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Beschreibung
Die Mulde ist reich an Burgen und Schlössern. Zahlreiche Objekte reihen sich hintereinander auf und lassen das Herz jedes Burgen- und Schlösserfreunds höher schlagen. Auch im Stadtzentrum von Grimma steht eines dieser Schlösser, das aus einer mittelalterlichen Burg hervorging.
Anzunehmen ist, dass die landesherrliche Burg kurz vor 1200 durch Dietrich den Bedrängten zur Sicherung der Herrschaft und des Muldeübergangs gebaut wurde. Mit dem Bau der Burg war der Meißner Markgraf unabhängig vom Burggrafen, der nur wenige Kilometer weiter in Wurzen einen anderen Muldeübergang beherrschte.
Das Aussehen der Urburg ist auf Grund der zahlreichen Überbauungen bis heute nicht geklärt. Als Architekturrest hat sich nur ein Arkadenfenster aus dem 13. Jahrhundert an der Nordseite erhalten. Die Burg war jedoch stets eng mit der Muldebrücke und der Stadt verbunden, wie die Anbindung an die Nordostecke der Stadtbefestigung beweist.
Grimma war immer markgräflich-meißnisch. Das wettinische Interesse an der Burg kam auch in der Stiftung der St. Oswald-Kapelle im Südteil der Burg durch Dietrich den Bedrängten zum Ausdruck. Die 1218 dem heiligen Oswald geweihte Kapelle ist heute jedoch völlig verschwunden. In der Folgezeit besaß Grimma als Stätte von Verwaltung und Gericht fortwährend eine große Bedeutung für die Markgrafen, wie zahlreiche Urkundenausstellungen beweisen.
Rege Bautätigkeit setzte Ende des 14. Jahrhunderts ein. In dieser Zeit wurde die aus einem Ost- und einem Westflügel sowie aus einem quadratischen Turm bestehende Anlage wohl endgültig vollendet. Der heute noch im Unterbau erhaltene massive Turm markierte die Nordwestecke der mittelalterlichen Burg. An ihn setzte ein Mauerzug zwischen den beiden Häusern an, der den Burghof nach Norden begrenzte. Schließlich begann 1509 die Umgestaltung zum Wohnschloss. Gebäude wurden erhöht, Vorhangbogenfenster und der markante Schaugiebel an der Nordseite schmückten das Schloss. Der landesherrliche Charakter der Anlage ist auch nach dem Umbau erhalten geblieben.
Plünderungen und Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg setzten Schloss Grimma schwer zu. In der Folgezeit richtete man im Gebäude ein Rent- und Gerichtsamt ein. 1810 wurde der spätgotische Schlossturm abgetragen und die innere Struktur der Schlossflügel stark verändert. Die Umgestaltung vom Fürstenschloss zum Zweckbau einer Behörde führten zu den heute sichtbaren schlichten Architekturformen. Die beiden Schlossflügel umschließen einen trapezförmigen Hof. Der markantere Ostflügel ist ein länglicher Rechteckbau mit steilem Satteldach. In ihm stechen eine frühgotische Fenstergruppe von 1230/40 und der mit reichem Blendmaßwerk versehene Nordgiebel hervor. Die Nordwestecke des Hofes füllt die Ruine des starken mittelalterlichen Turmes.
Nach Rekonstruktionsmaßnahmen erstrahlt der Gebäudekomplex wieder im neuen Glanz. Einen sehr schönen Blick hat man von den Resten der Muldebrücke, die von einem Wappenstein geschmückt wird. Seine Inschrift lautet: "Für die Ewigkeit - unter der Herrschaft und auf Kosten Friedrich Augusts König von Polen und Kurfürst von Sachsen, des gütigen Fürsten und unvergleichlichen Landesvaters, ist dieses stolze Bauwerk an Stelle einer 1637 zerstörten Brücke seit 1716 aus Steinquadern errichtet worden, gleichsam als Denkmal der königlichen und kurfürstlichen Gnade." Die barocke Muldebrücke entstand 1716-19 nach Plänen von Matthäus Daniel Pöppelmann. Der 1724 gesetzte prächtige Wappenstein zeigt das sächsische und polnische Wappen und erinnert an Sachsens Glanz unter Kurfürst August dem Starken.
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Bildergalerie |
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Muldefront des Schlosses |
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Wappenstein auf der Muldebrücke |
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