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Beschreibung
Heinersgrün, ein Ortsteil der Gemeinde Weischlitz im sächsischen Vogtlandkreis, liegt im Landschaftsschutzgebiet der Talsperre Dröda südlich der Autobahn 72. Der Ort wurde 1296 im Bobenneukirchner Vertrag, in dem die Vögte von Plauen, Gera und Weida ihre Rechte und Pflichten regelten, urkundlich als "Heinrichsgrune" (Rodungssiedlung eines Heinrichs) erwähnt. In allen drei Vogtslinien entwickelte sich in der Mitte des 13. Jahrhundert die vögtische Landesherrschaft und wurde durch Rodung, Stadtentwicklung und die reichsministerialische Stellung der Herren von Weida begünstigt.
Am südlichen Ortsrand von Heinersgrün steht das Herrenhaus des Rittergutes, welches auf Grund seines Aussehens auch als Schloss bezeichnet wird. Um 1330 befand sich Heinersgrün - ebenso wie Kürbitz und Gutenfürst, später auch Treuen und Unterlauterbach - im Besitz der oberfränkischen und vogtländischen Adelsfamilie von Feilitzsch. Die Heinersgrüner Linie der Familie von Feilitzsch behielt das Rittergut bis Mitte des 17. Jahrhunderts und veräußerte es dann an die Familie von Pöllnitz. Das alte Adelsgeschlecht mit Ursprung im Saale-Orla-Kreis und im Landkreis Greiz in Thüringen erwarb insbesondere Grundbesitz in Thüringen und Franken. Familienmitglieder machten Karriere im Staats- und Militärdienst, aber auch in wirtschaftlichen Bereichen. Nachdem die Familie von Pöllnitz das Rittergut Heinersgrün rund 140 Jahre besessen hatte, kaufte ein anderer Familienzweig derer von Feilitzsch es 1785 wieder zurück. Heinersgrün blieb bis 1936 in den Händen des Geschlechts. Als Grablege der Familie von Feilitzsch diente die St.-Clara-Kapelle auf einem 540 m hohen Berg außerhalb des Ortes. Vom weit sichtbaren Kirchlein hat man einen sehr schönen Blick über den Ort und den Kamm des Oberen Vogtlands.
Ein schweres Schicksal ereilte das Schloss 1920, als im Stall des Rittergutes ein Feuer ausbrach, auf das benachbarte Schloss übergriff und den Adelssitz bis auf die Grundmauern vernichtete. Der damalige Besitzer Philipp von Feilitzsch ließ das Schloss im darauf folgenden Jahr in leicht veränderter Gestalt wieder aufbauen. Doch Philipp von Feilitzsch konnte den Besitz nicht halten und musste das Rittergut Heinersgrün zusammen mit dem zugehörigen Vorwerk Markusgrün nordwestlich von Heinersgrün und Ländereien 1936 an den Landwirt Achaz von Zehmen veräußern. Von Zehmen bewirtschaftete das Rittergut bis 1942 und verkaufte es dann an Emil Kleine-Brockhoff. Er behielt jedoch das Waldgut Markusgrün und übergab dieses seiner Mutter Erna von Zehmen zur Bewirtschaftung.
Im Zuge der Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone erfolgte die Enteignung des Rittergutes Heinersgrün und des Vorwerks Markusgrün. Während Markusgrün später im Schutzstreifen der Grenze zwischen der DDR und der Bundesrepublik lag und nach der Umsiedlung der Bevölkerung und Verfall der Gebäude 1982 abgebrochen wurde, blieb das Schloss Heinersgrün erhalten. In seine Räume zog 1950 ein Kommando der Grenztruppen der DDR ein. 1972 übernahm die Gemeinde Heinersgrün den ehemaligen Adelssitz und nutzte ihn als Gemeindeamt, Verkaufsstelle, Gaststätte und Wohnhaus. Seit 1995 ist das herrschaftliche Gebäude im Privatbesitz und wird nach einer umfassenden Sanierung als Wohnhaus genutzt.
Das Schloss mit einem Kern wohl aus dem 12. Jahrhundert lässt sich anhand seiner Bauformen in die Mitte des 16. Jahrhunderts datieren. Den dreigeschossige Bau flankieren an der nördlichen Schauseite zwei runde Ecktürme. Rundtürme gelangten aus dem französischen Schlossbau nach Sachsen und sind auch in anderen Orten, wie Milkel bei Bautzen, Leubnitz bei Werdau, Moritzburg oder Ober Rengersdorf, zu finden. Zwischen den Rundtürmen steht ein rechteckiger Treppenturm etwas aus der Fassadenmitte herausgerückt. Das Mansarddach wurde dem Renaissanceschloss im 18. Jahrhundert aufgesetzt.
Bei Wiederaufbau des abgebrannten Schlosses 1921/22 ließ Philipp von Feilitzsch einige Umgestaltungen vornehmen: Die beiden Rundtürme wurden um ein Stockwerk erhöht und mit Kuppelhauben bedeckt. Auch den rechteckigen Treppenturm stockte man auf und versah ihn mit einem Dreiecksgiebel. Zudem wurden auch die südlichen Gebäudeecken turmartig erhöht und erhielten Zeltdächer, so dass das Schloss heute wie eine Vierturmanlage aussieht. Im Obergeschoss sind noch Stuckdecken in Jugendstilformen erhalten.
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Bildergalerie |
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Schloss Heinersgrün |
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