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Beschreibung
Leubnitz, ein Ortsteil der Stadt Werdau westlich von Zwickau, hat eines jener sächsischen Schlösser, die an die bekannten Anlagen im französischen Loiretal erinnern. Durchaus romantisch in einem kleinen Park gelegen erkennt man insbesondere in der Draufsicht, dass hier einst eine Wasseburg mit vier Ecktürmen und einer Brücke gestanden haben muss. Das Mauerwerk der Türme stammt aus dem 16. Jahrhundert, während der rechteckige Baukörper des Schlosses seine Gestalt bei einem Umbau im Jahre 1870 erhielt. Obwohl die Neorenaissanceformen der Fassaden an einen französischen Einfluss erinnern, ist die Bauform mit zwei oder vier Türmen auch in der sächsischen Baukunst durchaus verbreitet. Hier sind u.a. die Schlösser in Moritzburg, Hermsdorf (Ottendorf-Okrilla) und Milkel zu nennen, die ebenfalls mit runden Ecktürmen versehen sind. In Leubnitz tragen die vier an die Ecken gesetzten Türme steile, spitze Helme und überragen damit das Mansardenwalmdach des Schlosses deutlich.
Der markante Adelssitz geht auf die Familie von Uttenhofen zurück, die das Rittergut um 1540 übernahm. Die Familie ist ein altes fränkisches Adelsgeschlecht, das seine Anfänge im Hofer Raum hatte und im 16. Jahrhundert auch im Vogtland begütert war. Bald nach der Übernahme des Rittergutes in Leubnitz ließ sie ein Schloss errichten, das damals noch ein Wassergraben umgab. 1637 erwarb der Floßmeister Hans Abel Ficker den Herrensitz. Seine Söhne behielten diesen bis 1677, veräußerten ihn dann aber wieder. Nachfolgende Besitzer waren die Adelsfamilien von Römer, Weißenbach, Wolffersdorf und Lindenfels. 1870 verkaufte Bernhard Freiherr von Beust das Rittergut an den Kohlegrubenbesitzer Carl Friedrich Ebert, der das Schloss noch im gleichen Jahr umbauen und im Stil der Loire-Schlösser ausschmücken ließ. Dabei übernahm der Bauherr das noch aus dem 18. Jahrhundert stammende Mansardendach, erhöhte aber die ehemals noch niedrigeren Türme.
Nach dem Tod des Schlossherrn fiel 1889 seiner Witwe Helene Johanne Ebert das Gut zu. Ihre Erben veräußerten das Rittergut 1917 an Wilhelm Zacher, der 1924 auch noch das Rittergut in Blankenhain dazukaufte. Zachers Schwiegersohn Paul Hupfer erbte 1925 die beiden Rittergüter Leubnitz und Blankenhain, verlor diese aber im Zuge der Bodenreform. Den Gutshof teilte man - wie damals üblich - in Bauernstellen auf; im Schloss wurden Flüchtlinge untergebracht. Ab 1947 diente das Schloss dann als Rathaus der Gemeinde Leubnitz. Von 1992 bis 1998 ließ die Gemeinde umfangreiche Restaurierungsarbeiten ausführen, bei denen die Außenfassade und die Innenräume saniert wurden. Doch die Gemeindeverwaltung konnte das Gebäude im Anschluss nicht mehr nutzen, weil Leubnitz zum 1. Januar 1999 nach Werdau eingemeindet wurde. Das nunmehr leerstehende Schloss schrieb die Stadt Werdau zum Verkauf aus und veräußerte es zusammen mit dem Parkgelände 2004 in private Hand. Seit dem wird das Schloss Leubnitz als Wohnhaus genutzt.
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Bildergalerie |
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Schloss Leubnitz |
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