oberstallmeister und Amtmann von Colditz, gehörte zu den einflussreichen Adligen am kurfürstlichen Hof. Als 22jährig kam er nach Dresden, wo ihn Kurfürst Johann Georg III. zum Kammerjunker für seine beiden Söhne Johann Georg und Friedrich August erwählte. Später begleitete er den sächsischen Kurfürsten und polnischen König August den Starken als Stallmeister auf seiner Kavalierstour durch Europa. So konnte es sich Thiele leisten, das Wasserschloss in den Formen der Dresdner Architektur zu erbauen. Es entstand ein barocker Komplex mit Wirtschaftsgebäuden, Kirche, Pfarrhof und einer Parkanlage. Das Schloss befand sich auf einer kleinen Insel. Zwei Brücken führten auf diese zu. Vor dem Schloss stellten vier lebensgroße Sandsteinstatuen aus der Zeit um 1780 die vier Jahreszeiten dar. Sie wurden 1894 aus dem Schlosspark Leuben hierher versetzt.
Das Schlossgebäude selbst war ein rechteckiger, zweigeschossiger Bau mit Walmdach. Die breite Front gliederten drei Risalite. Schlichte Gewände fassten die Fenster. Über der Mitteltür, zu der eine zweiarmige Freitreppe emporführte, wies ein Monogramm auf Hans Gottlieb von Thielau als Erbauer und das Jahr 1698 hin. Das Obergeschoss zierte das Ehewappen des Hans Gottlieb von Thielau und seiner Frau Charlotte Elisabeth von Schönberg. Die Tochter des Geheimen Rates und Gerichtspräsidenten Gotthelf Friedrich von Schönberg, Herr auf Lockwitz und Nickern, hatte Thielau 1691 geheiratet.
Im Innern des Schlosses öffnete sich der stattliche Vorsaal gegen das Treppenhaus mit einem mächtigen Bogen. Stuckdecken zierten die Räume. Eine Treppe stiegt in drei Läufen auf und erreichte im Obergeschoss den großen Saal über dem Flur. Leider wurde bei einem Brand 1826 das Hauptgesims des Hauses beschädigt und in der Folge der Giebel, der sich über dem Mittelrisalit erhob, beseitig. Der Vorsaal erhielt in der Mitte eine Stütze.
Das Schloss Lampertswalde war bis zum 2. Weltkrieg bewohnt, doch die Bodenreform ab Herbst 1945 in der sowjetischen Besatzungszone in Verbindung mit dem Befehl Nr. 209 des Obersten Chefs der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland und Obersten Chefs der Besatzungstruppen in Deutschland, Marschall der Sowjetunion Wassili Danilowitsch Sokolowsky, vom 9. September 1947 führte schließlich zur Beseitigung des Schlosses. Sein Grundriss ist heute noch auf der Roseninsel sichtbar. In der weiteren Folge verfiel auch der Park immer mehr. Darüber hinaus war der Wallgraben im Nordwesten der Anlage mit Schutt und Erdreich verfüllt worden. Mit dem Trockenfallen eines den Schlossteich speisenden Teiches verfielen auch dessen Ufermauern. Die Natur ergriff Besitz von der Schlossinsel und kaum ein Dorfbewohner hätte sich vorstellen können, dass dieses Kleinod wieder einmal zum Leben erweckt werden wird. Doch die Einwohner der Gemeinde nutzten die Zeit nach der politischen Wende in der DDR und packten tatkräftig an. Seit 1990 kümmert sich der Verein "Schätze und Plätze" um das Areal und versucht mit Fördermitteln und Spenden dieses beachtenswerte Kulturgut zu erhalten. So wurden in den Jahren 1991 bis 1994 die Parkanlage wieder hergestellt, der Wallgraben mit Wasser gefüllt, die Mauern neu aufgebaut und Gebäude restauriert. 2007 eröffnete im ehemaligen Palmenhaus auch noch ein Burgcafé.
 
Bildergalerie
Schlossinsel und Rittergut Lampertswalde
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