Historisches Sachsen
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Lilienstein   
 
Allgemeines
 
Information

Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge

Beschreibung
Im Vergleich zu anderen sächsischen Siedlungsgebieten stellt die Sächsische Schweiz eine außergewöhnliche Burgenlandschaft dar. Die oft isoliert stehenden Felsen boten selbst hervorragenden Schutz und Möglichkeiten zur Repräsentation. So konnten die böhmischen Adligen, die diese Burgen in der Pufferzone zwischen Böhmen und Sachsen errichteten, in der Regel auf mächtige Steintürme und festes Mauerwerk verzichten. Ihre Herrschaftsansprüche äußerten sich stattdessen in dem gewagten Ausbau der nahezu uneinnehmbaren Felsen. Ein ausgeklügeltes System von Wehrgängen in schwindelerregender Höhe, künstlich geschaffenen Felsräume und eine eigene Wasserversorgung auf der Grundlage von Zisternen lassen den Einfallsreichtum der ersten Erbauer erkennen.
Über dreißig mittelalterlicher Burgen und Burgwarte sind inzwischen in einem Dreieck zwischen Dohna, Stolpen und der heutigen Grenze zur Tschechischen Republik bei Schmilka identifiziert. Dabei konzentrieren sich diese an den Flussläufen der Kirnitzsch, Sebnitz, Polenz und natürlich auch der Elbe. Einen wesentlichen Anteil am Bau dieser Burgen haben böhmische Adlige, die sich an der Peripherie ihres Reiches etablierten. Im Elbsandsteingebirge behaupteten sie wichtige Schlüsselpunkte. Erst durch die Burggrafen von Dohna, die im 13. Jahrhundert eine wichtige Position im Grenzgebiet zwischen dem Königreich Böhmen und der Mark Meißen einnahmen, wurden ihnen elbabwärts Grenzen gesetzt. So verdichtete sich mit dem Ausbau der böhmischen Herrschaften das Burgennetz immer mehr, wobei sich die Burgen Hohnstein und Königstein als Zentrum zweier böhmischer Herrschafts- und Verwaltungsmittelpunkte etablierten. Zu den Felsenburgen, die im Gebiet der Sächsischen Schweiz entstanden, gehört auch der Lilienstein.
Schon von Weitem ist einer der markantesten Tafelberge der Sächsischen Schweiz zu sehen. Der Lilienstein ist der einzige rechtselbische Tafelberg und stellt das Symbol des Nationalparks Sächsische Schweiz dar. Dank seiner zentralen Lage bietet der Lilienstein eine phantastische Rundsicht über die Dörfer und die Elbe, die hier einen Bogen von 180 Grad um den Felsen beschreibt. Woher der Name "Lilienstein" kommt, ist immer noch umstritten. Alfred Meiches Erklärung, dass sich "Lilienstein" vom heilige Ägidius (volkstümlich Ilgen) ableitet, wird von Historikern nicht mehr zugestimmt.
Funde belegen, dass der Lilienstein bereits zur Mitte des 12. Jahrhunderts genutzt wurde. Auf dem sehr geräumigen Felsplateau stand einst eine Burg der Könige von Böhmen, die stets eng mit dem auf der anderen Elbseite befindlichen Königstein verbunden war. Dabei trug der etwas niedrigere Königstein immer die bedeutendere Wehranlage. Der Ausbau des Liliensteins wechselte im Laufe der Jahrhunderte und je nach den Besitzverhältnissen diente er als Außenposten der größeren Burg oder als Gegenburg zum Königstein im Falle einer Konfrontation.
Über das Ausmaß der Anlage bestand lange Zeit Unklarheit. Seit 1894 bei Ausgrabungen Rest der Umfassungsmauer, Wände mit Mörtelwerk und Bruchstücke von steinernen Tor- und Fensterstürzen freigelegt worden sind, ist der Lilienstein als alte Steinburg erwiesen. Für die Anlage der Burg wählten die Erbauer den inneren westlichen Abschnitt. Die äußere westliche Felspartie blieb unbebaut liegen. Die Ausmaße der Anlage sprechen für eine eher kleine Befestigung mit mehrfach geknickter Umfassungsmauer und zwei rechtwinkeligen Innengebäuden. Eine genaue Datierung der Bausubstanz gestaltet sich schwierig, da bei der langen Belegungsdauer vom 12. bis zum 15. Jahrhundert auch ein Wandel in der Baugestalt wahrscheinlich ist.
Die Geschichtsschreibung gibt als eine erste urkundliche Nennung das Jahr 1379 wieder, als König Wenzel von Böhmen den "Ylgenstein" an Thimo von Colditz verpfändete. Wenngleich das Pfand wenige Jahre später wieder eingelöst wurde, entschloss sich König Wenzel 1396 das "fortalitium Lilgenstein" erneut, diesmal an Burkhard Strnad von Janowitz, zu verpfänden. Ebenso wie der Königstein kam auch der Lilienstein im Zuge der Dohnaischen Fehde in den Besitz der Meißner Markgrafen. 1406 besetzten zwar noch markgräfliche Söldner den Stein, doch in den nachfolgenden Jahren verfiel die Burg immer mehr und wurde schließlich im 16. Jahrhundert ganz aufgegeben. Seine letzte große militärische Bedeutung spielte der Lilienstein 1813 in Aktionen Napoleons nach der Schlacht bei Dresden.
Schon früh diente der Lilienstein touristischen Zwecken. August der Starke ließ 1708 den heute noch vorhandenen Stufenweg auf der Südseite anlegen und bestieg den Felsen. Mitte des 19. Jahrhunderts war auf dem Felsen an warmen Sommertagen eine "fliegende Restauration" anzutreffen, für die 1873 ein kleines festes Gasthaus eröffnete. Dazu gesellte sich 1886 ein hölzerner Aussichtsturm. 1900 ergänzte der Nordaufstieg, der einem alten Kletterpfad folgte, die schon seit 1708 bestehenden Stufen im Süden.
 
Bildergalerie
Die Felsen sind durch Stege verbunden
Spärliche Reste zeugen von der einstigen Befestigung
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